Comic-Legende Stan Lee ist tot: Der Schöpfer einer ganzen Reihe populärer Comic-Figuren, darunter „Thor“, „Spiderman“, die „X-Men“ und „Iron Man“, starb am Montag im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles, wie der „Hollywood Reporter“ und andere US-Medien berichteten. In den vergangenen Jahren war Lee immer wieder erkrankt. Er wirkt bis zuletzt an den Blockbuster-Filmen zu den jeweiligen Helden mit und hatte in vielen auch kurze Gastauftritt - siehe Video oben.
Der Sohn rumänischer Einwanderer, 1922 in New York geboren, war noch ein Teenager, als er 1939 als Assistent beim Verlag Timely Comics begann, der später Marvel heißen sollte. Seine Lückenfüller-Texte in Ausgabe 3 des „Captain America“-Comics im Jahr 1941 werden als Debüt in einer Karriere voller „POW!“ und „BANG!“ gesehen. Kurz darauf schuf er mit „Destroyer“ seine erste eigene Comicfigur und stand mit Künstlernamen Stan Lee im Heft, was später auch sein bürgerlicher Name wurde.
Die anderen zwei Mitarbeiter überwarfen sich mit dem Verleger, und so schmiss der Bursche aus der Bronx den Laden kurzerhand allein. Mit eigenen Comicserien half er dem Haus, finanziell klamme Zeiten in den 1940er- und 1950er-Jahren durchzustehen. Seine 1961 mit Zeichner Jack Kirby entwickelten „Fantastic Four“ wurden zum Konterentwurf der „Justice League“ vom Rivalen DC Comics, zu der unter anderem „Superman“, „Batman“, „Wonder Woman“ und „Green Lantern“ zählten. Die vier Astronauten, die nach einem Vorfall im Weltall übernatürliche Kräfte haben, machten Marvel zu einer treibenden Kraft im wachsenden Comic-Universum. Ein Jahr darauf folgte „Spiderman“.
Eigene „Marvel-Methode“ entwickelt
Sogar eine eigene „Marvel-Methode“ wird Lee zugeschrieben, mit der die Hefte noch schneller produziert werden konnten: Statt des im Voraus üblichen Drehbuchs gab er nur grobe Angaben zum Verlauf einer Geschichte und den Zeichnern damit sehr freie Hand. Möglich war das nur dank großem Vertrauen unter den Kollegen, denn Zeit für Korrekturen blieb am Ende kaum. Insgesamt schuf Lee mit Kirby, Steve Ditko und anderen Kollegen rund 350 Comicfiguren. Mit seinem Konterfei - weiße Haare, Schnurrbart, Flieger-Sonnenbrille - wurde er bald selbst eine Art Meta-Superheld.
Lee setzte anders als die Konkurrenz auf menschliche, natürliche Seiten der übernatürlichen Helden: „Daredevil“ ist blind, „Hulk“ hat unkontrollierte Wutausbrüche. Auch die „X-Men“-Figuren haben körperliche, geistige oder Verhaltensschwächen. Und Streber Peter Parker, der als „Spiderman“, ein Ungeziefer, die Wände von Hochhäusern erklimmt, sollte als „durchschnittlicher, schludriger Junge“ erscheinen, sagte Lee. „Batman“ lebt dagegen privat als Millionär Bruce Wayne, „Superman“ kommt als allmächtiger Adonis vom Himmel geflogen.
Video: Fans trauern um die Comic-Legende
Bekannt für kurze Gastauftritte
Über die Jahre wurde Lee zum Botschafter der Comics. In fast allen Marvel-Filmen hatte er kurze Gastauftritte - unter anderem als Busfahrer in „Avengers: Infinity War“. Häufig war er auch auf Fan-Treffen anzutreffen, wo manche ihn wie einen Halb-Gott feierten. „Mein Vater liebte alle seine Fans“, sagte Lees Tochter JC dem Promiportal TMZ. „Er war der größte und anständigste Mann.“
„Ich hätte gieriger sein sollen“
Lees eigene Schwäche war ihm zufolge, dass er mit seinen Erfindungen nicht viel Geld verdiente, auch nicht als Marvel-Verleger und Chefredakteur von 1972 an. „Ich war geschäftlich gesehen dumm. Ich hätte gieriger sein sollen“, sagte er 2017 - sein Vermögen wurde allerdings auf rund 50 Millionen Dollar (40 Mio. Euro) geschätzt. Dem „Hollywood Reporter“ zufolge lieferte sich Lees Tochter J.C. mit dem Vater bittere Kämpfe über die Zukunft des Vermögens. Die Rede war von einer „zunehmend giftigen und kämpferischen Situation“. Lees Ehefrau Joan starb 2017 im Alter von 93 Jahren.
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