Serie dauerte 4 Jahre

Als der Briefbomben-Terror Österreich erschütterte

Österreich
25.10.2018 12:49

In den USA sorgen kurz vor den Kongresswahlen Pakete mit Sprengsätzen an demokratische Politiker für Aufregung. Auch Österreich ist schon einmal von einer Briefbombenserie erschüttert worden: In den 1990er-Jahren verschickte der Rechtsradikale Franz Fuchs innerhalb von fast vier Jahren 25 Briefbomben und deponierte zwei Rohrbomben. Bei seinem schwersten Attentat in Oberwart starben vier Menschen.

Die beispiellose Terrorserie von Franz Fuchs mit mehreren Verletzten und vier Todesopfern begann am 3. Dezember 1993, als in den Händen des Hartberger Pfarrers August Janisch und von ORF-Moderatorin Silvana Meixner die ersten Briefbomben detonierten und sie schwer verletzten. Zwei Tage später verstümmelte eine Briefbombe dem damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk die linke Hand.

Dagmar Koller mit Helmut Zilk (Bild: APA/Roland Schlager)
Dagmar Koller mit Helmut Zilk
Silvana Meixner beim Betreten des Gerichtsgebäudes in Graz, wo sie als Zeugin im Fuchs-Prozess aussagte (Bild: APA/Alfons Kowatsch)
Silvana Meixner beim Betreten des Gerichtsgebäudes in Graz, wo sie als Zeugin im Fuchs-Prozess aussagte
Pfarrer August Janisch war das erste Opfer von Franz Fuchs. (Bild: APA/Helge Sommer)
Pfarrer August Janisch war das erste Opfer von Franz Fuchs.

Im August 1994 verlor der Polizist Theo Kelz beide Unterarme, als eine Rohrbombe, die Fuchs auf dem Gelände der Rennerschule in Klagenfurt deponiert hatte, beim Abtransport explodierte. Mit seiner zweiten Rohrbombe tötete Fuchs im Februar 1995 in Oberwart die vier Roma Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath - als sie eine Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ entfernen wollten.

Vier Roma der Siedlung in Oberwart kamen bei einem Rohrbomben-Attentat in der Nacht auf den 5. Februar 1995 ums Leben. (Bild: APA/ULRICH SCHNARR)
Vier Roma der Siedlung in Oberwart kamen bei einem Rohrbomben-Attentat in der Nacht auf den 5. Februar 1995 ums Leben.

Zufällig bei Verkehrskontrolle gefasst
Erst im Oktober 1997 wurde der Attentäter zufällig in seinem Heimatort Gralla südlich von Graz gefasst. Er wurde am Steuer seines Autos von der Gendarmerie kontrolliert, wähnte sich überführt und zündete eine Bombe, die ihm beide Hände zerfetzte.

Als Franz Fuchs von der Gendarmerie in Gralla gestoppt wurde, explodierte kurz darauf in seinen Händen eine seiner Rohrbomben. (Bild: BMI)
Als Franz Fuchs von der Gendarmerie in Gralla gestoppt wurde, explodierte kurz darauf in seinen Händen eine seiner Rohrbomben.
Experten des Entschärfungsdienstes untersuchten bei Franz Fuchs gefundene Rohrbomben. (Bild: BMI/POLIZEI)
Experten des Entschärfungsdienstes untersuchten bei Franz Fuchs gefundene Rohrbomben.

Vor Gericht brüllte Fuchs rechtsextreme Parolen wie „Reinrassige Tschuschenregierung - nein danke!“ und wurde schließlich von der Verhandlung ausgeschlossen. Zu lebenslanger Haft verurteilt, erhängte sich Fuchs rund ein Jahr später in seiner Zelle in der Justizanstalt Karlau in Graz mit dem Kabel seines Rasierapparats.

Franz Fuchs 1999 im Grazer Straflandesgericht (Bild: APA/Hans Techt)
Franz Fuchs 1999 im Grazer Straflandesgericht

Attentate wegen intensiv geführter Migrationsdebatte
Wie Historiker später meinten, seien die Briefbomben-Attentate vor dem Hintergrund der damals immer intensiver geführten Migrationsdebatte zu sehen. Die Jahre 1993 bis 1997 waren demnach gekennzeichnet von den geografisch nahen Balkankriegen, der Ostöffnung, den Zuwanderungswellen aus den Krisen- und Kriegsgebieten und dem Aufstieg der FPÖ unter Jörg Haider.

Das innenpolitisch aufgeheizte Klima sei massiv von einer Angst vor Zuwanderung und Überfremdung geprägt gewesen. Auch Betroffene der Attentate wie Pfarrer Janisch und Grün-Politikerin Terezija Stoisits sahen den Nährboden in späteren Interviews in einer durch Haider geschürten ausländerfeindlichen Stimmung und dem Volksbegehren „Österreich zuerst“ der FPÖ.

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