Aller damit in der digitalen Welt verbundenen Gefahren zum Trotz: Sexting ist in. Einer britischen Studie zufolge verschicken ein Drittel der Männer und fast ebenso viele Frauen zwischen 18 und 24 Jahren Nacktfotos von sich. Doch warum? Eine Paartherapeutin klärt auf.
Wenn intime Aufnahmen durch gehackte E-Mail- und Social-Media-Konten oder durch sogenannte Rachepornos an die Öffentlichkeit gelangen, lässt das Betroffene meist traumatisiert zurück. Und dennoch: Dem Reiz, Nacktfotos von sich zu verschicken, erliegen viele, vor allem jüngere Menschen.
Visuelles Vorspiel
„Das Verschicken von Nacktbildern ist vergleichbar mit dem Flirten“, erklärt die Münchner Paartherapeutin und Psychologin Alexandra Hartmann dem deutschen Nachrichtenmagazin „Focus“ die Motivation dahinter. „Während beim Flirten verbale Reize gesetzt werden, geht es hier um visuelle Reize, die wie ein Vorspiel wirken. Wer reizvolle Bilder von sich verschickt, erhofft sich, die Fantasie des Partners anzuregen, und empfindet dadurch auch selbst einen Lustgewinn.“
„Heißer als eine bemühte Nachricht“
Das bestätigt auch ein Paar, das der „Welt am Sonntag“ anonym von seinen Sexting-Erfahrungen berichtete. Wenn der Mann sich im Bett komplett nackt fotografiere und das Bild kommentarlos verschicke, sei das „heißer als eine bemühte Nachricht - oder ein vorgeschobenes: Magst du vorbeikommen, einen Film gucken?“, schildert die Frau.
Spiel mit dem Feuer
Angst oder zumindest Bedenken, dass ihre Bilder an die Öffentlichkeit gelangen könnten, haben beide dem Bericht nach nicht. Dass sich jemand ausgerechnet für ihre Fotos interessieren könnte, sei unwahrscheinlich - und auf Facebook gebe es ohnehin ein Nacktverbot, argumentiert die Frau. Für Paartherapeutin Hartmann hat der unbekümmerte Umgang mit den intimen Aufnahmen auch psychologische Gründe: „Das ,Spiel mit dem Feuer‘ hat von jeher einen besonderen Reiz. Gerade in einer Gesellschaft, in der es wenig Tabus gibt, versuchen wir, für Spannung zu sorgen, indem wir Grenzen überschreiten. Das beflügelt die sexuelle Lust“, wird sie im „Focus“ zitiert.
Nacktheit macht verletzlich
Dennoch warnt die Expertin: „Wenn wir in Beziehungen Grenzen überschreiten, tun wir das in einem vertrauten, geschützten Raum. Das ist etwas anderes, als öffentlich nackt dazustehen.“ Denn Nacktheit mache laut Hartmann verletzlich: „Jeder möchte für sich entscheiden, mit wem er so intim werden will. Ansonsten verlieren wir in diesem sehr sensiblen Bereich die Selbstbestimmung.“
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