Durchsuchungen beendet
Khashoggi: Wie lange deckt Trump die Saudis noch?
Die Verdächtigen im Fall Khashoggi sollen aus dem direkten Umfeld des saudischen Kronprinzen stammen - das bringt die Position von US-Präsident Donald Trump ins Wanken. Zudem forderten elf US-Senatoren am Mittwoch Aufklärung „über jedwede finanzielle Verbindungen zwischen der Trump-Organisation und dem Königreich Saudi-Arabien“. Es gebe Anlass zur Sorge über „finanzielle Interessenskonflikte“. Trump hatte am Dienstag auf Twitter erklärt: „Für‘s Protokoll, ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien.“
Überhaupt scheint der US-Präsident lieber nicht glauben zu wollen, dass die Herrscherfamilie Saudi-Arabiens hinter dem Verschwinden des Journalisten steckt. „Ich habe gerade mit dem Kronprinzen Saudi-Arabiens gesprochen, und er hat jede Mitwisserschaft darüber, was in ihrem Konsulat in der Türkei passiert ist, komplett abgestritten“, schrieb Trump auf Twitter.
Beziehungen am Prüfstand
Die elf demokratischen Senatoren - unter ihnen Tom Udall, Cory Booker, Elizabeth Warren und Richard Blumenthal - verwiesen darauf, dass vergangene Woche 22 ihrer Kollegen über Parteigrenzen hinweg den Präsidenten aufgefordert hatten, das Verschwinden Khashoggis zu untersuchen und Sanktionen gegen Saudi-Arabien zu prüfen.
In einem Schreiben der elf Senatoren an Trump heißt es: „Es ist zwingend erforderlich, dass diese Sanktionsentscheidung und die US-Politik gegenüber Saudi-Arabien im Allgemeinen nicht durch Interessenskonflikte beeinflusst werden, die aufgrund Ihrer engen finanziellen Beziehungen zu Saudi-Arabien oder der Ihrer Familie bestehen könnten.“
Khashoggi innerhalb weniger Minuten ermordet
Die „New York Times“ berichtete, ein türkischer Behördenvertreter habe am Mittwoch eine grausige Audioaufnahme beschrieben. Aus dieser gehe hervor, dass Khashoggi innerhalb von Minuten nach Betreten des saudischen Konsulats in Istanbul ermordet worden sei. Die Mörder seien innerhalb von zwei Stunden wieder weg gewesen. Türkische Behörden geben seit Tagen anonym Informationen an Medien, die Saudi-Arabien belasten.
Trump sagte mit Blick auf möglichen Audio- und Videoaufnahmen, er wisse nicht, ob diese existierten. „Vermutlich tun sie das, vielleicht tun sie das.“
Spur führt zu Saudi-Kronprinz
Laut „New York Times“ sind die US-Geheimdienste zunehmend davon überzeugt, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, Sohn des Königs, etwas mit dem Verschwinden Kashoggis zu tun hatte. Die Hinweise verdichteten sich, dass der Kronprinz in den Fall verwickelt sei - so seien Mitarbeiter seines Sicherheitsdiensts zum Zeitpunkt des Verschwindens Kashoggis in dem Konsulat gewesen und es stünden Mitschnitte saudi-arabischer Beamter zur Verfügung, die über die Festnahme Kashoggis diskutiert hätten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf US- und europäische Geheimdienstkreise. Darüber hinaus sei es höchst unwahrscheinlich, dass ein Einsatz der saudischen Geheimdienste ohne Wissen des Kronprinzen durchgeführt werden hätte können. Ihre Bewertung wollten sie Trump präsentieren.
Trump hatte seinen Außenminister Mike Pompeo nach Saudi-Arabien und in die Türkei geschickt, um den vielen offenen Fragen in dem mysteriösen Fall nachzugehen. Pompeo holte sich dort aber weniger Antworten ab, sondern vor allem Absichtserklärungen der Saudis. Nachfragen nach Details und nach der Glaubwürdigkeit der Saudis wich Pompeo mehrfach aus. „Ich warte, bis die Untersuchung abgeschlossen ist“, sagte er. „Sie haben mir versprochen, dass sie das machen, und darauf zähle ich“, sagte er. „Sie haben mir ihr Wort gegeben.“
Untersuchung in Konsul-Residenz nach neun Stunden beendet
Donnerstagfrüh meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu, dass türkische Ermittler die Suche nach Spuren im Haus des saudischen Konsuls in Istanbul abgeschlossen hätten. Zu Ergebnissen der Suche gibt es noch keine Angaben. Die Suche dort habe neun Stunden gedauert und wurde von saudi-arabischen Beamten begleitet, berichtete Anadolu. Danach seien die Teams noch einmal in das nahe gelegene Konsulat gegangen. Das war in der Nacht auf Dienstag schon einmal durchsucht worden.
Khashoggi war am 2. Oktober in das Konsulat gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seitdem ist der Journalist und Regierungskritiker, der zuletzt im US-Exil gelebt hatte, verschwunden. Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass Khashoggi im Konsulat von einem aus Saudi-Arabien angereisten Spezialkommando getötet wurde. Das saudische Königshaus beteuert seine Unschuld und bestreitet jede Mitverantwortung.
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