Megademo in London
Über 600.000 Brexit-Gegner für zweites Referendum
In London haben am Samstag Hunderttausende Befürworter der Europäischen Union eine zweite Volksabstimmung über den Austritt Großbritanniens gefordert. Den Organisatoren zufolge nahmen 670.000 Menschen an der Kundgebung teil. Damit wäre es die größte Demonstration in Großbritannien seit 15 Jahren gewesen.
Ursprünglich war die Kampagne „People‘s Vote“ nur von etwas mehr als 100.000 Menschen ausgegangen. Viele Demonstranten nahmen sehr weite Anreisen auf sich, etwa von den mehr als 1000 Kilometer entfernten Orkney-Inseln vor der Nordküste Schottlands.
„Zeit für eine Kehrtwende“
Die EU-Anhänger zogen bei strahlendem Sonnenschein durch das Zentrum der britischen Hauptstadt bis zum Parlament. Dabei schwenkten sie die blau-goldene Europa-Flagge und hielten Schilder mit Aufschriften wie „Sch... auf den Brexit“ oder „Brexit ist Mist“ in die Höhe. Es sei Zeit für eine Kehrtwende - „Time for an EU turn“. Die Briten sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Meinung zu ändern, sagte James McGrory, einer der Organisatoren der Demonstration. Die Entscheidung werde die Geschicke von Generationen beeinflussen.
Londoner Bürgermeister: „Historischer Moment in unserer Demokratie“
An dem Protestzug beteiligten sich auch EU-freundliche Abgeordnete der regierenden Konservativen und Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Der Labour-Politiker schrieb auf Twitter von einem „historischen Moment in unserer Demokratie“. Ein 69-jähriger Demonstrant aus dem Südwesten Englands sagte: „Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich politisch engagiere.“ An dem Protestzug bei Sonnenschein nahmen auch zahlreiche Studenten teil, von denen sich viele wegen ihres Alters noch nicht an dem Brexit-Referendum 2016 beteiligen hatten dürfen. Damals hatte eine Mehrheit von 52 Prozent der Briten für den Austritt gestimmt.
Brexit: Großbritannien und EU weiterhin uneins
Großbritannien will sich Ende März 2019 von der Europäischen Union trennen, die Verhandlungen zwischen London und Brüssel sind aber ins Stocken geraten. Premierministerin Theresa May steht gleich von mehreren Seiten unter Druck, auch in ihrer eigenen Partei. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich Großbritannien ohne Abkommen von der Staatengemeinschaft löst. Dies würde Folgen für alle Lebensbereiche haben und voraussichtlich zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Viele Unternehmen treffen bereits Vorkehrungen.
Neue Umfragen: Mehrheit der Briten gegen Brexit
Die Briten würden Umfragen zufolge in einem neuen Referendum nicht mehr für den Brexit stimmen. Eine Auswertung von sechs seit dem 21. August gemachten Erhebungen ergab eine knappe Mehrheit von 52 zu 48 Prozent für einen Verbleib des Landes in der Europäischen Union.
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