Hochwasserschutz fehlt

Aus Angst vor der Flut: Opfer bauen eigenen Damm

Kärnten
10.11.2018 07:04

Die Naturgewalt hat neben dem Kärntner Gail-, Lesach- und Mölltal auch die kleine Ortschaft Latschach bei Velden hart getroffen: Häuser standen unter Wasser, angespülte Sedimente verkleben das Inventar wie Kaugummi. Weil ein seit Langem geforderter Hochwasserschutz fehlt, greifen die Bewohner jetzt selbst zum Spaten.

Einigen Latschachern reicht es endgültig. Seit der großen Überschwemmung 1965 wird ihr Ort immer wieder vom Hochwasser der Drau getroffen. Obwohl seit Jahren über eine Vertiefung des Gerinnes und einen Damm diskutiert wird, ist der Ort weiter der Naturgewalt schutzlos ausgesetzt. „Unser Ort wurde zum vierten Mal schwer getroffen. Ich habe mit meiner Familie jetzt den Entschluss gefasst, unser Haus zu verkaufen“, beklagt Anrainer Anton Ramusch. Auf Hilfe von der Politik wollen er und seine Nachbarn nicht mehr warten. Zu lange sei nichts passiert, zu hoch seien jedes Mal die Schäden.

Aus Sorge vor einem neuen Hochwasser greifen einige der Bewohner daher selbst zum Spaten. In Eigenregie wird ein zirka 80 Zentimeter hoher und 200 Meter langer Damm errichtet.

Während die Arbeiten beinahe abgeschlossen sind, steckt ein offizieller Hochwasserschutz weiter in der Planung fest. Veldens Bürgermeister Ferdinand Vouk: „Es gibt ein Projekt. Wir sind vor der Einreichung.“ Bis Genehmigung und Finanzierung finalisiert sind, dürfte es aber noch drei Jahre dauern, heißt es.

Temporäre Lösung
In der Zwischenzeit soll eine temporäre Lösung den Ort schützen. Vouk: „Am Montag werden Maßnahmen vorgestellt.“ Neben einem Betonleitsystem und mobilen Wänden könnte ein mit Wasser gefüllter Schlauch eingesetzt werden, um die Fluten abzuhalten.

In den Katastrophengebieten im Gail- und Lesachtal entspannt sich die Lage. Jetzt hat das Bundesheer den Assistenzeinsatz beendet. Im Mölltal müssen hingegen weiter umgestürzte Bäume und gelockerte Felsbrocken beseitigt werden.

(Bild: Gemeinde Lesachtal)
(Bild: Gemeinde Lesachtal)

Sicherheitskonzept nach Hangrutsch im Lesachtal
Gute Nachrichten gibt es aus dem Lesachtal: Am Freitag konnte die nach einem heftigen Steinschlag gesperrte Riebengrabenbrücke für den Verkehr freigegeben werden. Für die B 111 haben Experten nach Hangrutschungen ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Die Sanierung dürfte bis zu fünf Millionen Euro kosten. Eine Umfahrung soll Ende kommender Woche fertiggestellt sein, so Straßenbaureferent Martin Gruber.

Porträt von Thomas Leitner
Thomas Leitner
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