Grausame Details

„Khashoggis Körper wurde in 7 Minuten zerstückelt“

Ausland
17.10.2018 11:06

Die Indizien häufen sich: Der regimekritische saudische Journalist Jamal Khashoggi wurde allem Anschein nach in der saudischen Botschaft in Istanbul ermordet, als er persönliche Papiere abholen wollte. Entgegen ersten Behauptungen Saudi-Arabiens soll es allerdings kein Verhör gegeben haben. Wie grausam der Mord vonstatten ging, sollen laut Medienberichten sieben Minuten lange Ton- und Videoaufnahmen belegen.

Die Aufnahmen der Apple-Watch, die Khashoggi noch vor Betreten des saudi-arabischen Konsulats eingeschaltet hat, dürfte jetzt zum entscheidenden Beweisstück im Fall um das mysteriöse Verschwinden des Journalisten geworden sein. Die Daten wurden nämlich, wie berichtet, in der Cloud gespeichert und konnten später vom türkischen Geheimdienst MIT und der Polizei ausgewertet werden. Das Online-Nachrichtenportal „Middle East Eye“ schildert jetzt erstmals unter Berufung auf eine türkische Quelle detailliert, was auf den Aufnahmen zu hören sein soll.

Aufzeichnungen von Khashoggis Smartwatch sollen darauf hindeuten, dass der Regimekritiker gefoltert und ermordet wurde. (Bild: AFP, Apple, krone.at-Grafik)
Aufzeichnungen von Khashoggis Smartwatch sollen darauf hindeuten, dass der Regimekritiker gefoltert und ermordet wurde.

Sieben Minuten blanker Horror
Demnach hallen am Anfang der Aufnahmen Schreie durchs Konsulat, die so laut gewesen seien, dass ein Zeuge sie sogar im Erdgeschoß wahrgenommen habe. Es sei zu hören, wie Khashoggi aus dem Büro des Generalkonsuls geschleift und auf einen Tisch im Arbeitszimmer nebenan gezerrt werde. „Es hat keinen Versuch gegeben, ihn zu verhören. Sie sind gekommen, um ihn zu töten“, zitiert das Nachrichtenprotal seine türkische Quelle.

Unbekannte Substanz gespritzt
Die Schreie seien dann leiser geworden, als dem Journalisten eine unbekannte Substanz gespritzt worden sei. Dem Bericht zufolge war er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht tot. Der 60-Jährige soll dann bei lebendigem Leib zerstückelt worden sein. Laut der Quelle soll es sieben Minuten gedauert haben, bis Khashoggi tot war.

Bilder einer Überwachungskamera zeigen Khashoggi beim Betreten des Konsulats. (Bild: Ruptly)
Bilder einer Überwachungskamera zeigen Khashoggi beim Betreten des Konsulats.

Mediziner hörte Musik, als er Körper zerstückelte
Der Gerichtsmediziner der saudischen Staatsicherheit, Salah Muhammad al-Tubaigy, soll dabei die Säge geführt haben. Als er mit dem Zerteilen des Körpers begonnen habe, habe er sich der türkischen Quelle zufolge Kopfhörer aufgesetzt und den anderen Beteiligten gesagt: „Wenn ich diesen Job mache, höre ich Musik. Ihr solltet das auch tun.“ Wie die „New York Times“ berichtet, sei der Gerichtsmediziner dafür extra mit einer Knochensäge ausgestattet gewesen.

Auch die türkische Zeitung „Yeni Safak“ berichtete am Mittwoch unter Berufung auf die Audioaufnahmen von einem ähnlichen Geschehen. Laut dem Blatt hätte es ein Verhör mit Khashoggi gegeben. Dabei sollen ihm saudi-arabische Agenten die Finger abgeschnitten haben. Später soll er dann enthauptet worden sein.

Putzteam machte sauber, bevor Ermittler kamen
Am Montag rückten erstmals türkische Ermittler an, um das saudische Konsulat zu durchsuchen. Dienstag meldete ein hochrangiger Beamter, dabei seien „sichere Beweise“ für einen Mord gefunden worden - und das, obwohl ein Putzteam zuvor gründlich im Konsulat sauber gemacht haben soll. Teile der Räume wurden laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sogar frisch gestrichen.

Wenige Stunden bevor die türkische Ermittler ins Gebäude durften, betrat ein Putzteam das Konsulat. (Bild: AP)
Wenige Stunden bevor die türkische Ermittler ins Gebäude durften, betrat ein Putzteam das Konsulat.
(Bild: Associated Press)

Gegenüber der „Washington Post“ berichten die Ermittler, sie hätten Chemikalien gerochen. Der iranische Reporter Borzou Daraghi schreibt dazu sarkastisch auf Twitter: „Die beste Art, die Unversehrtheit des Tatorts sicherzustellen und das Vertrauen in die Untersuchung zu stärken, ist, ein Putzteam durch den Haupteingang zu schicken, bevor die Ermittler ankommen.“

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