„Lage nicht stabil“

Kickl will Grenzkontrollen bis Mai 2019 fortsetzen

Österreich
11.10.2018 06:28

Die Regierung macht die Verlängerung der Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien nun offiziell. In einem Schreiben an EU-Kommission, -Rat und -Parlament kündigt Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) an, die bis 11. November befristeten Kontrollen um ein weiteres halbes Jahr zu verlängern - also bis Mai 2019. Während der EU-Ratspräsidentschaft behält man sich auch Kontrollen an anderen Grenzen vor.

„Aufgrund nach wie vor zu hoher Zahlen von Aufgriffen illegal eingereister bzw. aufhältiger Personen und von Asylansuchen im Bundesgebiet kommt die österreichische Bundesregierung zu dem Schluss, dass die Lage nicht ausreichend stabil ist. Aus diesem Grunde hat Österreich entschieden, Binnengrenzkontrollen zu Slowenien und Ungarn nach dem 11. November 2018 durchzuführen“, heißt es in dem Schreiben, das am Donnerstag nach Brüssel und an die Schengen-Partner übermittelt wird.

(Bild: Christian Schulter)

Konkrete Zahlen über Aufgriffe oder Asylanträge, die das belegen würden, nennt das Schreiben nicht. Tatsächlich ist die Zahl der Asylanträge in Österreich zuletzt stark zurückgegangen: Von Jänner bis August gab es 9337 Anträge - nur halb so viele wie in den ersten acht Monaten 2017. Eingeführt wurden die Grenzkontrollen 2015. Damals registrierte Österreich von Jänner bis August noch 46.144 Asylanträge - also fünfmal so viele wie heuer.

(Bild: APA/Hans Klaus Techt)

Kontrollen sollen vorbeugend sein
Allerdings argumentiert Kickl in dem Schreiben, mit den Grenzkontrollen einer Situation wie 2015 vorbeugen zu wollen. Allein in Bosnien-Herzegowina habe man in den vergangenen neun Monaten mehr als 10.000 irreguläre Migranten registriert. Der steigende Zustrom von Migranten aus der Türkei nach Griechenland lasse zunehmenden Druck über die „östliche Mittelmeerroute“ erwarten. Außerdem gebe es nach wie vor eine „latente Bedrohung durch Terrorismus“ in der gesamten EU.

Migranten am österreichisch-deutschen Grenzübergang auf der Innbrücke bei Braunau (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Migranten am österreichisch-deutschen Grenzübergang auf der Innbrücke bei Braunau

EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos hatte im September an die Mitgliedsstaaten appelliert, die Grenzkontrollen möglichst bald wieder abzuschaffen und zur normalen Funktionsweise des Schengen-Systems zurückzukehren. Allerdings hat auch Frankreich in der Vorwoche die Verlängerung seiner Grenzkontrollen bis April angekündigt. In Österreich wird sich der Nationalrat kommende Woche mit der Verlängerung der Kontrollen befassen: Die NEOS werfen der Regierung Populismus vor und haben eine Sondersitzung einberufen.

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