Ist Friedrich F. tot?

Ein Jahr nach Stiwoll: Keine konkreten Hinweise

Steiermark
14.10.2018 12:50

Die Fahndung nach Friedrich F., der am 29. Oktober 2017 in Stiwoll nahe Graz zwei seiner Nachbarn erschossen haben soll, sei auch nach einem Jahr nach wie vor aufrecht, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Kroschl. Das Verfahren gegen den mutmaßlichen Todesschützen wurde aber, wie in einem solchen Fall üblich, vorerst abgebrochen. Der 66-Jährige verschwand unmittelbar nach der Tat. Von ihm fehlt bisher jede Spur, nur sein Auto wurde einen Tag später gefunden.

Obwohl die internationale Fahndung aufrecht bleibt, wurde das Verfahren gegen den damals 66-Jährigen mittlerweile abgebrochen. „Das ist üblich, wenn jemand permanent nicht greifbar ist“, erklärte Kroschl. Sollte sich etwas Neues ergeben, könne das Verfahren jederzeit wieder aufgenommen werden. Seit dem Tag der Schüsse hat die Polizei keinen einzigen konkreten Hinweis auf den Verbleib des Verdächtigen erhalten, sagte der Leiter der mittlerweile aufgelösten Soko „Friedrich“, Rene Kornberger.

(Bild: Andi Schiel, BKA, Sepp Pail, krone.at-Grafik)

Viel spricht für Ableben des Verdächtigen
Auffallend sei jedenfalls, dass der ansonsten sehr aktionistische Friedrich F. seit dem Tag der Schüsse keine Äußerungen von sich gegeben hat: „Weder Brief noch E-Mail haben wir erhalten“, so  Kornberger. Das spreche eher dafür, dass der Steirer nicht mehr lebt. „Mein Wunschgedanke ist, dass wir zum Jahrestag einen Anknüpfungspunkt bekommen, aber eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür gibt es nicht“, sagte Kornberger. „Wir haben nichts, keine konkreten Hinweise, keine DNA, keine treffenden Bilder aus Wildkameras, nur Mutmaßungen.“

(Bild: Sepp Pail)

Hoffe, der Ort kommt endlich zur Ruhe 
Anlässlich des Jahrestags der Schussattentate am 29. Oktober könnten in der beschaulichen Gemeinde Stiwoll wieder die Emotionen hochkommen, fürchtete der Ermittler. „Ich hoffe, der Ort kommt endlich zur Ruhe und zu einem normalen Tagesablauf. Die Bevölkerung sollte nicht permanent mit der Tragödie konfrontiert werden.“ Aus polizeilicher Sicht werde der Jahrestag ohne große Aufregung geplant: „Wir werden vielleicht die örtlichen Streifen zum Jahrestag sensibilisieren, aber es gibt keinen Hinweis, dass sich Friedrich F. im Nahbereich aufhält.“

(Bild: Sepp Pail)

Die Chronologie der Ereignisse

  • 29. Oktober 2017
    Der damals 66-Jährige feuert auf seine Nachbarn. Eine 55-jährige Frau und ein 64-jähriger Mann werden in Stiwoll im Bezirk Graz-Umgebung von mehreren Projektilen tödlich getroffen. Eine 68-Jährige wird bei der Flucht vor den Schüssen am Oberarm getroffen und überlebt schwer verletzt. Der Täter flüchtet mit seinem Kleinbus und vermutlich auch mit seiner Waffe.
  • 30. Oktober 2017
    Das leere Fluchtfahrzeug wird in einem Wald wenige Kilometer vom Tatort entfernt entdeckt. Der Kleinbus ist versperrt. Vom Täter fehlt weiterhin jede Spur. Schulen und Kindergärten in der Umgebung bleiben mehrere Tage geschlossen. Der Bevölkerung wird geraten, zu Hause zu bleiben und wachsam zu sein. Unterdessen geben die Staatsanwaltschaften in Graz und Leoben bekannt, dass gegen den Verdächtigen schon seit Jahren Anzeigen unter anderem wegen gefährlicher Drohung und nationalsozialistischer Wiederbetätigung vorlagen.
(Bild: ELMAR GUBISCH / APA / picturedesk.com)
  • 31. Oktober 2017
    Die Polizei verstärkt ihre Kräfte ein weiteres Mal, eine Hundertschaft ist auf der Suche nach dem 66-Jährigen, durchkämmt Wälder in der Umgebung und durchsucht leer stehende Häuser. Sowohl in Ober- als auch in Niederösterreich gibt es Zeugenaussagen, dass der Flüchtige gesehen wurde. Sie stellen sich aber als Fehlalarme heraus bzw. können die Beamten den Mann dort nicht fassen.
  • 1. November 2017
    Die Suche nach Friedrich F. wird fortgesetzt, die Allerheiligen-Prozession in Stiwoll aus Sicherheitsgründen abgesagt. Der Gottesdienst findet unter starkem Polizei-Aufgebot statt. Indessen durchsuchen Cobra-Einheiten das Stollensystem eines alten Silberbergwerks, werden jedoch abermals nicht fündig.
  • 4. November 2017
    Die Sonderkommission (Soko) „Friedrich“ wird eingerichtet. Mehr als 100 Hinweise sind bereits abgearbeitet. Die Strategie wird von großflächigen Screenings in Richtung Analyse und gezielten Überprüfungen geändert. Der getötete Nachbar wird mit einem Gottesdienst verabschiedet.
(Bild: Sepp Pail)
  • 7. November 2017
    Das Bundesheer stellt auf Basis einer Assistenzanforderung zwei gepanzerte Fahrzeuge vom Typ „Husar“ zur Fahndung zur Verfügung. Die beiden „Light Multirole Vehicle“ (LMV) sind mit Wärmebild- und Taglichtkameras ausgerüstet. Das zweite Todesopfer, die 55-jährige Nachbarin von Friedrich F., wird verabschiedet.
  • 8. November 2017
    Die Polizei reduziert die massive Präsenz bewaffneter Kräfte in dem kleinen weststeirischen Ort und Umgebung. Man geht zu einem kriminaltaktischem Verfahren über.
  • 20. November 2017
    Diensthundeführer aus ganz Österreich verlegen eine Übung in den Großraum Stiwoll, um ebenfalls nach Friedrich F. zu suchen.
(Bild: Sepp Pail)
  • 30. November 2017
    Die Ermittler suchen mit einer Drohne, einem Schiebel Camcopter S-100, nach dem Verdächtigen und arbeiten weitere Hinweise ab.
  • 7. Dezember 2017
    Friedrich F. wird in die „Europe‘s Most Wanted Fugitives“-Liste aufgenommen.
  • 26. Jänner 2018
    Die Polizei gibt bekannt, dass die Soko „Friedrich“ Anfang Februar eingestellt wird, dafür aber eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise, die zum Verdächtigen führen, in Aussicht gestellt wird. Insgesamt wurden bis dahin 400 Hinweise abgearbeitet, zahlreiche Häuser und Höhlen durchsucht.
  • Oktober 2018
    Nach fast einem Jahr und rund 440 nachgegangenen Hinweisen fehlt den Ermittlern immer noch eine Spur zu dem Verdächtigen.
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