Mord in Botschaft

Khashoggi: Zeitung zeigt „Kopf der Vollstrecker“

Ausland
18.10.2018 15:30

Mehr als zwei Wochen nach der Ermordung des saudi-arabischen Regimekritikers Jamal Khashoggi in Istanbul hat eine türkische Regierungszeitung den angeblichen „Kopf des Vollstreckungsteams“ präsentiert. In einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag zeichnet „Sabah“ die Bewegung eines namentlich genannten Saudis - der aus dem direkten Umfeld des saudischen Kronprinzen stammen soll - nach. Die Verbindung zu Kronprinz Mohammed bin Salman bringt indes auch die Position von US-Präsident Donald Trump ins Wanken. Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte am Donnerstag, dass „Konsequenzen seitens der EU durchaus denkbar“ seien.

„Sabah“ sorgte seit dem Verschwinden Khashoggis mehrmals mit Veröffentlichungen angeblicher Erkenntnisse der türkischen Sicherheitskräfte für Aufsehen. Jetzt zeigte die türkische Zeitung Fotos, die offenbar aus Sicherheitskameras stammen und die den „Kopf des Vollstreckungsteams“ in Istanbul zeigen sollen - unter anderem beim Betreten des Konsulats, wie auch vor der Residenz des Konsuls, in einem Hotel und am Flughafen.

Das Bild einer Überwachungskamera zeigt den Saudi vor dem saudischen Konsulat in Istanbul. (Bild: AP)
Das Bild einer Überwachungskamera zeigt den Saudi vor dem saudischen Konsulat in Istanbul.
Eine Überwachungskamera filmte den Saudi vor dem saudischen Konsulat - nur Minuten vor dem Verschwinden von Journalist Khashoggi. (Bild: AP)
Eine Überwachungskamera filmte den Saudi vor dem saudischen Konsulat - nur Minuten vor dem Verschwinden von Journalist Khashoggi.
Eine weitere Aufnahme zeigt den angeblichen „Kopf des Vollstreckerteams“ am Flughafen von Istanbul. (Bild: AP)
Eine weitere Aufnahme zeigt den angeblichen „Kopf des Vollstreckerteams“ am Flughafen von Istanbul.

„Sabah“ berichtet, der Saudi sei am 2. Oktober - dem Tag, an dem Khashoggi verschwand - um 3.38 Uhr früh in Istanbul gelandet. Um 9.55 Uhr sei er im Konsulat gewesen. Khashoggi wollte am 2. Oktober im Konsulat Papiere abholen und ist seitdem verschwunden. Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass er von einem aus Saudi-Arabien angereisten Spezialkommando getötet wurde.

„Sabah“ bezeichnet den angeblichen Verdächtigen als „Geheimdienstagenten“. Er habe den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman auf seinen Reisen oft begleitet. Die „New York Times“ hatte den Mann in der Nacht zuvor ebenfalls als häufigen Begleiter des Prinzen identifiziert. Er sei zum Beispiel in Madrid und Paris mit ihm aus dem Flugzeug gestiegen.

Mohammed bin Salman mit Donald Trump (Bild: AP)
Mohammed bin Salman mit Donald Trump

Tatverdächtiger auf Bildern mit dem Kronprinzen in Houston zu sehen
So ist der Saudi auch auf Bildern der Zeitung „Houston Chronicle“, die von der Nachrichtenagentur AP in Umlauf gebracht wurden, zu sehen - in der Entourage des saudischen Kronprinzen, als dieser im April in Houston zu Besuch war. Die Identität des Mannes konnte die AP aber zunächst nicht klären.

Der Verdächtige soll den saudischen Kronprinzen im April auch nach Houston begleitet haben. (Bild: AP, krone.at-Grafik)
Der Verdächtige soll den saudischen Kronprinzen im April auch nach Houston begleitet haben.

Der saudische Thronfolger hatte im April in Texas auch die früheren US-Präsidenten George H.W. Bush und George W. Bush auf ihrem Familienanwesen besucht.

George W. Bush und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Houston (Bild: AFP)
George W. Bush und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Houston

Donnerstagfrüh hatten türkische Ermittler begleitet von saudischen Beamten die Spurensuche im Konsulat sowie im Haus des Konsuls in Istanbul abgeschlossen. Der türkische Justizminister Abdülhamit Gül sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, was immer das internationale Recht verlange, werde getan. Ergebnisse würden bald erwartet.

Kurz: „Konsequenzen seitens der EU denkbar“
Die EU pocht gegenüber Saudi-Arabien auf Aufklärung. Der Fall sei auch beim EU-Gipfel in Brüssel besprochen worden, sagte Bundeskanzler Kurz am Donnerstag. „Wir erwarten uns von Saudi-Arabien volle Transparenz und Aufklärung.“ Über mögliche Sanktionen habe es noch keine Debatte gegeben, dies sei auch nicht auf der Tagesordnung des Gipfels gestanden. Kurz schloss aber weitere Schritte nicht aus. „Konsequenzen seitens der EU sind durchaus denkbar.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt