Krieg tobt seit 2011

Bei Sieg über IS: Putin deutet Abzug aus Syrien an

Ausland
05.10.2018 06:00

Seit siebeneinhalb Jahren tobt er nun, der Krieg um Syrien. In Schätzungen ist von bis zu 500.000 Todesopfern die Rede, zehn Millionen Menschen wurden vertrieben. Jetzt deutete Kreml-Chef Wladimir Putin erstmals einen möglichen Syrien-Abzug aller internationalen Truppen an.

„Wir sollten das Ziel verfolgen, dass es keine ausländischen Truppen in Syrien gibt“, sagte der Kreml-Chef. Auf Nachfrage machte er klar, dass damit auch die russischen und die iranischen Truppen gemeint sind. Ohne die Unterstützung Russlands und des Iran hätte das Regime von Präsident Bashar al-Assad den Krieg um Syrien wohl nicht für sich entscheiden können. Dass Putin auch den Abzug der iranischen Truppen verlangt, ist vor allem für Israel und die USA von Bedeutung.

Bashar al-Assad (links) und Wladimir Putin (Bild: AFP)
Bashar al-Assad (links) und Wladimir Putin

Marinebasis wird sicherlich bleiben
Zeitplan gibt es für Putins Plan freilich keinen. Zuerst, so der Kreml-Chef, müsse jedenfalls die Terrororganisation Islamischer Staat komplett besiegt sein. Außerdem wird Russland mit Sicherheit seine Marinebasis in der syrischen Hafenstadt Tartus behalten, die einzige im Mittelmeer. Erst jüngst hat Putin den Ausbau der Basis angekündigt.

Russische Marinebasis in der syrischen Hafenstadt Tartus (Bild: AFP)
Russische Marinebasis in der syrischen Hafenstadt Tartus

Problem Idlib
Und vor einem russischen Abzug muss wohl auch das Problem mit Idlib, der letzten verbliebenen Rebellen-Provinz im Nordosten Syriens, gelöst werden. Als Schutzmacht der - größtenteils islamistischen - Rebellen versucht die Türkei gerade eine mit Moskau akkordierte, bis zu 20 Kilometer breite Pufferzone einzurichten, aus der bis 10. Oktober alle schweren Waffen und bis 15. Oktober alle Kämpfer abgezogen werden sollten.

(Bild: APA/syria.liveuamap, Krone-Grafik)

Islamisten verweigern Kooperation
So soll ein Sturmangriff der Assad-Truppen auf das Gebiet, in dem auch drei Millionen Zivilisten leben, verhindert werden. Da aber mehrere islamistische Rebellengruppen, die teilweise auch der Terrororganisation Al-Kaida nahestehen, die Kooperation verweigern, ist unklar, was passieren wird. Möglicherweise kommt es zu einer begrenzten Militäraktion.

(Bild: AFP)

Putin optimistisch
Nach einem Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz in St. Petersburg gab sich Putin aber zuversichtlich, dass es zu keinen massiven Kampfhandlungen in Idlib kommen werde. „Ich habe allen Grund zu glauben, dass wir unser Ziel erreichen“, so Putin bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Kurz. Er meinte damit die Umsetzung der entmilitarisierten Zone.

Kreml-Chef Wladimir Putin bei einem Besuch seiner Truppen in Syrien im vergangenen Dezember. Damals ordnete er einen Teilrückzug des russischen Militärs an. (Bild: AFP)
Kreml-Chef Wladimir Putin bei einem Besuch seiner Truppen in Syrien im vergangenen Dezember. Damals ordnete er einen Teilrückzug des russischen Militärs an.
Laut dem russischen Verteidigungsminister sollen syrische Soldaten binnen drei Monaten im Umgang mit dem modernen russischen Luftabwehrsystem S-300 geschult werden. (Bild: The Associated Press)
Laut dem russischen Verteidigungsminister sollen syrische Soldaten binnen drei Monaten im Umgang mit dem modernen russischen Luftabwehrsystem S-300 geschult werden.

Unterdessen droht ein neuer Konflikt mit Israel, da Russland, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärt hat, nach dem irrtümlichen Abschuss einer russischen Maschine während eines israelischen Luftangriffes durch Syrien sein hochmodernes Luftabwehr-System S-300 an Syrien geliefert hat. Israel sieht in dem System eine massive Bedrohung, da sein Aktionsradius bis in den israelischen Luftraum reicht.

Christian Hauenstein, Kronen Zeitung

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