Vor zehn Jahren feierte der Grazer Nikolaus Habjan mit seinem ersten Puppenstück für Erwachsene Premiere. Was folgte, ist eine einzigartige Bühnenkarriere. Die „Krone“ hat ihn getroffen.
Wenn man Nikolaus Habjan gegenübersitzt, versteht man sofort, warum er vor wenigen Tagen seinen zweiten „Nestroy“-Publikumspreis gewonnen hat. Er sprudelt vor Lebensfreude und Ideen, lacht jeden freundlich an, der ihn im Vorbeigehen erkennt. „Das Publikum ist der Grund, warum ich machen darf, was ich mache“, sagt er - und man spürt, er meint es!
Startschuss im Jahr 2008
Im November 2008 feierte der gebürtige Grazer mit „Schieß sie tot“ seine erste Premiere. Eine bitterböse Puppentheater-Revue für Erwachsene nannte er das Stück, das er heute noch spielt, im Untertitel: „Nur damit sich keiner was Falsches erwartet. Bei Puppen dachten die meisten damals ja an Kinderstücke.“
In den Jahren davor hatte er über das Grazer Festival La Strada Kurse bei Neville Tranter, dem Gottvater des modernen Puppentheaters, belegt. „Ich habe gelernt, dass eine Puppe einen Mehrwert für ein Stück darstellen muss. Sonst ist sie lächerlich, und es ist besser, sie wegzulassen“, erzählt er.
Bescheidene Anfänge und schneller Erfolg
In Wien gründete er 2008 das Schubert Theater - „eine kleine Off-Bühne ohne Förderungen. Ich hätte mir nie gedacht, dass es so steil nach oben geht“, erinnert er sich. Nach einigen respektablen Erfolgen gelang ihm mit „F. Zawrel - Erbbiologisch und sozial minderwertig“ der große Durchbruch: „Ich habe das Stück mittlerweile gut 380-mal gespielt, und die Geschichte berührt mich immer noch“, sagt er.
Was folgte, war eine Bühnenkarriere der Sonderklasse: Gastspiele und Engagements an namhaften Häusern im gesamten deutschsprachigen Raum, doppelte „Nestroy“-Ehren. Der steirischen Heimat ist er treu geblieben, hat dem Schauspielhaus Graz legendäre Inszenierungen geschenkt. „Die Kooperation geht auch weiter, da steht ein Projekt im Raum, auf das ich mich sehr freue“, bleibt er vage.
Eine Stimme für legendäre Steirer
Außerdem ist Habjan inoffizieller Sprecher der publikumsscheuen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek: „Elfriede liebt ihre Puppe, und mich ehrt es, dass ich hin und wieder für sie sprechen darf.“
Mit einer Inszenierung von „Oberon“ an der Staatsoper München hat Habjan unlängst auch als Opernregisseur reüssiert - die Produktion kommt demnächst an das Theater an der Wien. Ab 2020 ist er zudem Hausregisseur an der Oper Dortmund. Und weil all das - und ein Terminkalender, der bis 2024 „gut gefüllt“ ist - nicht reicht, hat er auch unzählige Auftritte als Kunstpfeifer, etwa in der Hamburger Elbphilharmonie.
Premiere am Burgtheater
In wenigen Tagen feiert Habjan am Wiener Burgtheater mit dem Stück eines weiteren legendären Steirers Premiere: Er inszeniert Werner Schwabs „Die Volksvernichtung“, steht auch selbst auf der Bühne: „Ich liebe die pralle Sprache von Schwab. Der Kosmos, den ich mit Puppen kreieren kann, passt gut zur Welt von Schwab“ sagt er. Und zieht zum legendären Dramatiker eine Parallele: „Uns verbindet auch, dass alle zuerst gesagt haben: Das ist ja Kasperltheater, was der da macht. Und erst langsam haben sie erkannt, wie ernst es uns ist.“
Alle Infos und Termine zu Nikolaus Habjan finden Sie hier
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