Journalist deckt auf

Undercover in Moscheen: „Müssen Ungläubige töten“

Ausland
19.11.2018 09:17

Der deutsche Journalist und Autor Shams Ul-Haq hat in den vergangenen zwei Jahren Hunderte Moscheen in Deutschland, Österreich und der Schweiz besucht. Dabei hat er vor allem Ausschau nach radikalen Predigten und Rekrutierungsversuchen für den Dschihad Ausschau gehalten. Der gebürtige Pakistaner stellte fest, dass in Deutschland in etwa jeder zehnten Moschee islamistischem Gedankengut und antiwestlicher Hetze großer Platz eingeräumt wird. Rund 50 „problematische“ Moscheen hat Ul-Haq nach eigenen Angaben in Österreich ausfindig gemacht. In einem Interview mit der „Huffington Post“ spricht der 43-Jährige über Forderungen nach „Tötung der Ungläubigen“ und die Machtlosigkeit der Behörden.

Als problematisch gelten laut Ul-Haq jene Gotteshäuser, in denen Hass gepredigt wird und deren Finanzierung „nicht sauber“ sei oder wo „illegale Geschäfte abgewickelt“ würden. Die Zahl solcher Moscheen nimmt laut dem Undercover-Journalisten zu. Er gibt auch zu bedenken, dass der wahre Machthaber nicht der Imam, sondern ein oder mehrere Hintermänner sind. Diese bezahlten die Rechtsgelehrten und sagten ihnen auch oft, was sie zu predigen haben, so Ul-Haq. Mit regelmäßigen Spendenaufrufen (etwa für vergewaltigte Frauen in Indien) würden aber auch ausreichend Finanzmittel aus den Moscheen zu Salafisten fließen, die das Geld dann für ihre Zwecke verwenden würden.

(Bild: wikipedia.com, thinkstockphotos.de, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Die Taktik der Salafisten: „Sie sprechen nicht sofort von Dschihad“
Salafisten bzw. Rekrutierer treffe man nicht gleich zu Beginn. „Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis einige den Kontakt mit mir aufgenommen haben. Sie tasteten sich ganz langsam vor, prüften, beobachteten. Die sind ja nicht dumm“, erinnert sich der 43-Jährige, der nach dieser Beobachtungsphase von einem der Männer zu sich nach Hause eingeladen worden sei. Dort habe ihm dieser Propagandavideos und Reden des berüchtigten deutschen Hasspredigers Pierre Vogel vorgespielt. „Das ist ihre Taktik. Sie sprechen nicht sofort von Dschihad oder Syrien. Sie wollen, dass man selbst daraufkommt, dass man selbst reagiert und etwas unternehmen will“, sagt Ul-Haq, der Moscheen daher eher als Orte der Kontaktaufnahme sieht.

IS-Kämpfer in Syrien (Bild: AP)
IS-Kämpfer in Syrien

Da sich vieles im Privaten abspiele, könnten Verfassungsschutz und andere Behörden das nicht im Auge behalten. Auch verdeckte Ermittler können seiner Meinung nach nicht viele Erfolge für sich verbuchen: „Ich habe mit einem Mann gesprochen, der als Vertrauensperson für den Verfassungsschutz tätig war. Der sagte mir: ,Bruder Haq, glaubst du wirklich, dass wir so dumm sind, unsere Brüder zu verraten?‘“

(Bild: AP)

Tabuthemen und Facebook-Stars
Als besonders gefährlich wertet Ul-Haq, dass radikale Prediger wie Vogel oder der ebenfalls in Deutschland tätige Sven Lau unter Jugendlichen sehr beliebt sind. „Vogel ist der Salafist mit den meisten Facebook-Likes. Wenn er ein Freitagsgebet leitet, gehen alle Jugendlichen hin.“ Der Grund: Radikale Prediger gingen eher auf Tabuthemen ein. Fragen zu Sex und sogar zu Menstruation seien in anderen Moscheen verpönt.

Sven Lau und Pierre Vogel, der zweite bekannte Islamistenführer in Deutschland (Bild: AFP)
Sven Lau und Pierre Vogel, der zweite bekannte Islamistenführer in Deutschland

Predigt auf Deutsch harmloser als auf Arabisch
Daher müssten solche Themen auch in gemäßigten Moscheen vermehrt behandelt werden. Zudem fordert Ul-Haq im Interview mit der „Huffington Post“, dass nur noch auf Deutsch gepredigt wird. Denn während auf Deutsch „zurückhaltend gesprochen wird“, werde auf Arabisch häufig „blanker Hass verbreitet“. Übersetzer würden hier sogar abschwächen oder Worte verdrehen.

Das radikalste Erlebnis hatte der Undercover-Journalist übrigens in der An-Nur-Moschee in Winterthur in der Schweiz. Der Imam habe dort ganz offen gefordert, man müsse die Ungläubigen töten. Der Prediger habe sogar noch hinterhergerufen: „Was überlegt ihr noch?“

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