Drama am Weg zur ISS

Franz Viehböck: „War natürlich eine Notsituation“

Wissenschaft
11.10.2018 13:54

Nach dem Fehlstart der russischen Sojus-Kapsel (siehe Video oben), mit der zwei Raumfahrer zur ISS gebracht werden hätten sollen, die in Kasachstan aber notlanden mussten, hat krone.at den ehemaligen „Austronauten“ Franz Viehböck (58) in den USA erreicht. Viehböck war der erste und bisher einzige Österreicher im Weltraum.

„Es war natürlich eine Notsituation“, schilderte Viehböck in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) am Telefon. Er habe zwar noch keine Informationen, wie es genau zu dem Drama gekommen war, doch die Schäden seien „ausreichend gewesen, dass das Notsystem angesprungen ist“. Daraufhin sei - wie in jedem derartigen Notfall - die Kapsel von der Trägerrakete getrennt und zur Seite geschleudert worden. Dies geschehe aus Sicherheitsgründen, damit die Crew-Mitglieder maximal geschützt seien, falls die Rakete explodiert.

Franz Viehböck (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Franz Viehböck

Es sei das zweite Mal, dass das Notfall-Rettungssystem SAS - ein Sicherheitssystem, über das jede Sojus-Raumschiff-Raketen-Kombination verfügt - funktioniert habe, so Viehböck. Als am 27. September 1983 eine Sojus-Trägerrakete direkt auf dem Starttisch ausbrannte, rettete es die Besatzung der Sojus-Kapsel T-10-1 wenige Sekunden vor der Katastrophe. Das elektronische Überwachungssystem des SAS trennte das Raumschiff damals von der dritten Stufe, separierte die Landekapsel und leitete die sichere Landung in China ein.

„Harter Schlag für die Männer, aber Glück im Unglück“
Für die Männer in der Kapsel sei dies eine „enorme Belastung“ und ein „harter Schlag“ gewesen - anders als bei einer normalen Landung, wo nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre alle Teile um die Kapsel wegbrennen würden. Trainiert würden aber in Vorbereitung einer Mission zur Internationalen Raumstation sowohl Landung als auch Notlandung. Alles in allem sei es für die Raumfahrer „Glück im Unglück“ gewesen.

Der Start der Sojus-Trägerrakete vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur (Bild: AP)
Der Start der Sojus-Trägerrakete vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur
(Bild: APA/AFP/Kirill Kudryavtsev)
Die Sojus kurz vor dem Abkoppeln der ersten Raketenstufe (Bild: Associated Press)
Die Sojus kurz vor dem Abkoppeln der ersten Raketenstufe
(Bild: Associated Press)

Am 10. Oktober vor 27 Jahren aus dem All zurückgekehrt
Vor fast auf den Tag genau 27 Jahren - am 10. Oktober 1991 - war Viehböck um 5.12 Uhr MEZ ebenfalls mit einer Sojus-Landekapsel in Kasachstan gelandet. Am 2. Oktober war er im Rahmen des damals rund 200 Millionen Schilling teuren „Austromir“-Projekts mit einer Rakete von Baikonur aus mit dem sowjetischen Kosmonauten Alexander Wolkow und dem Kasachen Tachtar Aubakirow zur damaligen russischen Raumstation Mir gestartet.

15 wissenschaftliche Experimente aus Österreich wurden bis zum Ende der Mission durchgeführt.

Franz Viehböck nach der Landung am 10. Oktober 1991 in der Steppe von Kasachstan (Bild: APA/Wolfgang Wagner)
Franz Viehböck nach der Landung am 10. Oktober 1991 in der Steppe von Kasachstan

Viehböcks erste Worte nach der Landung waren übrigens: „Mir geht es gut - alles in Ordnung. Es war aber eine harte Landung. Wenn ich dafür nicht so viel trainiert hätte, wäre mir das Herz in die Hose gerutscht.“

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