Smartphones werden immer teurer - und zwar nicht nur bei Apple, wo man den Trend mit dem 1150 Euro teuren iPhone X vor einem Jahr angestoßen und mit dem 1600 Euro teuren iPhone XS Max heuer auf die Spitze getrieben hat. Auch beim einst für gutes Preis-Leistungsverhältnis bekannten Rivalen Huawei versucht man ab Dezember, ein superteures Smartphone um 1700 Euro unters Volk zu bringen.
Es handelt sich um ein eigentlich bereits bekanntes Gerät, nämlich das neue Mate 20 - allerdings in einer leicht modifizierten RS-Version, die Huawei gemeinsam mit Porsche Design gestaltet hat.
Auf technischer Ebene handelt es sich im Grunde um ein aufgemotztes Mate 20 Pro mit 256 statt 128 Gigabyte Flash-Speicher und acht statt sechs Gigabyte RAM. Die RS-Version ist etwas dicker als die Pro-Variante und an der Rückseite mit Leder überzogen.
Kleine Unterschiede kosten 750 Euro mehr
Diese kleinen Unterschiede ziehen einen großen Preisunterschied nach sich. Während das Huawei Mate 20 Pro um rund 950 Euro den Besitzer wechselt, kostet das RS-Modell mit mehr Speicher und Lederüberzug satte 750 Euro mehr.
Es ist nur der jüngste Neuzugang unter den superteuren Smartphones - wenn auch ein besonders kostspieliger. Und es ist Symbol für das branchenweite Bestreben, in einer Phase der Marktsättigung durch Preiserhöhungen trotz sinkender Absatzzahlen steigende Umsätze und Gewinne zu erzeugen.
Huawei-Handys sind empfindlich teurer geworden
Bei Huawei beispielsweise hat sich seit 2016 der durchschnittliche Preis für ein High-End-Gerät der P-Serie um 33 Prozent erhöht. Bei Samsung waren es immer noch 15 Prozent, rechnete kürzlich das US-Technikportal „CNET“ vor.
Bei den Smartphone-Käufern sorgt diese Strategie für Ärger. Viele fragen sich zurecht, wieso sie für ein Gerät, das bei den meisten Nutzern alle zwei, drei Jahre getauscht wird, solche Unsummen auf den Tisch legen sollten. Trotzdem scheint sich die Vorgehensweise für die Hersteller auszuzahlen.
Teure Oberklasse lässt Durchschnittspreis steigen
„Obwohl die Smartphone-Verkäufe 2018 leicht sinken werden, wird der durchschnittliche Verkaufspreis auf 345 US-Dollar steigen - 10 Prozent über den 313 Dollar 2017“, weiß IDC-Analyst Anthony Scarsella. Ein Anstieg, der direkt durch die herstellerübergreifend immer teurer werdende Oberklasse verursacht wird.
Wobei die Hersteller auch keine großen Probleme zu haben scheinen, Abnehmer für superteure Smartphones zu finden. „Konsumenten sind bereit, einen Premium-Preis für ein Handy zu zahlen, weil es sich nachvollziehbarerweise um das wichtigste Produkt in ihrem Leben handelt“, sagt Ben Wood von CCS Insight. Der ständige Begleiter ist den Menschen offenbar viel wert.
Menschen zahlen viel für Statussymbole
Auch, weil er für viele ein Statussymbol ist. „Die Herstellungskosten sind sicherlich gestiegen, aber ich glaube schon, dass man da auch eine Premium-Marge bezahlt, die von den Herstellern für ihre Flaggschiffe eingehoben wird, weil sie Statussymbole sind“, sagt Creative-Strategies-Nalaystin Carolina Milanesi.
Eine Erkenntnis, die Apple schon vor geraumer Zeit gehabt hat. Das iPhone war immer schon ein Luxusgerät, mit dem iPhone X hat Apple stellvertretend für die gesamte Branche erprobt, wie viel Geld die User dafür tatsächlich zu zahlen bereit sind. Analyst Wood: „Als Apple das iPhone X für Tausend US-Dollar angekündigt hat, haben sie der gesamten Industrie einen Gefallen getan. Ich kann mir vorstellen, dass das auf den Gängen bei Samsung, Huawei und anderen für eine gewisse Freude gesorgt hat.“
Die Mittelklasse bleibt vorerst erschwinglich
Die gute Nachricht: Noch ist die Smartphone-Preistreiberei auf die Oberklasse beschränkt. Viel Konkurrenz in der Mittelklasse - auch durch neue Player wie Nokia - sorgt für die paradoxe Situation, dass man heute in der 300-Euro-Klasse Smartphones findet, die den edlen 900-Euro-Geräten in vielerlei Hinsicht gar nicht um so viel nachstehen.
Geräte wie das Nokia 7, das Xiaomi Mi Mix 2 oder das Moto G6 mit fast randlosen Displays, ergonomischem 18:9-Format, genug CPU-Power und alltagstauglichen Kameras zeigen: Für die meisten User ist die Mittelklasse heute völlig ausreichend. Zumindest, wenn man vor allem ein Smartphone und kein Statussymbol sucht.
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