Autos manipuliert?
Diesel-Razzia bei Opel: Rückruf steht „kurz bevor“
Der deutsche Autobauer Opel, mittlerweile dem französischen PSA-Konzern zugehörig, sackt tiefer in den Dieselskandal. Wegen eines konkreten Betrugsverdachts ist die Polizei am Montagvormittag zu einer Großrazzia in die Geschäftsräume an den beiden Standorten Rüsselsheim und Kaiserslautern angerückt. Das hessische Landeskriminalamt bestätigte laufende Aktionen. Demnach seien 95.000 Dieselfahrzeuge mit möglicherweise unzulässig beeinflusster Software betroffen.
Oberstaatsanwältin Nadja Niesen wurde auf „Bild online“ mit folgenden Worten zitiert: „Wir ermitteln wegen des Anfangsverdachts des Betruges wegen Inverkehrbringens von Dieselfahrzeugen mit manipulierter Abgas-Software.“
Konzern: „Fahrzeuge entsprechen den Vorschriften“
Wie „Bild online“ weiters berichtete, seien Fahrzeuge der Modelle Insignia, Zafira und Cascada der Baujahre 2012, 2014 und 2017 betroffen. In einer ersten Stellungnahme beharrte Opel darauf, dass seine Fahrzeuge den geltenden Vorschriften entsprechen. Das Unternehmen bestätigte staatsanwaltschaftliche Untersuchungen, zu weiteren Details wollte man sich nicht äußern. Man kooperiere jedoch in vollem Umfang mit den Behörden. Der französische Mutterkonzern PSA äußerte sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen.
Rückruf steht „kurz bevor“
Nach Auffinden einer Abschalteinrichtung der Abgasreinigung, die das KBA als unzulässig eingestuft habe, stehe der amtliche Rückruf „kurz bevor“, teilte das deutsche Verkehrsministerium am Montag mit. Das KBA habe Ende 2015 bei Opel zweifelhafte Abschalteinrichtungen gefunden, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Das KBA habe für die vier damals bekannten Abschalteinrichtungen Anfang 2016 eine freiwillige Servicemaßnahme mit Software-Updates angeordnet.
„Die Durchführung dieser Servicemaßnahme wurde von Opel lange verschleppt“, sagte der Sprecher. Deshalb seien bisher nur etwa 70 Prozent der geforderten Software-Updates bei den betroffenen Modellen Cascada, Insignia, Zafira durchgeführt worden.
„Nach Auffinden einer fünften Abschalteinrichtung Anfang 2018, welche das KBA als unzulässig eingestuft hat, läuft eine amtliche Anhörung mit dem Ziel, die genannten Modelle mit einem verpflichtenden Rückruf zu versehen“, hieß es. Auch diese Anhörung werde durch Opel mit immer neuen technischen Argumenten zeitlich verschleppt.
Funktionsweise einer Abschalteinrichtung manipuliert?
Opel sollte sich demnach zur Funktionsweise einer Abschalteinrichtung äußern. Mit einer solchen Funktion kann die Reinigung von Abgasen in bestimmten Fahrsituationen oder -bedingungen wie etwa niedrigeren Temperaturen oder Drehzahlen verringert werden. „Vor dem Ergebnis dieser Anhörung kann zur Unzulässigkeit der Abschalteinrichtung noch nichts abschließend gesagt werden“, hatte ein Ministeriumssprecher damals gesagt.
Autobauer begründen Abschalteinrichtungen teilweise mit dem sogenannten Motorschutz vor allem bei Kälte oder Hitze. Bei vielen Modellen gibt es aber Zweifel daran, ob dies wirklich notwendig ist. Wenn die Abgasreinigung nicht richtig arbeitet, stoßen die Diesel mehr gesundheitsschädliche Stickoxide aus. Da Luft-Grenzwerte in vielen Städten überschritten sind, drohen - zumindest in Deutschland - Fahrverbote für Dieselautos.
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