Er wird 90 und hat schon viele Generationen begeistert - Kinder und Erwachsene. Disneys Mäuserich Micky Maus ist die berühmteste Zeichentrickfigur der Welt. Ob man sie hasst oder liebt, in kaum einem Land kommt man an der Maus vorbei. Wie eine kleine Trickfigur zu einem der größten Medienstars wurde, ist eine der Traumkarrieren dieses Jahrhunderts. krone.at lässt das spannende Leben des Jubilars Revue passieren und beleuchtet auch die weniger bekannten Seiten des Weltstars. Gemeinsam mit Egmont Ehapa feiern wir den 90er des mächtigsten Nagers der Welt mit tollen Preisen.
Eigentlich war sie nur ein flüchtig umgewandelter Hase namens Mortimer. Heute ist das Nagetier so etwas wie der Herrscher der Welt, dessen große Ohren wie eine Krone scheinen: Micky Maus hat es von einer aus der Not geborenen Figur zum Symbol eines Milliardenkonzerns, ja einer ganzen Kultur gebracht. Fast jedes Kind in Österreich kennt Micky Maus. Mit einer Bekanntheit von mehr als 90 Prozent zählt der Klassiker von Walt Disney zu den bekanntesten Zeichentrickfiguren aller Zeiten.
Dabei war Mickys Geburt vor 90 Jahren äußerst schwierig. Nichts deutete darauf hin, dass die Maus mit den übergroßen Ohren einen Siegeszug um die Erde antreten und dass aus einer kränkelnden Zeichentrickfirma ein Entertainment-Imperium werden sollte. Vielleicht wäre es auch nie so weit gekommen, wenn Walt Disney damals nicht für Micky sogar sein Auto hergegeben hätte.
Disney, ein erfolgreicher, aber unbekannter junger Zeichentrickfilmer, hatte sich mit seinem Studioboss überworfen - der aber die Rechte an Disneys erfolgreichem „Oswald, dem lustigen Hasen“ besaß. Zusammen mit Zeichner Ub Iwerks - dessen seltsamer Name ein Erbe des friesischen Vaters ist - entwickelte er Ersatz. Aber was? Eine Katze? Einen Hund? Eine Kuh oder gar ein Pferd?
Walt Disney: „Eine Maus hat einen sympathischen Charakter“
Die Idee für die Figur hatte der legendäre Zeichentrick-Visionär bei einer Zugfahrt von New York nach Los Angeles. „Ich war also allein und hatte nichts“, erzählte Disney später. „Aber ich hatte diese Maus im Hinterkopf. Eine Maus hat einen sympathischen Charakter, auch wenn sich die meisten Leute - einschließlich mir - etwas vor ihr fürchten.“
Disney kritzelte erste Skizzen und besprach sie mit Iwerks. Der schmunzelte: „Die sieht ja aus wie Du!“ Walt bestand darauf, dass nicht er Vorbild sei, sondern ein flinkes Mäuslein, das mit ihm einst sein Büro in Kansas City geteilt habe. Es wurde Maus Mortimer. Doch weil Disneys Frau Lillian Einspruch wegen des ihrer Ansicht nach zu altmodischen Namens erhob, wurde es dann doch Micky Maus (Original: Mickey Mouse).
Als Geburtsstunde von Micky gilt „Steamboat Willie“ vom 18. November 1928. In flimmerndem Schwarz-Weiß sehen wir Micky auf der Brücke eines Dampfbootes lustig pfeifend - bis sein Boss kommt. Der fette Kater wird später als Kater Karlo zu Mickys ewigem Intimfeind. Und noch ein anderer Charakter taucht auf, der später zu eigener Berühmtheit kommen wird: Minnie Maus.
Zusammen machen die beiden Mäuse Musik, wie es jeden Tierfreund entsetzen muss: Da werden Katzen gequält, Enten gequetscht und Ferkel am Schwanz gezogen, alles für die lustige Melodie. Damals noch keine Rede von der netten Maus, die alle liebt. Disney setzte mit „Steamboat Willie“, den er erstmals vertonte, alles auf eine Karte: Kuhglocken, Pfeifen und Bratpfannen sorgten für lustige Toneffekte, ein Orchester spielte den „Yankee Doodle“ und andere bekannte Volkslieder, Walt Disney persönlich lieh Micky seine Stimme - was er bis 1946 beibehielt.
Der Film war ein enormer Erfolg, vor allem auch weil es einer der ersten mit Ton war. Die Musik war perfekt auf den Film abgestimmt. „Die Lacher sind so zahlreich im Publikum, dass sie ineinander übergehen“, schrieb das Magazin „Variety“ verblüfft. Micky wurde quasi über Nacht zum Star, bekam zur roten Hose noch weiße Handschuhe und machte einen Film nach dem anderen - und legte damit eine wahre Hollywood-Bilderbuchkarriere hin.
Ehren-„Oscar“ und Eintrag im Lexikon
In den späten Zwanzigern und Dreißigern stellte Disneys Studio zahllose Kurzfilme her, die Mickys Stellung festigten. 1931 gab es einen Ehren-„Oscar“ für die Erfindung der Maus, die mittlerweile sogar ins Lexikon Einzug gefunden hatte. Ab 1935 stellte Disney die Micky-Maus-Filme auf Farbe um. Im ersten Technicolor-Auftritt „The Band Concert“ waren zwei Partner längst keine Unbekannten mehr: Goofy und Donald, der Kapellmeister Micky mit einem Flötensolo quälte. Pluto war am Anfang alles andere als Mickys Freund: 1930, in seinem ersten Auftritt, verfolgte er den entflohenen Sträfling Micky.
Micky Maus galt bald als Synonym für den Zeichentrick schlechthin. Und Disney wurde zum weltweiten Label für fleckenfreie Familienunterhaltung. Mit seinem fulminanten Erfolg als Filmstar hielt Micky auch Einzug ins Heim der Fans: Spielzeug jeder Art, Besteck, Taschentücher, Pyjamas und ein Maus-Telefon kamen in den Handel, von Micky-Uhren wurden von Juni 1933 bis Juni 1935 rund 2,5 Millionen Stück verkauft. Am beliebtesten aber sind die Micky-Comics.
Nach mehr als 120 Filmen - darunter Pionierleistungen wie die Zeichentrickversion des Grimm-Märchens „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und „Fantasia“ mit Micky als Goethes Zauberlehrling - trat die Maus zwar als „Schauspieler“ ab. Doch für den Disney-Konzern blieb Micky stets die alles überragende Leitfigur.
Im Lauf der Jahre wandelt sich die Figur vom anfänglichen Rotzlöffel zum Bilderbuchtalent. Micky kann einfach alles: Er ist Feuerwehrmann und Cowboy, Dirigent und Detektiv, Installateur und Erfinder. Mit von der Partie sind seine Verlobte Minnie, der müde Hund Pluto, Tollpatsch Goofy und Widersacher Kater Karlo.
Die kleine Maus als „Plädoyer für die Schwachen“
Von Anfang an ließ Disney die Figur als Verteidiger von Recht und Ordnung agieren, als die Verkörperung des kleinen Mannes, der sich trotz widriger Umstände pfiffig und mutig durchschlägt, so wie er selbst sich einst durchschlagen musste. „Das menschenähnliche Handeln von Tieren ist ja nichts anderes als eine moderne Fabel“, erklärt der Wiener Soziologe Roland Girtler den Erfolg des Mäuserichs. „Da ist viel Satire drin, Kritik an den herrschenden Verhältnissen.“ Der Professor sieht gar ein Eintreten für Randgruppen. „Wenn die kleine Maus zur Leitfigur wird, ist das ein Plädoyer für die Schwachen.“
1942 zog Micky sogar in den Krieg und trat in Propagandafilmen mit Karabiner und Stahlhelm auf. Minnie blieb derweil zu Hause und gab das restliche Bratenfett nicht dem Hund, sondern spendete es. Denn: „Aus weggekipptem Bratenfett kann Glitzerin für zehn Milliarden Patronen gemacht werden!“ Pluto ist sauer - sieht es aber natürlich ein und salutiert mit den Ohren vor dem Bild von Micky in Uniform.
Gut 9000 Kilometer weiter östlich gab es einen großen Micky-Maus-Fan: Adolf Hitler. „Ich schenke dem Führer 12 Micky-Maus-Filme zu Weihnachten! Er freut sich sehr darüber. Ist ganz glücklich über diesen Schatz“, schrieb Joseph Goebbels 1937 in sein Tagebuch. Sein Versuch, ein deutsches Trickreich zu schaffen, scheiterte kläglich.
Nach dem Krieg erreichen Micky-Maus-Comics endlich auch den deutschsprachigen Raum ganz offiziell. Und obwohl der Philosoph Walter Benjamin schon 1935 fast respektvoll von der „erdumkreisenden Micky Maus“ sprach, sind die Intellektuellen des Landes entsetzt. „Schundhefte“ seien es, die aus den Kindern Analphabeten machen würden, so die damalige Reaktion auf die Comichefte. Die Rechten sahen US-amerikanischen Kulturimperialismus, die Linken imperialistischen Kulturamerikanismus.
Generationen von Jugendlichen mit Fuchs-Übersetzung aufgewachsen
Dabei sind die meisten Hefte in Europa entstanden und Übersetzerin Johanna Theodolinde Erika Fuchs, Doktorin der Kunstgeschichte, wurde mit „Seufz“, „Schluck“, „Grübel“ und „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ zur Legende. Wer sich angewidert verweigerte, merkte gar nicht, wie viele Klassiker Fuchs in den Sprechblasen unterbrachte. Generationen von Jugendlichen wuchsen mit der Fuchs-Sprache des auflagenstarken Micky-Maus-Magazins (Egmont Ehapa Verlag) auf.
Ein Bild von Micky Maus hängt sogar in der renommierten National Gallery of Art in Washington. Der Künstler Roy Lichtenstein (1923-1997) zeigt auf dem Ölgemälde „Look Mickey“ aus dem Jahr 1961 Micky Maus und Donald Duck beim Angeln. Mit dem Format 1,22 mal 1,75 Meter passt das Werk in kein Comic-Heft. Rechtzeitig zum 90er läuft derzeit in New York die Pop-Up-Kunstschau „Mickey: The True Original Exhibition“. Hier kann man noch bis 10. Februar 2019 sehen wie Micky Maus von einem schwarz-weißen, pfeifenden Dampfschiffskapitän zum Führer der ultimativen Popkultur-Gruppe, dem „Mickey Mouse Club“, wurde.
Von der hinterhältigen Anarcho-Maus zum Spießbürger
Das Erfolgsgeheimnis des Nagers: Micky Maus ist ein sehr verlässlicher Charakter, ein guter Freund, sehr selbstständig und selbstsicher - und für manche ein alter Besserwisser. Die „sichere und saubere“ Unterhaltung bereitet aber nicht allen Fans eine Freude. „Leider ist die Maus ziemlich flach geworden“, sagt etwa Uwe Lambach. Der frühere „Präsidente“ des Clubs D.O.N.A.L.D. fand den frühen Micky „anarchisch und manchmal sogar hinterhältig“. „Aber im Alter werden Comicfiguren stromlinienförmig.“ Micky sei ein netter Kerl, ohne Ecken und Kanten, ohne Fehler. „Die Maus ist spießig geworden.“
Dennoch verdient Disney weltweit Milliarden mit dieser Maus. Ob in Vergnügungsparks, auf eigenen Kreuzfahrtschiffen oder vor dem Fernseher - Micky ist allgegenwärtig und eine Goldgrube. Und längst auch ein Stück Kulturgut, das selbst eine eigene Briefmarke bekam. Und auch wenn es nur Protest war: Bei den Präsidentenwahlen vor zehn Jahren in den USA bekam Micky Maus ein paar Tausend Stimmen.
Micky Maus ist zudem einer von ganz wenigen US-Amerikanern, der in der kommunistischen Diktatur Nordkorea auf offener Bühne gefeiert wurde. Bei einem Konzert in Pjöngjang zu seinen Ehren ließ der „Oberste Führer“ Kim Jong Un 2012 Schauspieler in den Kostümen von Micky Maus und anderen Disney-Helden über die Bühne tanzen. Die Fernsehzuschauer in dem abgeschotteten Land rieben sich verwundert die Augen, und die staatliche Nachrichtenagentur KCNA rühmte Kims „dramatische Wende auf dem Feld der Kunst“.
Walt Disney liebte Micky Maus „mehr als jede Frau“
Für Walt Disney bedeutete Micky Maus nach Jahren harter Arbeit, oft am Rande der Armut, der Durchbruch zum Weltruhm. Daran lag es wohl, dass er später sagte: „Ich liebe Micky Maus mehr als jede Frau.“ Mickys „Vater“ hat nie vergessen, was er seiner Schöpfung verdankte, daher ist der unverwechselbare Mäusekopf mit den schwarzen Ohren das Wappentier der Walt Disney Company.
Die Comic-Geschichten um Micky Maus werden heute hauptsächlich von Autoren und Zeichnern in Europa geschrieben. Im deutschsprachigen Raum gibt es das „Micky Maus Magazin“ seit März 1951. Die verkaufte Auflage nähert sich langsam der Milliardengrenze. Die Verlage der Egmont Gruppe publizieren Micky-Maus-Magazine in derzeit 29 Ländern.
Zum Jubiläum erschienen die Sonderhefte „Micky Maus Geburtstagsausgabe“ und „70 Jahre Spaß mit Micky“. Auch das Lustige Taschenbuch feiert in der aktuell erschienenen Nummer 513 „90 Jahre Micky Maus“, der LTB-Sonderband „90 Jahre Micky“ bietet zudem zehn spannende Micky-Abenteuer, die auf die vergangenen neun Jahrzehnte zurückblicken.
Für Micky Maus-Fans und LTB-Sammler blickt die vierbändige LTB-Sonderedition „Micky Maus Memoiren“ mit den Bänden „Meine Freunde und ich“, „Meine Gegner und ich“, „Meine Helfer und ich“ und „Meine Partner und ich“ auf Mickys bewegtes Leben. Und rechtzeitig zum Geburtstag erschien am 16. November das Micky-Maus-Magazin mit einer exklusiven Comic-Hommage zu „Steamboat Willie“ und Panini Micky Maus Sticker.
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Das Gewinnspiel ist leider bereits vorbei, wir wünschen viel Glück beim nächsten Mal!
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