Der Bau des neuen U-Bahn-Linienkreuzes U2/U5 in Wien kommt - für viele Experten alles andere als überraschend - ins Stocken: Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer kündigte am Freitag Verzögerungen von neun Monaten bis zu einem Jahr an. Als Grund nannte Steinbauer „inakzeptable Angebote“ von Baufirmen im Zuge einer Ausschreibung.
Konkret geht es um ein großes Leistungspaket für den Bau der neuen U5-Strecke zwischen Frankhplatz und der neuen Knotenstation Rathaus. „Wir wissen nach 30 Jahren Erfahrung schon recht gut, was ein Meter Tunnel kosten sollte“, erklärte der Unternehmenschef. Für die genannte Ausschreibung seien die Ergebnisse „von der Höhe her nicht plausibel und vertretbar“ gewesen. Deshalb habe man sich entschieden, hier eine Neuausschreibung mit etwas geänderten Rahmenbedingungen und damit mehr Verhandlungsspielraum durchzuführen.
Damit dasselbe Problem nicht auch beim großen Tunnelbauauftrag vom Matzleinsdorfer Platz in Richtung Neubaugasse - für die südliche U2-Verlängerung - auftritt, haben sich die Wiener Linien entschieden, auch diese Ausschreibung noch einmal zu überarbeiten und erst später statt wie geplant schon in den nächsten Tagen herauszugeben.
Es geht um mehrere Hundert Millionen
Durch die Hochkonjunktur in der Baubranche hätten Bauherren derzeit österreichweit mit hohen Preisen zu kämpfen, versicherte Steinbauer. Um wie viel zu teuer die gelegten Angebote aus Wiener-Linien-Sicht waren, wollte er nicht verraten: „Hier Summen zu nennen wäre so, als würde beim Pokern einer die Karten auf den Tisch legen.“ Um welche Firmen es geht, blieb ebenso ein Geheimnis. Fest steht, dass es bei den Aufträgen um Beträge von mehreren Hundert Millionen Euro geht.
Es sei nicht zielführend, „nur um den Terminplan stur einzuhalten, jedes Angebot zu akzeptieren“, argumentierte Steinbauer. Er rechnet damit, dass sich die Bauverzögerung wohl eins zu eins auf die Fertigstellung und damit Eröffnung der neuen Teilstrecken niederschlagen wird. Geht man von einer einjährigen Verschiebung aus, würde die U5 erst ab 2025 (statt 2024) zum Frankhplatz fahren, die U2 erst ab 2027 (statt 2026) zum Matzleinsdorfer Platz.
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