"Warum darf sich Ihre Tochter Ihren Mann nicht selbst aussuchen?", will Richterin Angelika Hacker vom Vater wissen. "Wir sind türkisch", erklärt der Taxilenker. "Und wir sind von der Kultur her eben anders", versucht sich das Familienoberhaupt zu rechtfertigen.
"Sie sind selbst Österreicher. Damit gelten auch für Sie österreichische Gesetze", braust Staatsanwalt Hansjörg Bacher dazwischen, dem sich zwischendurch "der Magen umdrehte". "Ein Moslem darf keinen Christen heiraten", betont die mitangeklagte Schwester. Bacher: "Dann sollten Sie wo hinziehen, wo mehr Moslems sind und nicht so viele Christen."
Mehrere Todesdrohungen
Die Familie soll die 20-jährige Tochter, die wenig überraschend nicht aussagen wollte, sowie deren 22-jährigen Freund, einen Grazer, mehrmals mit dem Tod bedroht haben. Die junge Muslimin floh ins Frauenhaus. "Ich hab nichts gesagt. Ich konnte nur nicht für die Reaktion meiner Brüder garantieren", erklärt der Vater. Warum seine Tochter lüge, wisse er nicht.
Das nicht rechtskräftige Urteil: ein Jahr für den Vater, zehn Monate für die Mutter und 400 Euro Geldstrafe für die Schwester. "Toleranz und Integration darf keine Einbahnstraße sein. Es gelten für alle die gleichen Spielregeln", plädierte Staatsanwalt Bacher. Dennoch: Die Heiratsabsichten und die Beziehung sind inzwischen Geschichte.
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