Kroatiens Vizeweltmeister haben den ersten großen Erfolg seit dem Sensationslauf bei der WM eingefahren. In den Monaten nach der Finalniederlage in Russland eher unterdurchschnittlich agierend, schlugen die „Vatreni“ die Spanier am Donnerstagabend mit 3:2 und erarbeiteten sich damit die Chance auf den Aufstieg ins Finalturnier der Nations League. Teamchef Zlatko Dalic (siehe Video oben) will jetzt sogar in London gewinnen. Denn da steigt am Sonntag das große Entscheidungsspiel. Allerdings ohne den angeschlagenen Barca-Star Ivan Rakitic.
England hat mit einem Erfolg über die Kroaten ebenfalls noch die Möglichkeit, Platz eins von den Spaniern zu übernehmen. Der Verlierer der Partie wird jedoch in die Liga B absteigen. Den Briten droht dieses Szenario nach dem 0:0 im Hinspiel selbst bei einem Unentschieden mit Toren. Ebenfalls am Sonntag fällt die Entscheidung in einer anderen Gruppe der Elite-Liga: Die Schweiz empfängt Belgien in Luzern und muss auf alle Fälle gewinnen, um den WM-Dritten noch von Position eins zu verdrängen.
Matchwinner
Kroatiens Held in Zagreb war Tin Jedvaj. Der Leverkusen-Profi erzielte seine ersten beiden Treffer im Teamtrikot zum günstigsten Zeitpunkt. Er habe überhaupt noch nie zwei Tore in einem Spiel erzielt, sagte der Außenverteidiger, der nach einem Eckball per Kopf (69.) und tief in der Nachspielzeit per Abstauber (93.) zur Stelle war. Den Torreigen in der zweiten Halbzeit hatte Andrej Kramaric (54.) eröffnet, Dani Ceballos (56.) und Sergio Ramos per Hand-Elfmeter (78.) glichen zwischenzeitlich aus.
Gegen England Favorit?
Kroatische Medien sahen sich an die Heldentaten bei der WM erinnert. Deshalb soll es auch in London klappen. Immerhin hat Kroatien England heuer schon einmal in einem durchaus wichtigen Spiel besiegt. Im WM-Halbfinale setzten sich Luka Modric und Co. mit 2:1 nach Verlängerung durch. „Wir spielen auf Sieg. In Russland haben wir sie geschlagen, sie sind nicht besser als wir. Wir sind vielleicht sogar Favorit, auch wenn wir auswärts spielen“, meinte Jedvaj selbstbewusst.
Rosige Zukunft
Der 22-Jährige war bei der WM nur zu einem Einsatz im Gruppenspiel gegen Island gekommen. Er ist einer jener Akteure, auf die künftig gebaut werden soll. Auch, wenn gegen Spanien durchwegs bewährte Kräfte wie Modric, Ivan Rakitic oder Domagoj Vida zu sehen waren. „Das Beste von dieser neu formierten Mannschaft wird erst kommen“, sah Teamchef Zlatko Dalic eine rosige Zukunft. Im Wembley gastiere man ohne Furcht. „Wir sind für dieses Spiel sehr motiviert“, kündigte er an.
Spanier trauern Chancen nach
Sein Gegenüber Luis Enrique war über das späte K.o. sichtlich nicht erfreut. „Wir wussten, dass wir in einer Gruppe mit zwei der besten Teams der Welt sind. Doch ich bin nicht beunruhigt. Ich sehe Bereiche, in denen wir besser werden müssen. Aber ich denke, das Ergebnis heute ist komplett unfair“, meinte der ehemalige Barcelona-Trainer. Seine Mannschaft habe jede Menge Chancen herausgespielt. „Bei einigen schien es unmöglich, dass der Ball nicht hineingeht“, erklärte Enrique. Aber man müsse das Resultat so akzeptieren. Der Weltmeister von 2010 hat nach dem 2:3 zu Hause gegen England nun zwei Pflichtspielniederlagen in Folge kassiert. Dass es in fünf Spielen unter Enrique zwei Niederlagen (bei drei Siegen) setzte, sorgt in Spanien durchaus für Diskussionen. „Ich würde gerne im Finalturnier stehen, aber das Ziel bleibt die Europameisterschaft in zwei Jahren“, betonte Enrique.
England mit Youngsters
England feierte am Donnerstag den Abschied von Wayne Rooney aus der Nationalelf und seine jungen Wilden. Beim 3:0 gegen die USA kam der ehemalige Teamkapitän in der zweiten Spielhälfte zum 120. und letzten Mal für die „Three Lions“ zum Einsatz. Drei Tage vor dem Spiel gegen Kroatien vertraute Trainer Gareth Southgate aber auf die Jugend und schickte die unerfahrenste Startelf seit 38 Jahren aufs Spielfeld. Nur 94 absolvierte Länderspiele standen bei Englands Akteuren mit Spielbeginn in Summe zu Buche.
„Ich hatte meine Zeit“
Jesse Lingard (25.), Trent Alexander-Arnold (27.) und Debütant Callum Wilson (77.) trafen für England. Rooney ging leer aus, aber freute sich. „Ich hatte meine Zeit. Jetzt kann ich mich zurücklehnen und ihnen zuschauen. England ist in sicheren Händen, das habe ich diese Woche gesehen“, meinte der 33-Jährige. Neben den Torschützen wusste auch Jadon Sancho zu gefallen. Der 18-Jährige von Borussia Dortmund lieferte am Flügel eine starke Vorstellung ab und könnte auch gegen Kroatien beginnen. Southgate war vom Ergebnis in Zagreb nicht überrascht. „Wir werden Kroatien nicht unterschätzen. Sie sind jetzt beflügelt. Das ergibt nun ein großartiges Spiel am Ende eines Jahres, das wirklich aufregend war.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.