Das König-Abdullah-Zentrum auf der Wiener Ringstraße steht immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik, zuletzt nach dem brutalen Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi. Über die Arbeit des Zentrums und die Rolle Saudi-Arabiens hat krone.at mit dem Metropoliten der griechischen Orthodoxie in Frankreich, seiner Eminenz Emmanuel Adamakis, gesprochen. Adamakis vertritt im Direktorium des König-Abdullah-Zentrums die orthodoxe Kirche.
Das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog (KAICIID) ist 2011 als internationale Organisation gegründet worden. Die Gründungsstaaten sind Österreich, Saudi-Arabien, Spanien und der Vatikan. Das Zentrum hat sich offiziell dem Austausch zwischen den Weltreligionen verschrieben. Es unterstützt Programme zur Vermittlung zwischen Religionsgemeinschaften, etwa in Nigeria, Myanmar und der arabischen Region. In Österreich engagiert es sich in der Flüchtlingshilfe, außerdem gibt es ein eigenes Ausbildungsprogramm, das jungen Menschen beibringen soll, interreligiösen Dialog zu fördern.
Der wichtigste Geldgeber des Zentrums ist das Königreich Saudi-Arabien, in dem der puritanische wahhabitische Islam die Staatsreligion ist und Religionsfreiheit kaum vorhanden ist. Am 25. Oktober hat die Opposition im österreichischen Parlament einen Antrag auf Schließung des Zentrums eingebracht.
„Sind nicht von den Saudis abhängig“
Der überwiegende Teil der Mittel, mit denen das Zentrum finanziert wird, kommt zwar aus Saudi-Arabien, erklärt der Metropolit, allerdings seien diese Mittel nicht zweckgebunden. Der einzige Zweck des Zentrums sei es, Menschen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften zusammenzubringen.
Zur Frage der Finanzierung hat das König-Abdullah-Zentrum selbst folgende Informationen zur Verfügung gestellt: „Das Gesamtbudget des Dialogzentrums betrug im (zuletzt geprüften) Jahr 2017 11,1 Mio. Euro. Während der letzten vier Jahre bewegte sich das Budget immer zwischen 11,1 und 11,4 Mio. Euro. Das administrative Budget wird von Saudi Arabien gestellt. Jedem Mitgliedsstaat steht es frei, zum Budget von KAICIID Beiträge zu leisten. Es ist bereits gelungen, die Projektfinanzierung zu diversifizieren - mit Partnern wie dem UNO-Entwicklungsprogramm UNDP, dem UN-Büro für die Verhütung von Völkermord oder der Afrikanischen Union.“
„Erweiterung des Zentrums gewünscht“
Außerdem solle der Kreis der beteiligten Länder nun ausgeweitet werden, um Abhängigkeiten von einem einzelnen Staat zu vermeiden. Beitrittsansuchen gebe es bereits aus Kanada, Indonesien und Japan. Eine Erweiterung des Zentrums auf mehr Mitgliedsstaaten sei jedenfalls gewünscht.
Inzwischen will Außenministerin Karin Kneissl dem Zentrum zwar die „dunkelgelbe Karte“ gezeigt haben - eine Schließung hat sie aber vorläufig ausgeschlossen.
„Auch aus Nazareth kam etwas Gutes“
Generalsekretär des Zentrums ist Faisal bin Muaammar, der zuvor verschiedene hohe Positionen in der saudi-arabischen Regierung innehatte und auch als Berater von König Salman fungierte. Der Frage, ob es moralisch scheinheilig ist, als saudischer Berater ein Zentrum für interreligiösen Dialog zu führen, weicht der Metropolit aus. Wenn aus Nazareth etwas Gutes kommen konnte, so die Stellungnahme des Metropoliten, könne auch aus Saudi-Arabien etwas Gutes kommen.
krone.at hat um ein Interview mit dem Generalsekretär des König-Abdullah-Zentrums gebeten. Dies war leider nicht möglich, als Grund wurden dessen häufige Auslandsaufenthalte genannt.
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