Bald live in Wien

Cro: Der Pandarapper und seine Wesensveränderung

Musik
13.11.2018 07:00

Alles easy oder nicht? Der erfolgreiche Pandarapper Cro hat sich in den letzten zwei Jahren in neue Richtungen entwickelt und versucht seiner Karriere neue Facetten zu verschaffen. Die Popularität des 28-Jährigen scheint immer noch ungebrochen zu sein - am Mittwoch, 15. November, spielt er in der Wiener Stadthalle.

(Bild: kmm)

Selbstvermarktung ist heute alles. Das wissen wir nicht nur, seit man als geschickt posender Instagramer mit drei scharfgestochen guten Fotos, schöner Szenerie und der richtigen Follower-Zahl mehr Geld lukrieren kann als mit 40-Stunden-Jobs im herkömmlichen Sinne. Der deutsche Rapper Cro alias Carlo Waibel beherrscht das Spiel seit seinem Karriereraketenstart vor sieben Jahre aus dem Effeff. Unlängst posierte der Stuttgarter mit der Pandamaske auf seinem Instragram-Account das erste Mal ohne Maske und hielt sich eine Katze vor das Gesicht („I Smell Pussy“). Zusätzlich lud er seine Fans mit der Angabe einer vermeintlich privaten Telefonnummer dazu ein, mit etwas Glück ein echtes Facetime-Gespräch mit ihrem Helden führen zu können. Waibel hat die Verkaufsstrategien des 21. Jahrhunderts durchblickt und sorgt dabei fast für mehr Aufregung als mit der bloßen Musik. Perfekte Werbung für seine „stay tru. tour“, die ihn am 15. November auch in die Wiener Stadthalle führt.

Direkter und derber
 Man könnte auch behaupten, Cro wäre erwachsen geworden, auch wenn einem das im direkten Gespräch mit dem 28-Jährigen nur selten gewahr wird. Mit „tru.“ eroberte der Rapper mit dem dritten Album zum ebensovielten Mal den Spitzenplatz in den österreichischen und deutschen Charts - wenn auch der Zugang dieses Mal ein anderer war. Präsentierte er sich auf „RAOP“ und „Melodie“ noch als familienfreundlicher Kumpel von nebenan, schlug er nun härtere Töne an, referierte mitunter über sein Erwachsenwerden und ließ so manch derbe Line fallen, die man den lange als „Softie“ Verschrienen so nicht zugetraut hätte. „Im Endeffekt bin ich froh, dass das Album nicht so kerzengerade durch den Orbit schoss wie die anderen zuvor“, erklärt er uns im Interview, „es ist gut, dass die Leute das Album mitkriegen und reinhören, aber es muss nicht gleich wieder auf dem Olymp landen.“

Understatement als Kalkül? Scheint zumindest so, denn so spontan und originär Cro auch als Künstler arbeitet, so konstruiert scheinen manche Karriereschritte im Hintergrund geplant zu sein. Etwa die musikalische und textliche Verhärtung auf dem aktuellen Album und die nach außen hin überraschende Trennung von Chimperator, um mit truworks records eine eigene Plattenfirma ganz nach den persönlichen Vorstellungen zu entwickeln. Man merkt an allen Ecken und Enden - hier findet gerade ein Lebensumbruch statt. „Mit dem Album habe ich einfach den Stand meines Lebens auf Platte gepresst. Das bin ich. Und ich halte mich nicht an das Album, sondern das Album an mein Leben. Momentan ist bei mir alles echt und authentisch.“ Den Vorwurf, dadurch früher nicht so real agiert zu haben, lässt er von sich abperlen. „Ich habe damals zu wenig hinterfragt und oft alles einfach angenommen. Heute gehe ich da wesentlich bedachter vor.“

Präsenter als damals
 Dass der fulminante Raketenstart in jungen Jahren nicht immer einfach zu verarbeiten war, liegt auf der Hand. Der Künstler Cro fühlt sein Publikum heute über ein anderes Bewusstsein. „Ich hatte damals diese ,Fuck It‘-Einstellung. Es war mir egal, ob da 50.000 oder nur 2.000 Menschen stehen, ob es regnet oder schneit. Heute mache ich mir Gedanken darüber, wie ich am besten auf die Leute eingehen kann und ob ich bei einer größeren Menge anders agieren sollte. Ich bin einfach präsenter.“ Nach drei Alben kann Cro aus einem großen Pool an Songs, Loops und Beats wählen. Nach wie vor ist es dem Soundtüftler und Vollblutkünstler wichtig, etwaige Längen zu kaschieren und jede Show so einzigartig und spannend wie möglich zu gestalten. Vor jeder Tour wird die Setlist evaluiert, abgeändert, erneuert, auf die Bühne gebracht. Ein steter Prozess gegen die Redundanz.

Obwohl die Charts anderes besagen, nagt es an Cro doch etwas, dass „tru.“ nicht die Wichtigkeit seines Debüts „RAOP“ erreicht hat. „Manchmal denke ich mir, dass ich als Newcomer mit ,tru.‘ alles niedergerissen und das krasseste Rap-Album Deutschlands gemacht hätte. Die Leute hätten von einem Hip-Hop-Meilenstein gesprochen, aber ich war ja schon da, man spielte mich dauernd im Radio und so ist das Ganze etwas verpufft.“ Das Album ist längst Vergangenheit, dieser Tage erschien mit „Victoria’s Secret“ eine neue Single. Den herkömmlichen Gegebenheiten der Musikindustrie möchte sich Cro möglichst entziehen - wohl ein weiterer Grund für die Gründung seiner eigenen Plattenfirma. „Das Album war eigentlich nur ein kurzer Schritt zur Seite, um zu zeigen, wer ich eigentlich bin. Ich werde künftig immer in eine andere Richtung tanzen und lasse mich nicht festnageln.“

Mann fürs Leben
 
Anonymität und Maske sind Cro genauso wichtig wie die volle künstlerische Freiheit. Nur so ist es möglich, dass er etwa mit vergessenem Backstage-Pass hier und da gar nicht einmal mehr in die Konzertvenue zurückgekommen ist. Ein Luxus, den nicht viele Künstler eines solchen Formats genießen können. „Dass es weiterhin eine Maske geben wird, steht außer Frage. Daran gibt es momentan nichts zu rütteln.“ Wer Cro nun auf dieser Tour sieht, der wird einen veränderten Pandabären erleben. „Ich war früher immer der Typ, der in den Club reinkommt und die Mädels ständig mit denselben Anmachsprüchen aufreißen wollte - mit ,tru.‘ zeige ich mich aber als Mann fürs Leben. Ich erzähle den Mädchen nichts von Cabrios und Palmen, sondern lieber ein, zwei Dinge, die sich wirklich um mich drehen. Ich meine es einfach ernst.“

Auf das Konzert am 15. November in der Wiener Stadthalle darf man sich freuen. Nicht nur gibt es noch Karten unter www.ticketkrone.at., nach seiner schweißtreibenden Show in der restlos ausverkauften Arena letzten März verspricht er auch für die „Extended-Variante“ Großes. „Alles ist noch wilder, besser und abgecheckter. Ich war auf der Bühne bislang oft zu respektvoll und manchmal auch nicht zu 100 Prozent da. Heute weiß ich, dass ich den Laden übernehmen muss, um ein Konzert wirklich unvergessen zu machen.“

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