Appell für Frieden
Macron warnt: „Alte Dämonen steigen wieder auf“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Sonntag in Paris anlässlich der internationalen Gedenkfeier zum 100. Jahrestags des Endes des Ersten Weltkriegs vor mehr als 70 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer, einen flammenden Appell für den Weltfrieden gehalten. „Die alten Dämonen steigen wieder auf - bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden. Nur gemeinsam können Bedrohungen wie der Klimawandel, Armut, Hunger, Krankheit und Ungleichheiten gebannt werden“, warnte Macron.
Marcon hatte die Staats- und Regierungschefs zunächst im Elysee-Palast empfangen. Dann ließ er sie zusammen wie ein großes Fußballteam in zwei roten Autobussen zur Prachtstraße Avenue de Champs-Elysee fahren. Beim Marsch zum Triumphbogen waren die politischen Führer nebeneinander gegangen.
Trump und Putin ließen alle warten
Zwei Schwergewichte der internationalen Politik entzogen sich aber der Inszenierung: US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin zogen es aus Sicherheitsgründen vor, ihre eigenen Wagenkolonnen zu verwenden. Der US-Präsident traf erst Minuten nachdem die Festgäste unter dem Triumphbogen Aufstellung genommen hatten ein. Putin kam überhaupt als letzter Präsident. Beide stellten sich nicht hinten an, sondern postierten sich ins Zentrum - Trump an die Seite der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, Putin zwischen das Ehepaar Macron.
Macron übte scharfe Kritik am Nationalismus, der „ein Verrat am Patriotismus“ sei. „Es droht, dass die Geschichte wieder ihren dunklen Weg nehmen könnte“, kritisierte er Isolationismus, Obskurantismus, Intoleranz sowie all jene, „die Lügen verbreiten“. Es waren Worte, die womöglich direkt auf Trump gemünzt waren.
Nackt-Protest gegen Trump
Der US-Präsident dürfte sich wohl auch seinen Teil gedacht haben, als es ausgerechnet bei seiner Fahrt zu einem Zwischenfall kam. Trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen durch die Polizei, die die Straßen rund um den Triumphbogen weiträumig abgeriegelt hatte, schaffte es eine Frau mit nacktem Oberkörper vor seinen Konvoi. Über ihren Brüsten stand das vom US-Präsidenten fest im politischen Sprachgebrauch verankerte Wort „Fake“, darunter „Peace“ und „Maker“. Der Slogan „Face Peace Maker“ ließe sich etwa als „falscher Friedensstifter“ übersetzen. Bereits am Samstag hatte es Femen-Proteste in Paris gegeben.
Van der Bellen lobt Macron
Großes Lob für Macrons Appell kam von Bundespräsident Van der Bellen. „Ich finde es schon wichtig, dieses Ereignis so zu begehen, und ich bin Präsident Macron dankbar, dass er dies in dieser Weise macht“, sagte er vor österreichischen Journalisten. „Dass so viele kommen, ist wichtig.“ Ähnlich wie Macron nannte er das Erinnern angesichts der aktuellen internationalen Spannungen wichtiger denn je. „Gerade dann muss man sich erinnern, wohin der Nationalismus der 30er-Jahre geführt hat.“
Konzert der Wiener Philharmoniker
Die Staats- und Regierungsschefs nahmen am Nachmittag am Pariser Friedensforum teil, bei dem Merkel, die bereits am Samstag mit Macron in einer Zeremonie des Kriegsendes gedachte, die Eröffnungsrede hielt. Die Ehepartner der Staatsgäste besuchten im Schloss Versailles ein Konzert der Wiener Philharmoniker.
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