Nur jeder dritte Österreicher ist der Meinung, 2040 mit der staatlichen Pension finanziell über die Runden zu kommen, und sogar zwei von drei Landsleuten glauben, auch nach dem wohlverdienten Pensionsantritt noch arbeiten gehen zu müssen. Die Mehrheit ist außerdem der Ansicht, dass in 22 Jahren nicht mehr genügend leistbarer Wohnraum für alle zur Verfügung stehen wird, und betrachtet den Arbeitsmarkt der Zukunft eher skeptisch. Zu diesen relativ pessimistischen Schlüssen kommt die Studie „Zukunftsszenario 2040“, in der 1000 Österreicher dazu befragt wurden, wie sie glauben, in der Zukunft zu leben, zu arbeiten und zu wohnen.
Insgesamt lässt sich die Stimmung von Herrn und Frau Österreicher in Bezug auf ihre Zukunft und ihr Leben in der Pension als eher besorgt beschreiben (59 Prozent) - allerdings ein bisschen optimistischer als 2014 (61 Prozent), als diese Umfrage von meinungsraum.at im Auftrag der Immobilienrendite AG das erste Mal durchgeführt wurde. Vor allem Österreichs Frauen blicken - wie schon 2014 - viel pessimistischer in die Zukunft als Männer (66 Prozent versus 54 Prozent sind eher besorgt). Interessant: Jeder zweite Einwohner Wiens ist eher zuversichtlich, was seine Pension betrifft, womit die angeblichen „Grantler der Nation“ am positivsten in ihre Pensionszukunft schauen.
Jahre vor der Pension von viel Arbeit geprägt
Unsere Landsleute glauben, dass sie im Jahr 2040 mit durchschnittlich 63,5 Jahren ihre Pension antreten dürfen, wobei Frauen durchschnittlich ein höheres (64,4 Jahre) Antrittsalter nennen als Männer (62,6 Jahre). Die letzten fünf Jahre vor der Pension sind für den Großteil der Befragten noch immer von vielen Arbeitsstunden geprägt. Aktuell Vollzeitbeschäftigte sehen sich im Mittel auch vor Pensionsantritt in einem 40-Stunden-Job, Teilzeit-Kräfte in einem 30-Stunden-Job. 54 Prozent schätzen die eigene finanzielle Situation in der Pension aus heutiger Sicht zumindest eher gut ein (46 Prozent eher gut, acht Prozent sehr gut). Vor allem jene, die aktuell schon vorsorgen, sind positiv gestimmt (37 Prozent eher schlecht, neun Prozent sehr schlecht).
Mehrheit glaubt, in der Pension noch arbeiten zu müssen
Nur acht Prozent der Befragten sind ganz sicher, dass die staatliche Pension ihren gesamten finanziellen Bedarf in der Pension decken wird. Für 26 Prozent ist es wahrscheinlich, dass dies der Fall ist. Das bedeutet, dass sich nur ein Drittel der Österreicher in der Pension staatlich versorgt sieht. Und: Je älter, desto unsicherer ist man, ob die staatliche Pension tatsächlich ausreichen wird. 63 Prozent sind der Ansicht, dass sie in der Pension noch arbeiten gehen müssen. Mehr Frauen (67 Prozent) als Männer (59 Prozent) denken, dass ein Zusatzverdienst nötig sein wird. Das deckt sich mit dem Ergebnis, dass sich Frauen im Alter finanziell gefährdeter sehen als Männer.
Leistbarer Wohnraum wird knapp
60 Prozent der Österreicher meinen, dass 2040 nicht genügend leistbarer Wohnraum für alle zur Verfügung stehen wird. Ältere sehen dieses Thema deutlich pessimistischer als jüngere Befragte, ebenso Menschen mit geringerem Einkommen. Passend dazu glauben 67 Prozent, dass Wohnungen und Einfamilienhäuser in Zukunft eher kleiner sein werden als heute. Im Schnitt ist man bereit, 724 Euro pro Monat für Wohnen auszugeben. Im städtischen Raum liegt dieser Wert bei 650 Euro, im ländlichen sogar bei 805 Euro. Vollzeitberufstätige haben mit 821 Euro eine höhere Ausgabenbereitschaft als Teilzeitbeschäftigte (551 Euro) oder nicht Berufstätige (593 Euro).
Eigenheim am Land bevorzugt, Reisen beliebteste Freizeitaktivität
Etwa jeder Zweite (54 Prozent) glaubt, im Alter in einer ländlichen Umgebung zu leben. Immerhin 35 Prozent gehen davon aus, in einem städtischen Gebiet zu wohnen. Nur elf Prozent zieht es ins Ausland. In Bezug auf ihre künftige Wohnsituation geben sich die Österreicher optimistisch, denn: Aktuell wohnen nur 42 Prozent in einem Eigenheim oder einer Eigentumswohnung, aber 66 Prozent denken, dass sie später in einer Immobilie leben werden, die ihnen auch gehört.
Reisen gehört zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten für künftige Pensionisten, wobei Inlandsreisen knapp vor Auslandsreisen liegen. Geld sparen belegt Platz drei und Enkelkinder finanziell unterstützen Platz vier. Herr und Frau Österreicher möchten in der Pension auch nicht auf regelmäßige Restaurantbesuche verzichten.
Arbeitsmarkt der Zukunft verändert sich
Im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit herrscht eher Skepsis. Generell stufen 36 Prozent den Wirtschaftssektor, in dem sie arbeiten, im Jahr 2040 als (sehr) gefährdet ein. 76 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen im primären Sektor (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Rohstoffe) und 45 Prozent im sekundären Sektor (Industrie, Produktion, Bauwesen, Energie- und Wasserversorgung) glauben, dass ihr Arbeitsplatz 2040 in Gefahr ist oder ganz verschwindet wird. 85 Prozent denken, dass die Digitalisierung Jobs kosten wird. Befragt mithilfe einer Liste mit diversen Jobs aus den drei Sektoren, glauben 46 Prozent, dass Reisebüroberater stark an Bedeutung verlieren. 44 Prozent denken, dass dies auf Supermarktkassiere zutrifft. 36 Prozent sehen Druckereimitarbeiter als gefährdet an, 34 Prozent Fließbandarbeiter, vier Prozent Friseure, Installateure, Rechtsanwälte und Kellner.
Lebenslanges Lernen und hohe Flexibilität
84 Prozent sind der Meinung, dass laufende Umschulungen und Zusatzausbildungen auch kurz vor der Pension nötig sein werden, um den Arbeitsplatz zu behalten. Neun von zehn Befragten denken, dass Flexibilität in puncto Arbeitszeit und vermehrte Erreichbarkeit am Arbeitsmarkt 2040 wichtig sein werden. Generell denken 84 Prozent der Österreicher, dass häufige Arbeitsplatzwechsel normal sein werden. 82 Prozent meinen, dass Dienstnehmer im Jahr 2040 mehr von zu Hause aus arbeiten werden. 73 Prozent glauben, dass es ab dem 50. Lebensjahr unmöglich sein wird, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die politisch thematisierte Pensionsarmut der Frauen schlägt sich auch in der Befragung nieder: 54 Prozent der Frauen haben finanzielle Sorgen bezüglich der Pension, aber nur 37 Prozent der Männer.
Die beliebtesten Formen der Vorsorge
Die Hälfte ist der Meinung, dass eine Lebensversicherung noch immer die beste Art ist, um für die Pension vorzusorgen. Auf Platz zwei finden sich Immobilien (39 Prozent), auf Platz drei liegt das Sparbuch (32 Prozent), dicht gefolgt vom Bausparer (29 Prozent). Das Vertrauen in traditionelle Sparformen ist also noch immer aufrecht, wobei die Gruppe der 30- bis 39-Jährigen am wenigsten an Sparbuch und Bausparer glaubt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Befragten, die zumindest Matura haben, erachten Immobilien als sinnvolle Vorsorge, aber nur weniger als ein Drittel (29 Prozent) jener ohne Matura. Investmentfonds und Aktien finden bei Männern etwas mehr Zuspruch als bei Frauen (je 13 bzw. acht/sechs Prozent).
Nicht einmal die Hälfte sorgt finanziell vor
Trotz des Umstandes, dass zwei Drittel es für unwahrscheinlich halten, von der staatlichen Pension leben zu können, sorgt nicht einmal die Hälfte (46 Prozent) für die Zeit der Pension vor. Aber mit zunehmendem Alter steigt auch der Anteil jener, die vorsorgen. 2014 waren es noch 52 Prozent, die für die Pension vorgesorgt hatten. Fast ein Drittel (30 Prozent) würde sehr gerne vorsorgen, kann sich dies aber momentan nicht leisten. Das trifft signifikant häufiger auf Personen ohne Matura als auf jene mit Maturaabschluss oder höherer Bildung (34 Prozent versus 23 Prozent) zu.
Was sonst noch hilft
16 Prozent halten eine erfolgreiche Karriere für eine geeignete Vorsorgeform. Hier gilt: Je jünger, desto eher verspricht diese Methode, die beste Vorsorgeform zu sein. Aktuell halten nur noch acht Prozent der Österreicher „reich heiraten“ für einen guten Vorsorgeplan, 2014 waren dies noch 18 Prozent. Sowohl Frauen als auch Männer halten diese Option aktuell für gleichermaßen sinnvoll. Zwölf Prozent betrachten erben als sinnvolle Vorsorge, fünf Prozent setzen auf Lotto und Gewinnspiele.
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