Künstler Helnwein:

„Internet-Lynchmob kann jede Person vernichten“

Österreich
15.10.2018 09:59

Er lebt in Irland und den USA, seine Heimat Österreich liebt er: Schock-Maler Gottfried Helnwein will auch mit 70 mit gesellschaftskritischen Motiven aufrütteln. Die größte Gefahr sieht er nicht in US-Präsident Donald Trump, sondern in der „politischen Korrektheit“. Die Allmacht der sozialen Medien, die unter anderem auch Existenzen zerstören könne, erschreckt den Künstler.

Mit seinen fotorealistischen Bildern von gequälten Kindern und Körpern hat Gottfried Helnwein viele Menschen aufgeschreckt. Eine Bild-Ikone ist sein Selbstporträt mit bandagiertem Kopf und Gabeln, die ihm in die Augen dringen. Der von Sammlern hochgeschätzte Österreicher („Ich habe eine lange Warteliste“) ist allein schon durch seine Kunst ein politischer Mensch - und alarmiert wie nie.

(Bild: APA/GERT EGGENBERGER)

„Tweets können Karrieren zerstören“
Vor allem die von der „politischen Korrektheit“ kanalisierte öffentliche Debatte ist ihm zuwider. „Sie ist das Ende der freien Rede“, so der Künstler im deutschen Magazin „Cicero“. "Wenn man mit einem einzigen Tweet seine Karriere zerstören kann, wird niemand mehr wagen, offen zu kommunizieren. Die Liste der Worte, die mittlerweile auf dem Index stehen, wird immer länger.

(Bild: APA/GERT EGGENBERGER)

Wie mächtig soziale Medien geworden sind, erschreckt den Maler. „Jeder beliebige Lynchmob im Internet kann mit einem entsprechenden Shitstorm jede Person, die ihm nicht passt, vernichten.“

„Personen als Nazis zu bezeichnen, ist ein schwerer Fehler“
Zudem halte er es für einen schweren Fehler, Teile der Bevölkerung pauschal als „Nazis“ oder „Abschaum“ zu bezeichnen, „nur weil es uns nicht passt, was sie wählen“. „Ich glaube nicht, dass es immer mehr Rassisten und Nazis bei uns gibt, sondern dass mehr und mehr Menschen Angst haben und ihr Vertrauen in die etablierten Parteien verlieren.“

Maler Gottfried Helnwein (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Maler Gottfried Helnwein

„Als wäre erst mit Trump das Böse der Welt gekommen“
US-Präsident Trump hält Helnwein für ein erstaunliches Phänomen: „Ich habe noch nie eine Person gesehen, die weltweit so massiv bekämpft wird wie er. Das Ganze artet mittlerweile zu einer totalen Massenhysterie aus. Alle tun so, als wäre die Welt bis dahin ganz in Ordnung gewesen und als wäre erst mit Trump das Böse in die Welt gekommen. Ich frage dann gerne meine amerikanischen Freunde, wo wart ihr denn die letzten Jahre? Als Bush Afghanistan und den Irak verwüstet und Millionen Tote hinterlassen hat? Als Cheney ganz offiziell die Folter wieder eingeführt hat? Wo wart ihr, als der Friedensnobelpreisträger Obama mit seinem Drohnenprogramm Tausende, darunter viele Kinder, töten ließ?“

Donald Trump (Bild: AFP )
Donald Trump

„Trump ist ein Spiegel Amerikas“
Für den 70-jährigen Künstler ist Trump „etwas wie ein Augenblick der Wahrheit“. „Er ist der amerikanischste Präsident dieses Jahrhunderts, er ist der Präsident, den dieses Land verdient hat. Er ist ein Spiegel, in dem die Amerikaner sich selbst und den Zustand ihres Landes erkennen können. Er ist nicht das Problem, nur das Symptom.“

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