Mit Pfeilen durchbohrt
Von Ureinwohnern getötet: Der letzte Brief
Der Missionar, der von Ureinwohnern auf der indischen Andamanen-Insel North Sentinel mit Pfeilen durchbohrt wurde, hatte schon vor der tödlichen Begegnung Kontakt zu dem Volk gehabt. Wie er in einem Brief an seine Eltern und in seinem Tagebuch schrieb, war John Allen Chau bereits zuvor auf der Insel gewesen. Der 27-Jährige hatte den isoliert lebenden Einwohnern Geschenke angeboten und konnte fliehen, als sie ihn angriffen. Seine Bibel fing sogar einen Pfeil ab. Trotz dieses Zwischenfalls kehrte er am nächsten Tag zurück - und sein Leben fand ein jähes Ende.
Obwohl es verboten ist, mit den Ureinwohnern in Kontakt zu treten, beschloss der Mann, das aggressive Volk zum christlichen Glauben bekehren zu wollen. Schon vor dem Tag, als er getötet wurde, hatte er aus diesem Zweck die Insel besucht. Dabei hätte er schon merken können, dass der Stamm keinen Kontakt zu Fremden wünscht: Auch bei seiner ersten Begegnung griffen sie ihn mit Pfeilen an.
„Ich bin so nett zu ihnen. Warum sind sie so wütend und aggressiv?“, fragte er nach dem ersten Kontakt in seinem Tagebuch. Er hatte ihnen einen Fußball und Fisch als Geschenke mitgebracht. Als die bewaffneten Inselbewohner auf ihn zustürmten, warf er die Mitbringsel in ihre Richtung und ergriff die Flucht. „Sie hatten jeweils zwei Pfeile, die sie nicht eingespannt hatten, bis sie näherkamen. Ich rief: ,Mein Name ist John, ich liebe dich und Jesus liebt dich!‘“, beschreibt er die Situation.
Pfeil traf die Bibel in der Hand des Missionars
„Ich bin von einem Ureinwohner angegriffen worden. Von einem Kind im Alter von etwa zehn Jahren, vielleicht war es auch ein Teenager, im Vergleich zu jenen, die aussahen wie Erwachsene.“ Danach habe das Kind einen Pfeil in seine Richtung geschossen, dieser landete, „direkt in meiner Bibel, die ich in der Hand hielt“. In seinen Notizen richtete er sich auch an Gott: „Wenn du willst, dass ich angeschossen oder getötet werde, dann soll es so sein. Ich denke aber, ich könnte lebend nützlicher sein.“
An seine Eltern verfasste er einen Brief: „Ihr müsst denken, dass ich verrückt geworden bin, aber ich glaube, es ist es wert, diesen Menschen Jesus näherzubringen. Bitte seid nicht wütend auf sie oder auf Gott, wenn ich getötet werde.“
Chau schrieb in seinen Notizen weiter: „Ich bereue es, dass ich Panik bekommen habe, als sie die Pfeile in ihre Bogen einspannten. Ich habe den Fisch genommen und in ihre Richtung geworfen. Aber sie sind nähergekommen.“ Der Abenteurer sei daraufhin zu seinem Kajak gelaufen, das jedoch beschädigt war. Schließlich musste er zum vereinbarten Treffpunkt mit den Fischern, die ihn zur Insel gebracht hatten, schwimmen.
Chau versuchte, die Sprache der Ureinwohner zu imitieren
„Ich schwamm, so wie ich es noch nie in meinem Leben getan hatte, zurück zum Boot. Ich fühlte etwas Angst, war aber vor allem enttäuscht. Sie haben mich nicht sofort akzeptiert“, berichtete der 27-Jährige. Er habe versucht, die Worte, die sie ihm an den Kopf warfen, zu imitieren. „Sie lachten die meiste Zeit, also haben sie wahrscheinlich Schimpfworte gesagt oder mich beleidigt“, vermutete er.
Seine Notizen übergab er schließlich den Fischern. Nun versuchen die Behörden mithilfe von Anthropologen, die Leiche des Mannes zu bergen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.