Bosse auf Angriff

Bayerns Medienschelte: „Herabwürdigend, hämisch!“

Fußball International
19.10.2018 15:51

Die Ankündigung der Bayern-Pressekonferenz mit Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic war Freitagmittag mit Spannung erwartet worden. Herausgekommen ist eine Medienschelte, die sich gewaschen hat. Die Kritik an Trainer und Mannschaft nach zuletzt schwachen Leistungen sei „unverschämt, polemisch und respektlos“ gewesen, so Rummenigge (siehe Video oben). „Wir lassen uns das nicht mehr gefallen!“

„Die Kritik an den deutschen Nationalspielern nach der Niederlage gegen die Niederlande, besonders an den Spielern des FC Bayern, das können wir nicht akzeptieren. Das war eine Abrechnung“, öffnete Rummenigge die Pressekonferenz. Es fehle den Medien an Würde und Anstand, Polemik kenne offenbar keine Grenzen. „Auch die Kritik an unseren verdienten Spielern Arjen Robben und Franck Ribery ist unverschämt, respektlos und polemisch.“ Dass bei den Innenverteidigern Mats Hummels und Jerome Boateng zuletzt von „Altherrenfußball“ die Rede war, „kann ich nur noch eines sagen: ‘Geht‘s eigentlich noch?‘“ Rummenigge kritisierte wie auch Hoeneß in diesem Zusammenhang TV-Experten, „die mal bei diesem Klub gespielt haben“ - und meinte damit wohl unter anderem Lothar Matthäus und Stefan Effenberg.

(Bild: twitter.com)

2013 habe der FC Bayern das Triple geholt, alles gewonnen, erinnert Rummenigge. „Deutschland ist 2014 Weltmeister geworden mit vielen Bayern-Spielern. Vor drei Wochen war die Welt noch in Ordnung für alle, jetzt haben wir vier Spiele erlebt, die uns nicht gefallen haben, aber ich glaube, es ist kein Grund, mit der Mannschaft in dieser Art und Weise umzugehen.“ Die „herabwürdigende, hämische Berichterstattung“ lasse sich der Klub nicht mehr gefallen.

Präsident Hoeneß, der außerdem Bundestrainer Jogi Löw verteidigte, pflichtete seinem Vorstandsvorsitzenden „zu hundert Prozent“ bei (seine Aussagen gibt‘s im Video oben).  „Es ist an der Zeit, sich klar positionieren.“ In Richtung der anwesenden Journalisten sagte Hoeneß: „Dieser Verein wird sich jetzt wieder als eine Einheit darstellen, wie Sie es lange nicht mehr erlebt haben. Wir akzeptieren keine respektlose Berichterstattung mehr.“ Mehrere Reporter verteidigten sich gegen die Vorwürfe, doch Hoeneß blieb hart und auf Angriffslinie: „Am Ende der Saison setzen wir uns zusammen und wir werden sehen, wer Recht hat.“

Sportdirektor Hasan Salihamidzic äußerte sich beim Medientermin zum vielfach geäußerten Vorwurf, er stehe nicht voll hinter dem angeschlagenen Trainer Niko Kovac. „Niko und ich müssen und doch nicht öffentlich Küsschen geben, ich muss doch nicht dauernd sagen, dass ich voll hinter ihm stehe. Niko weiß, dass ich ihm voll vertraue. Wir haben einen guten Start gehabt, dann kam ein Leistungsabfall. Die Spieler gehen selbstkritisch mit sich um. Wir werden wieder gewinnen, davon bin ich überzeugt. Die Arbeit eines ganzen Klubs so schnell infrage zu stellen, das geht gar nicht.“

(Bild: APA/AFP/Christof STACHE)

Journalistenverband: Kein „Katzbuckeln“
Nach der Medienschelte des FC Bayern hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) dazu aufgerufen, nicht vor den Bossen des Rekordmeisters zu kuschen. „Wie Journalisten über den Fußballklub, die Spiele und die Verantwortlichen des Vereins berichten, lassen wir uns nicht von der Chefetage des Vereins vorschreiben“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. „Mir ist kein Gesetz bekannt, das uns zum Katzbuckeln vor dem FC Bayern München verpflichtet.“

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(Bild: KMM)



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