Trug Khashoggis Outfit
Sogar Body-Double für Knochensägen-Mord engagiert
Der Fall um den ermordeten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi wird um ein weiteres Detail bizarrer: Nachdem das 15-köpfige saudische Mordkommando Khashoggi im Konsulat in Istanbul tötete, zog offenbar einer der Agenten die Kleidung des Opfers an und klebte sogar einen falschen Bart auf, bevor er das Konsulat durch einen Hinterausgang verließ. Der Sprecher der türkischen Regierungspartei AKP sprach am Montag von einem „brutal geplanten“ Mord. Die Staatsanwaltschaft verhörte unterdessen mehrere Konsulatsmitarbeiter.
Ziel sei es gewesen, den Eindruck zu erwecken, als habe Khashoggi das Konsulat wieder verlassen, berichtet der US-Sender CNN, dem das Videomaterial der Überwachungskamera aus türkischen Ermittlerkreisen zugespielt wurde.
Dies würde auch die erste Version erklären, die Saudi-Arabien der internationalen Gemeinschaft zum Verbleib des verschwundenen Journalisten offerierte: nämlich, dass Khashoggi das Konsulat in Istanbul am 2. Oktober wohlauf verlassen habe.
Gleiche Statur, gleiche Kleidung, gleicher Bart
Die Bilder zeigen einen Mann, der von den Beamten als Mustafa al-Madani identifiziert wurde und Teil des 15-köpfigen Mordkommandos gewesen sein soll. Laut dem Sender soll darin zu sehen sein, dass Madani nicht nur Khashoggis Kleidung, Brille und Apple-Uhr trägt, sondern sogar mit falschen Bart ausgestattet war. Hinzu kommt, dass Madani die gleiche Größe und Statur wie Khashoggi habe und fast gleich alt ist: Madani ist 57, Khashoggi 59 Jahre alt.
Überwachungskameras hielten die Bewegungen des Khashoggi-Doubles fest. Demnach habe Madani im blau-weißen Hemd das Konsulat am 2. Oktober nach 13 Uhr betreten. Kurz vor 15 Uhr verlässt er dieses wieder - allerdings in Khashoggis Kleidung.
Viermal bei Kronprinz angerufen?
Die regierungsnahe türkische Zeitung „Yeni Safak“ berichtete unterdessen von einem Telefonat am Tag von Khashoggis Verschwinden, das den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman weiter unter Druck setzen könnte. Demnach habe der Leiter des saudischen Kommandos viermal den Bürochef des Kronprinzen angerufen. Das Telefonat soll von dem Büro des Generalkonsuls aus und nach dem Tod Khashoggis geführt worden sein.
Erdogan will „ganze Wahrheit“ enthüllen
Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verkündete, er werde am Dienstag im Parlament die „ganze Wahrheit“ über Khashoggis Ermordung enthüllen, hat Siemens-Chef Joe Kaeser seine geplante Reise nach Saudi-Arabien abgesagt. Er ziehe seine Zusage für eine Investorenkonferenz in dem Königreich in dieser Woche zurück, verkündete er auf Twitter. „Wir sehen, dass wir es mit einer Situation zu tun haben, die äußerst brutal geplant war und dass mit viel Mühe versucht wird, die Sache zu vertuschen“, sagte AKP-Sprecher Ömer Celik, allerdings ohne Details aus den Ermittlungen zu nennen. „Das ist ein sehr komplizierter Mord.“
Wirtschafts- und Politikgrößen sagen Treffen ab
Auch andere Größen aus Politik und Wirtschaft machen einen Bogen um das Treffen. Absagen kamen unter anderem von US-Finanzminister Steven Mnuchin, IWF-Chefin Christine Lagarde und den Chefs von Deutscher Bank, HSBC und Credit Suisse. Nach wochenlangem Dementi hatte Saudi-Arabien am Samstag eingestanden, dass der regierungskritische Journalist Khashoggi im Konsulat des Königreichs in Istanbul getötet worden sei.
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