Kritiker verschwunden
Dubioser Fall: Saudis lassen Türken ins Konsulat
Im Fall des in Istanbul verschwundenen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat Saudi-Arabien die Durchsuchung seines Konsulats erlaubt. „Die saudischen Behörden haben mitgeteilt, dass sie für eine Zusammenarbeit offen sind und das Gebäude untersucht werden kann“, teilte das Außenministerium in Ankara am Dienstag mit. Die Türkei hatte die Durchsuchung am Vortag beantragt. Der saudiarabische Botschafter in den USA, Khalid bin Salman, versicherte, das Konsulat arbeite eng mit den türkischen Behörden zusammen, und wies Meldungen über den Tod oder die Verhaftung Khashoggis als „vollkommen falsch“ zurück.
Der 59-jährige regimekritische Journalist Khashoggi wird seit einer Woche vermisst. Er betrat am Dienstag vergangener Woche das saudische Konsulat in Istanbul, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, kam aber nicht wieder heraus. Nach Einschätzung türkischer Polizei- und Geheimdienstkreise wurde er im Konsulat ermordet.
Khalid bin Salman sagte nach Angaben des von Saudi-Arabien finanzierten Kanals Al-Arabiya, solche Meldungen seien „makabre Gerüchte“, die frei von Wahrheit seien. Er selbst sei ein Freund des Journalisten gewesen. Trotz Meinungsverschiedenheiten seien sie regelmäßig in Kontakt gestanden. Khalid bin Salman ist ein Bruder des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser gilt als der eigentlich starke Mann des Königreiches und pflegt enge Beziehungen zu den USA.
Trump besorgt: „Gefällt mir nicht“
Am Montag hatte sich erstmals US-Präsident Donald Trump zu dem Fall geäußert. „Ich bin besorgt“, sagte er. Er hoffe auf eine positive Lösung. „Im Moment weiß niemand etwas darüber, aber es kursieren einige böse Geschichten. Das gefällt mir nicht.“
Auch Vizepräsident Mike Pence zeigte sich „zutiefst besorgt“ angesichts der Berichte über den Tod Khashoggis. Sollten diese wahr sein, wäre dies „ein tragischer Tag“, twitterte Pence. „Gewalt gegen Journalisten weltweit ist eine Bedrohung der Pressefreiheit und der Menschenrechte“, schrieb er und forderte Aufklärung. „Die freie Welt hat Antworten verdient.“
Khashoggi war im Vorjahr wegen seiner kritischen Berichterstattung ins Visier der saudiarabischen Staatsmacht geraten und in die USA geflohen. Der Journalist war zwischenzeitlich auch Medienberater für einige Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien. Er schrieb unter anderem für die „Washington Post“.
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