Start in Kourou

Doppelsonde „BepiColombo“ auf dem Weg zu Merkur

Wissenschaft
20.10.2018 09:39

Die ehrgeizige europäisch-japanische Raumfahrtmission zum Planeten Merkur ist angelaufen: An Bord einer europäischen Trägerrakete vom Typ „Ariane 5“ ist die Raumsonde „BepiColombo“ am Samstag um 3.35 Uhr MESZ vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet. Die Mission soll unter anderem Erkenntnisse zur Entstehung des Sonnensystems liefern.

Der Start der Doppelsonde „BepiColombo“ in Kourou (Bild: Associated Press)
Der Start der Doppelsonde „BepiColombo“ in Kourou

Damit steht die Reise der 6,40 Meter hohen und 4,1 Tonnen schweren Raumsonde aber erst am Anfang. Laut Berechnungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA erreicht die Sonde mit ihren beiden Satelliten den Merkur im Dezember 2025. Bis dahin müssen Forscher von der Erde aus wiederholt eingreifen. In den kommenden Tagen überwachen etwa 80 Fachleute im Kontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt die Mission. ESA-Chef Johann-Dietrich Wörner bezifferte die Gesamtkosten der Mission inklusive Entwicklung und Betrieb auf rund zwei Milliarden Euro. Davon trägt die ESA 1,5 Milliarden Euro.

(Bild: ESA/ATG medialab)

Mitte Dezember wird die Spannung erneut steigen. Dann kommen erstmals die Ionen-Triebwerke der Sonde zum Einsatz. Sollten sie nicht funktionieren, könnte die Mission scheitern. Die Raumsonde muss neun Mal Planeten - einmal die Erde, zweimal die Venus und sechs Mal den Merkur - passieren, vor allem zum Entschleunigen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in die Sonne fliegen. Das heißt, wir müssen die ganze Zeit bremsen“, sagte ESA-Chef Wörner. Jeder Vorbeiflug an einem Planeten brauche intensive Vorbereitung.

(Bild: ESA/ATG medialab)

Italienischer Mathematiker als Namensgeber
 
Namensgeber der Mission ist der italienische Mathematiker Bepi Colombo (1920-1984), der Grundlagen für eine Flugbahn zum Merkur berechnet hatte. Verläuft die Mission wie vorgesehen, trennen sich am Ziel zwei Satelliten von der Sonde und erforschen den Merkur auf unterschiedlichen Umlaufbahnen. Der ESA-Satellit MPO (Mercury Planetary Orbiter), auch „Bepi“ genannt, soll die Oberfläche untersuchen. Der japanische Satellit MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter) - oder „Mio“ - nimmt das Magnetfeld des Planeten ins Visier. Er soll nach etwa 3,5 Jahren auf dem Merkur zerschellen.

Illustration: Die Doppelsonde „BepiColombo“ kurz nach der Trennung (Bild: ESA/ATG medialab)
Illustration: Die Doppelsonde „BepiColombo“ kurz nach der Trennung

Hightech und Know-how aus Österreich
An Bord des europäischen Satelliten sind elf Kameras und Instrumente - und auch Hightech aus Österreich. Für den richtigen Weg zum Merkur sorgt ein Lenksystem, das von Österreichs größtem Weltraumtechnik-Unternehmen, der Ruag Space Austria, entwickelt und gebaut wurde. Zudem lieferte man die Motorsteuerung für die Ausrichtung der Solarpaneele und zeichnet für den Hitzeschutz verantwortlich.

(Bild: NASA/JHUALP/Messener Team)

„Merkur ist der sonnennächste Planet, daher muss die Sonde extreme Hitze von über 450 Grad aushalten“, teilte Max Kowatsch, Geschäftsführer der Ruag Space Austria im Vorfeld des Starts mit. Die am niederösterreichischen Ruag-Standort in Berndorf hergestellte Thermalisolation schützt die Sonde vor den extremen Temperaturen.

Die Sonde „Messenger“ im Orbit von Merkur (Bild: NASA/Johns Hopkins University)
Die Sonde „Messenger“ im Orbit von Merkur

Bisher haben nur zwei US-Sonden den sonnennächsten Planeten erkundet: „Mariner 10“ in den 1970er-Jahren und die Sonde „Messenger“ (Bild oben), die 2011 in eine Umlaufbahn um den Planeten eintrat. Die steinige Oberfläche des Merkur ist - ähnlich wie die unseres Mondes - von Kratern übersät. Die Temperaturunterschiede auf dem Planeten sind extrem. Am Tag werden mehr als 400 Grad erreicht, in der Nacht herrscht Kälte bis etwa minus 180 Grad Celsius.

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