Seuchenjahr? Weg zurück? Zulj? Ja, kein Irrtum! Denn wenn hier vom Fußballer Zulj die Rede ist, geht es nicht um Peter Zulj, der in den vergangenen Jahren erst bei Sturm Graz und dann auch im Nationalteam für Furore gesorgt hat, sondern um Robert Zulj! Der - ein Jahr älter als Peter - bereits viel früher Großes verheißen hatte und nach Deutschland gegangen war - wo er nach starken Jahren in Fürth und Verletzungssorgen in Hoffenheim nun bei Union Berlin zu alter Stärke zurückkehren will. Im Interview mit krone.at spricht der ältere Zulj-Bruder darüber, wie er mit seiner Verletzung umgegangen ist, was ihm in seiner schweren Zeit geholfen hat und auch, wie er den Turbo-Aufstieg seines „kleinen Bruders“ sieht!
krone.at: Robert, lass uns gleich zu Beginn über deine vorige Saison bei der TSG Hoffenheim in der Deutschen Bundesliga sprechen, die ja nicht wirklich unter einem guten Stern gestanden ist…
Robert Zulj: Ja, das war echt ein ungünstiges Jahr für mich, weil ich mit der Schambeinverletzung so lange raus war, ganze fünf Monate! Gerade wenn du als neuer Spieler zu einem Verein kommst, willst du dich gleich beweisen. Und genau das konnte ich nicht machen - in der Wintervorbereitung musste ich erst meinen Rückstand aufholen. Nein, natürlich war‘s kein leichtes Jahr für mich, aber ich konnte daraus trotzdem sehr viel mitnehmen und sehr viel lernen.
krone.at: Da wechselt man nach starken Jahren beim Zweitligisten Fürth zum Bundesligisten Hoffenheim - und dann spielt einem der Körper einen bösen Streich. Hast du mit deinem Los gehadert, dich geärgert?
Zulj: Gut, das bringt ja nichts. Man muss es am Ende einfach akzeptieren. Allerdings war das in den ersten paar Tagen schon sehr schwer für mich, das muss ich ganz ehrlich sagen. Aber man kann sich jeden Tag aufs Neue ärgern - oder man kann aufstehen und trotzdem das Beste daraus machen! Da habe ich auch meiner Familie viel zu verdanken, die mir in der Zeit geholfen hat. Immerhin war es das erste Mal, dass ich länger verletzt war.
krone.at: Ein gerüttelt Maß an Gottvertrauen spielt bei dir aber wohl auch eine gewisse Rolle, oder? Du hast dir ja etwas auf deinen Unterschenkel tätowieren lassen…
Zulj: Ja, genau! Aber nicht nur ich, sondern auch mein Bruder - jeder auf seinem starken Fuß. Also bei mir der rechte und bei ihm der linke. Da steht ein Spruch drauf, den wir uns gemeinsam überlegt haben…
krone.at: Und zwar?
Zulj: Wir sind eine sehr gläubige Familie, gehen auch jeden Sonntag in die Kirche und ich bete zweimal am Tag. Der Spruch lautet: „Gott, ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Aber ich weiß, dass du dich darum kümmern wirst.“ Überhaupt hat mit der Glaube in meiner schweren Zeit sehr geholfen und mir das Vertrauen gegeben, dass alles wieder gut wird.
krone.at: Apropos Tätowierungen: Was dieses Genre anbelangt, hast du mit dem Kapitän deines Teams einen Spezialisten bei der Hand - und der ist noch dazu einer von drei österreichischen Landsleuten bei Union Berlin. Hat sich Christopher Trimmel, der auch selbst zur Nadel greift, schon auf deinem Körper verewigt?
Zulj: (lacht) Nein, noch nicht! Aber wir waren schon mal kurz am Reden. Schauen wir mal, ob wir ein kleines Kunstwerk auf meinem Körper kreieren können… Aber ganz ehrlich: Seit meinem Wechsel zu Union Berlin hatte ich genug damit zu tun, mich um das Sportliche zu kümmern, da war für Tattoos eher weniger Zeit übrig…
krone.at: Auch wenn dein persönlicher Traum genauso wie jener von Union Berlin „Bundesliga“ heißt, Realität ist fürs Erste die Zweite Liga. Was für Ziele hat man sich bei euch „Eisernen“ für die heurige Saison gesteckt?
Zulj: Wer die Zweite Liga kennt, der weiß, dass es immer wieder Überraschungen gibt. Etwa letztens, als der Leader 1. FC Köln zu Hause gegen den Letzten MSV Duisburg verloren hat. In dieser Liga kann alles passieren.
krone.at: Und was kann Union Berlin „passieren“?
Zulj: Primär ist die Zielsetzung des Klubs, besser abzuschneiden als vergangenes Jahr. Und für mich persönlich ist ganz einfach entscheidend, guten Fußball zu spielen. Ich denke, dass Union Berlin in Deutschland ein angesehener Verein ist, der früher oder später bestimmt einmal in die Bundesliga aufsteigen wird.
krone.at: Nach drei Jahren im Frankenland und einem Jahr im beschaulichen Kraichgau bist du jetzt in der fünftgrößten Stadt Europas daheim - wie lebt es sich für den gebürtigen Welser in Berlin?
Zulj: Es ist echt beeindruckend, in einer so schönen Stadt leben zu dürfen - für mich ist es das erste Mal in so einer Millionenstadt. Berlin ist unglaublich, sehr schön! Man kann jeden Tag etwas unternehmen. Berlin hat sehr viel zu bieten und dir wird auf jeden Fall nicht langweilig… (lacht)
krone.at: Apropos „gebürtiger Welser“ - lange Zeit hat‘s im österreichischen Fußball „nur“ einen Zulj gegeben - und auf einmal ist da nicht nur noch ein Zulj aufgetaucht, der „neue Zulj“ hat den „alten Zulj“ dann sogar überholt. Wie geht es dir mit dem Höhenflug deines Bruders Peter?
Zulj: Naja, „Überholt“… Wenn ich nächstes Jahr wieder in der Bundesliga bin, dann muss er da erst einmal hinkommen. (lacht) Aber klar, natürlich bin ich sehr stolz auf meinen kleinen Bruder. Für mich und für meine Familie war‘s immer klar, dass Peter irgendwann den Sprung zum Klassespieler in Österreich schaffen wird.
krone.at: Keine Zweifel?
Zulj: Nein, es war nur eine Frage der Zeit, bis er den Durchbruch schafft! Die ganze Familie freut sich für meinen kleinen Bruder - und mich persönlich freut‘s ganz speziell, weil er oft abgeschrieben wurde, auch immer wieder als schwieriger Charakter. Jetzt wird er dafür belohnt, wie hart er arbeitet.
krone.at: Zum Abschluss noch ein kurzer Blick in den Süden, über die Grenze zurück nach Österreich: Wie intensiv verfolgst du denn noch den Fußball in Rot-Weiß-Rot?
Zulj: Ehrlich gesagt verfolge ich praktisch nur Sturm Graz, um meinem Bruder so oft wie möglich auf die Beine zu schauen. Aber natürlich habe ich auch mitbekommen, dass der LASK gerade sehr erfolgreich ist - was mich auch gar nicht wundert. Denn ich habe eine sehr hohe Meinung von Oliver Glasner, mit dem ich in Ried ja noch zusammengespielt habe, und von Michael Angerschmied, der Co-Trainer bei Ried war. Die beiden haben eine sehr gute Mannschaft beisammen, die sich sehr gut weiterentwickelt hat. Es freut mich sehr, dass sie so erfolgreich sind, das kann nur gut sein für den österreichischen Fußball.
Hannes Maierhofer, sportkrone.at
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