Razzia im Konsulat
Dass Khashoggi tot ist, bezweifelt niemand mehr
Neun Stunden lang haben Ermittler das saudische Konsulat in Istanbul nach dem verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi durchsucht (siehe auch Video oben). Noch fehlt von dem 60-Jährigen jede Spur, dass er noch am Leben ist, glaubt aber niemand mehr. Die türkische Polizei soll im Konsulat Beweise für die Ermordung des Journalisten gefunden haben. Laut Insiderberichten will Saudi-Arabien in Kürze ein Geständnis über seinen gewaltsamen Tod einräumen. Inhalt: Khashoggi sei „unabsichtlich“ bei einem Verhör getötet worden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan glaubt nicht an ein Versehen. Seinen Worten zufolge prüfen die Behörden, ob Gift eingesetzt wurde, um den Regimekritiker verschwinden zu lassen.
Mit Spürhunden durchkämmten die Ermittler das Gelände rund um das Konsulat, nahmen sogar Proben aus dem Garten. Dass Khashoggi noch am Leben ist, glaubt keiner mehr. Die Ermittler gingen „vielen Dingen nach, wie etwa toxischen Materialen und solchen Materialen, die entfernt wurden, indem sie übermalt wurden“, sagte Präsident Erdogan am Dienstag nach der Durchsuchung des Geländes. Er hoffe, dass sobald wie möglich Schlussfolgerungen gezogen werden könnten, „die uns eine vernünftige Meinung liefern“.
Riad will angeblich „versehentliche Tötung“ zugeben
Der Fall steht möglicherweise kurz vor einer Wende: Wie berichtet, bereitet Saudi-Arabien eine Erklärung zum Schicksal Khashoggis vor. Bisher hatte das Königreich seine Beteiligung am Verschwinden des regierungskritischen Journalisten bestritten. Nun dürfte Saudi-Arabien die Strategie wechseln - um sich so aus der diplomatischen Sackgasse zu manövrieren.
Video: Saudis vor Eingeständnis von Khashoggis Tod
Bei „schiefgelaufenem Verhör“ getötet?
Der brisante Inhalt des Geständnisses: Khashoggi wurde entführt, sollte aber nie getötet werden. Die Operation sei ohne Genehmigung von oben abgelaufen, der Journalist starb „versehentlich“ bei einem Verhör. Damit weist das Königshaus die direkte Verantwortung von sich.
Spur zur Leiche des Regimekritikers gibt es noch keine. Nun sollen nicht nur das Konsulat erneut, sondern auch die private Residenz des saudi-arabischen Konsuls in Istanbul durchsucht werden, meldete der türkische Sender NTV am Dienstag. Die erste Durchsuchung dauerte neun Stunden.
Mike Pompeo bei König Salman, Gerard Butler sagte Reise ab
US-Außenminister Mike Pompeo traf am Dienstag in Riad ein, um auf Geheiß von US-Präsident Donald Trump mit König Salman über den brisanten Fall zu sprechen. Hollywoodstar Gerard Butler sagte wegen des Vorfalls eine Reise in den Wüstenstaat ab. Ursprünglich wollte Butler dort Werbung für seinen Film „Hunter Killer“ machen und den saudischen Kronprinzen treffen.
Der zuletzt in den USA lebende Khashoggi ist seit einem Besuch des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul am 2. Oktober verschwunden. Er war dort gewesen, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen. Die Türkei beschuldigt Saudi-Arabien, Khashoggi mittels eines Mordkommandos getötet und seine Leiche fortgeschafft zu haben.
Kronen Zeitung/krone.at
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