Terror an sieben Orten
Großübung für Europas Polizei-Spezialeinheiten
Was wäre, wenn Terroristen an sieben verschiedenen Schauplätzen in Europa verteilt zugleich zuschlagen würden? Auf diese Frage wollten Europas Spezialeinheiten und Europol diese Woche bei einer Übung eine Antwort finden. Damit solche Szenarien in Zukunft keine unbewältigbaren Horrorvisionen sind, wurde zugleich ein Abkommen zwischen Europol und dem Spezialeinheiten-Netzwerk ATLAS unterzeichnet.
Am Beginn des Abkommens stand eine Übung, die bereits am Montag ihren Ausgang nahm und bis Donnerstag anberaumt ist: An sieben Schauplätzen in Europa forderten Terroristen die europäischen Spezialeinheiten heraus. So war die heimische Cobra in der Slowakei bei einer Massengeiselnahme im Einsatz, die an die Attacken in Paris im November 2015 erinnern sollte. Dabei kooperierten die Cobra-Beamten mit ihren Kollegen aus der Slowakei, der Tschechischen Republik, aus Ungarn, Slowenien und Kroatien. Dabei hatten sie mit sehr mobilen Angreifern zu tun und mussten den Einsatz von bewaffneten Einsatzwägen und Spezialfahrzeugen üben.
Geiselnahme auf einem Schiff
Die deutsche GSG 9 übte in der Baltischen See mit Einheiten der skandinavischen Staaten Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark sowie mit der niederländischen DSI. Dort war eine Geiselnahme auf einem Schiff mit Schnellbooten und Hubschraubern in der Dunkelheit zu beenden. In Spanien übten die beiden örtlichen Spezialeinheiten mit ihren portugiesischen, französischen, belgischen und italienischen Kollegen, wie man im Fall der Entführung eines Großraumflugzeugs vorgeht.
Zwischenfall in einer U-Bahn
In Warschau war eine Geiselnahme von 500 Menschen in einem U-Bahn-Zug das Szenario. Die polnische Sondereinheit BOA übte gemeinsam mit der lettischen OMEGA, der litauischen ARAS und dem estnischen K-Kommando. Ein kombiniertes Land/See-Szenario hatten Spezialeinheiten aus Island, Irland, Nordirland und England zu bewältigen. Dabei startete die Operation in Island und wurde in Nordirland abgeschlossen.
Schmutzige Bombe, gekaperter Bus
In Baden-Württemberg hatten Terroristen einen Zug unter ihre Kontrolle gebracht, wobei Informationen über den Einsatz einer schmutzigen Bombe - also eines konventionellen Sprengsatzes, mit dem aber radioaktives Material verbreitet wird - kursierten. Das SEK des deutschen Bundeslandes arbeitete dabei mit Spezialeinheiten aus Luxemburg, der Schweiz und Italien zusammen. Wegen der schmutzigen Bombe kamen Beamte der französischen Spezialeinheit RAID ebenfalls zum Einsatz. In Nordgriechenland schließlich wurden zwei Busse gekapert und sollten über die Grenze in die Ukraine gebracht werden. Griechische, zypriotische, bulgarische und rumänische Sondereinheiten versuchten, dies zu verhindern.
Während der gesamten Übung wurde eine zentrale Informations-und Koordinationsbasis bei Europol installiert. Verbindungsbeamte, Vertreter von ATLAS und Europol tauschten hier Neuigkeiten aus und versuchten die regionalen Operationen zu koordinieren.
Unterstützungsbüro in Den Haag
Kernpunkt der am Mittwoch unterzeichneten Vereinbarung ist, dass das Netzwerk ATLAS, in dem 38 Spezialeinheiten der EU-Mitgliedsstaaten und assoziierter Länder wie der Schweiz, Island und Norwegen zusammengeschlossen sind, ein Unterstützungsbüro beim European Counter Terrorism Centre (ECTC) im Europol-Hauptquartier in Den Haag unterhalten wird. Die Vereinbarung unterschrieben Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft, Europol-Direktorin Catherine De Bolle und Bernhard Treibenreif, Vorsitzender von ATLAS und Direktor der Sondereinheit Einsatzkommando Cobra/Direktion für Spezialeinheiten.
„Nutzt der Sicherheit aller europäischen Bürger“
De Bolle zeigte sich sehr erfreut über den Vertrag: „Ich bin sicher, dass das engere Verhältnis zwischen Europol und ATLAS zusätzlichen Nutzen für die Abwehrbereitschaft der Strafverfolgungsgemeinschaft und damit für die Sicherheit aller europäischen Bürger bringt.“ Ein wichtiges Element sei die Ermöglichung des grenzüberschreitenden Einsatzes von Spezialeinheiten. Europol sieht es De Bolle zufolge auch als ihre Verpflichtung, ATLAS bei der Entwicklung ehrgeiziger Projekte in der Zukunft zu unterstützen. Unter anderem nannte sie „die Entwicklung von gemeinsamen Trainingsaktivitäten und die Ressourcen-Bündelung“.
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