Erst spionieren und sich dann aufregen, dass es enthüllt wurde - an dieser urrussischen Haltet-den-Dieb-Methode hat sich nichts geändert. Der Kreml hätte das lieber unter der Tuchent erledigt gehabt.
So sind sie halt, die Großen, wenn sie bei den Kleinen spionieren. Kremlchef Wladimir Putins Außenminister lässt urplötzlich seine joviale Maske fallen, weil er sich „unangenehm überrascht“ fühlt, und zitiert den österreichischen Botschafter ins Amt, um ihn zu belehren, wie man sich zu verhalten habe, „wenn es Fragen an Russland gibt“.
Auch die NATO ist not amused. Luftwaffen sind allein schon aus logistischen Gründen eng vernetzt. Wie kann es sein, dass man dem russischen Spion 20 Jahre lang nicht auf die Schliche kam? Die Regierung in Wien kann es drehen und wenden, wie sie will: In der NATO hält sich hartnäckig die Ansicht, dass Österreich nicht dicht ist. Das haben wir nun wieder einmal selbst bestätigt.
„Eigenleben“ des russischen Militärgeheimdienstes
Der Militärgeheimdienst GRU führt im russischen Machtgefüge (wie seine westlichen Kollegen) ein relatives „Eigenleben“, weil der Militärsektor normalerweise frei von politischem Kleinkram ist. So überlebte er im Gegensatz zum KGB relativ intakt die Umbrüche der jüngeren sowjetisch-russischen Geschichte. Der GRU führt(e) die russische Regie in Syrien.
GRU-Agenten stecken hinter dem Mordanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal. Auch das müssen nicht unbedingt die oberen Etagen des Kremls gewusst haben.
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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