Erschlagen, erstochen, erwürgt oder erschossen - es ist erschreckende Realität in der Alpenrepublik: Mit bisher 31 getöteten Frauen (insgesamt wurden in den ersten zehn Monaten 35 Mordalarme verzeichnet) gab es heuer durchschnittlich jeden zehnten Tag ein weibliches Gewaltopfer. Das ist trauriger „Europa-Rekord“. Mit diesen Zahlen nähern wir uns auch wieder den blutigen 80ern an. Und das Jahr 2018 ist noch nicht vorbei ...
Vielen Bluttaten liegen Beziehungsdramen im häuslichen Umfeld bzw. dem Familienkreis zugrunde. Aufgestaute Wut, enttäuschte Liebe oder Rache lässt Männer morden. Jüngster spektakulärer Kriminalfall in der unheimlichen Serie ist eine im Stiegenhaus mit drei Schüssen hingerichtete „Kronzeugin“ in einem Salzburger Drogenprozess.
Jede fünfte Frau ab 15 Jahren von Gewalt betroffen
Dass Frauen hierzulande oft Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt oder Stalking werden, verdeutlicht die Statistik. Ab dem 15. Lebensjahr ist jede Fünfte davon betroffen. Ein Problem dabei ist die niedrige Verurteilungsrate. Die polizeilichen Ermittlungen beschränken sich zumeist auf Aussagen des Opfers oder des mutmaßlichen Täters. Tatortarbeit oder Beweiserhebungen wie bei anderen Delikten sind selten möglich.
Das Fachmagazin „Kriminalpolizei“ lässt in Sachen sich nach oben drehender Gewaltspirale jedenfalls mit weiteren Zahlen aufhorchen. Laut dem Europäischen Statistikamt (Eurostat) wurden aus dem Jahr 2015 die Daten von 34 Ländern verglichen. Demnach gab es nur in Norwegen (14 von 25) und in unserem Nachbarland Slowenien (neun von 17) mehr weibliche als männliche Mordopfer. Der blutige Trend setzt sich also fort.
„Männer wollen keine Opfer sein“
Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith sprach mit der „Krone“ über mögliche Gründe für die dramatische Zunahme von Frauenmorden in Österreich.
„Krone“: Warum werden so viele Frauen getötet?
Sigrun Rossmanith: Unsere Gesellschaftsformen haben sich verändert, Frauen sind mittlerweile sehr emanzipiert. Die Männer verkraften das kaum, sie betrachten ihre Partnerinnen noch immer als Besitz.
Und wenn sie sie verlieren, werden sie zu Killern?
Einige handeln dann leider nach dem Motto: Was ich nicht haben kann, darf auch niemand anderer bekommen.
Gehen Männer grundsätzlich schlechter mit Trennungen um als Frauen?
Die Reaktion ist zunächst in der Regel bei beiden dieselbe: Aufgrund des Kränkungs-Erlebnisses entsteht Wut. Männer neigen dazu, diese Empfindung nach außen zu tragen, mit aggressivem Verhalten. Frauen fressen Probleme eher in sich hinein und werden in der Folge seelisch krank.
Daten und Fakten:
Matthias Lassnig und Martina Prewein, Kronen Zeitung
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