Vor zehn Jahren hat BMW den Markt der Supersportler derart aufgemischt, dass sich die Konkurrenz jahrelang nicht davon erholt hat. So etwas wie die S 1000 RR hat ihnen niemand zugetraut, so stark, so gut fahrbar, so überlegen, dass sie auch heute noch nicht zum alten Eisen gehört. Nachdem Honda, Yamaha & Co mittlerweile aufgerüstet haben, liegt der Ball nun wieder bei den Münchnern. Und die liefern: Auf der EICMA präsentieren sie die brandneue S 1000 RR.
Die BMW S 1000 RR war die Benchmark, an der sich die anderen messen lassen mussten. Der 999-ccm-Reihenvierzylinder ist noch immer einer der besten im Wettbewerbsumfeld, vor allem dank seiner fülligen Drehzahlmitte. Offiziell ist er ja „nur“ 199 PS stark, doch es ist ein offenes Geheimnis, dass er in Wahrheit ein paar PS mehr hergibt.
Wenn BMW dieser Linie treu bleibt, ist das neue Triebwerk noch mehr ein Hammer, als es die blanken Papierwerte ohnehin schon versprechen: 152 kW wird im Zulassungsschein stehen, das sind 207 PS, also deren acht mehr als beim Vorgängertriebwerk. Insgesamt ist die neue BMW S 1000 RR elf Kilogramm leichter als die alte und bringt vollgetankt lediglich 197 kg auf die Waage. Was das für das Leistungsgewicht heißt, kann sich jeder selbst ausrechnen. Und mit M-Paket (u.a. Carbonräder) sind es sogar nur noch 193,5 kg)
Sensationelle Kraftentfaltung
Der neue 999-ccm-Reihenvierer ist vier Kilogramm leichter als der alte, obwohl auch noch die ShiftCam-Technik mitbringt, die gerade in der neuen BMW R 1250 GS vorgestellt wurde. Die Einlassnockenwelle weist zwei verschieden Nockenprofile auf, eines für Teil-, eines für Volllast. Bei 9000/min. wird umgeschaltet.
Durch die variablen Ventilsteuerzeiten konnten die Ingenieure zugleich unfassbares Drehmoment in der Mitte und hohe Spitzenleistung realisieren. Nach BMW-Angaben entspricht der Durchzug im unteren und mittleren Drehzahlbereich beim neuen Doppel-R-Motor dem der bisherigen S 1000 R (also des Naked Bikes), und dennoch liegen bei 13.500/min. 207 PS an, bevor bei 14.600 Touren der Begrenzer einschreitet. Der Punkt konnte um 400 Umdrehungen pro Minute nach oben gesetzt werden, weil hohlgebohrte Titan-Einlassventile und 25 Prozent leichtere (8 statt 11 Gramm) Schlepphebel eingesetzt werden.
Konkret beträgt das maximale Drehmoment 113 Nm bei 11.000/min., an der Drehmomentgrafik erkennt man aber, dass dieser Wert schon lange vorher fast erreicht wird. Im Bereich von 5500 bis 14.500/min stehen immer mehr als 100 Nm zur Verfügung.
Völlig neues Bike
Die ganze Konstruktion des Supersportlers ist neu. Ziel war es, pro Rennrunde eine Sekunde zu gewinnen, außerdem über eine Renndistanz deutlich schneller zu sein.
Das Layout des Alu-Brückenrahmens wurde völlig anders ausgelegt, der weiterhin um 32 Grad nach vorn geneigte Motor stärker als tragendes Teil integriert. BMW spricht von Flex Frame, was auf ein ideales Wechselspiel aus Steifigkeit und Flexibilität im Gesamtverbund aus Hauptrahmen, Heckrahmen und Schwinge hinweisen soll. Die Konstruktion spart Gewicht und ermöglicht, dass der Knieschlussbereich deutlich schmäler ist als früher und nur noch etwa zwei Zentimeter breiter ist als bei einem V4.
Auch die Schwinge wurde geändert. Das (natürlich voll einstellbare) Federbein sitzt weiter hinten, die Schwingendrehachse ist in einem Offset-Bereich von +2 bis -2 mm verstellbar. Der Federweg wurde von 120 auf 117 mm reduziert.
Elektronik auf höchstem Niveau
Serienmäßig verfügt die BMW S 1000 RR über eine neue Sechs-Achsen-Sensorbox, ABS Pro (Kurven-ABS) und die Dynamische Traktionskontrolle mit Wheelie-Funktion. Als aufpreispflichtiges Extra ist der Wheelie individuell einstellbar. Ebenso aufpreispflichtig sind die überarbeiteten regelbaren Dämpfer.
Der Schaltassistent zum Hoch- und Runterschalten ist serienmäßig.
Die Tachoeinheit ist ein 6,5 Zoll großes Farb-TFT-Display mit unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten. Alle Leuchten sind LEDs, die Blinker können jetzt „komfortblinken“.
Die Blinker sind in den Rückspiegeln untergebracht, was praktisch ist, wenn man das Bike schnell rennstreckenfähig machen möchte. Apropos: Das Schaltschema ist mit ein paar Handgriffen umkehrbar.
Eine Neuerung an der BMW S 1000 RR sticht sofort ins Auge und wird manchen, der früher abgeschreckt wurde, vielleicht doch zum BMW-Händler führen: Die asymmetrische Front ist Geschichte. Das neue Design ist viel gefälliger.
Und etwas weist darauf hin, dass BMW wirklich ein brutal gutes Bike gelungen ist: Ab der nächsten Saison steigen die Münchner mit dem ehemaligen Kawasaki-Star Tom Sykes und Markus Reiterberger in die WSBK ein.
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