„Extreme Makeover“

„Time“-Magazin hebt Kanzler Kurz auf Titelseite

Österreich
29.11.2018 18:03

Gut einen Monat nach der Titelstory in „Newsweek“ ist Bundeskanzler Sebastian Kurz erneut auf die Titelseite eines renommierten US-Nachrichtenmagazins gehievt worden. Unter dem Titel „Extreme Makeover“ (auf Deutsch in etwa: extreme Veränderung, Kurswechsel oder auch Verjüngungskur) ziert der österreichische Regierungschef die aktuelle Europa-Ausgabe des „Time“-Magazins. Die Zeitschrift befasst sich mit dem „Ende der alten Politik“ und der Tatsache, dass durch den jüngsten Kanzler der Alpenrepublik auch „eine Partei am rechten Rand in die Mitte geholt“ worden sei. Kurz wird in einer polarisierten Welt unter anderem als „letzte, beste Hoffnung Europas“ bezeichnet.

An diese Hoffnung würden sich konservative und liberale Politiker klammern, die im Kampf gegen nationalistische und rechtspopulistische Bewegungen in ganz Europa derzeit ziemlich auf verlorenem Posten stünden. Die „Sprache Donald Trumps“ sei häufig in Ländern wie Deutschland, Italien und sogar auch Schweden zu vernehmen. Dass Kurz aber kein „Alpen-Trump“ sei, versuche er mit seiner Politik zu beweisen.

(Bild: time.com)

Diese ist laut „Time“ der Versuch, der „extremen Rechten“ - in diesem Zusammenhang wird auf die nationalsozialistische Vergangenheit der FPÖ und auch auf aktuelle antisemitische Skandale hingewiesen - den Wind aus den Segeln zu nehmen. So habe Kurz mit dem Regierungseintritt der Freiheitlichen und der Zustimmung, wichtige Ministerposten an die Blauen zu vergeben, die Anti-EU-Position der FPÖ entschärft. Auch mit der Schließung der Balkanroute, der Verschärfung des Asylrechts und politischen Maßnahmen wie der Kürzung der Mindestsicherung für Asylwerber habe Kurz zunehmend auch FPÖ-Wähler für seine türkise Bewegung gewinnen können.

Klenk: „Brückenbauer zu den Neofaschisten“
Auch wenn prominente Kritiker - in dem Artikel wird „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk genannt - von einem „Brückenbauer zu den Neofaschisten“ sprechen, schreibt das Magazin auch von der Hoffnung der israelischen Regierung, dass der Kanzler die „dunklen Instinkte“ der Rechten einhegen könne. In diesem Zusammenhang ist auch die Rede einer „Formbarkeit“ und einer „Beeinflussung“ des österreichischen Regierungschefs durch Israel.

Sebastian Kurz und Benjamin Netanyahu (Bild: APA/AUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC)
Sebastian Kurz und Benjamin Netanyahu

„Letztlich entscheidet das Volk“
Kurz selbst wird in dem Bericht, der seine politische Entwicklung ausführlich zusammenfasst, auch mit folgendem Satz präsentiert: „Ob du es magst oder nicht, letztlich entscheidet das Volk.“ Der Einwurf der US-Journalisten, dass auch NS-Diktator Adolf Hitler legitim vom Volk an die Macht gebracht worden sei, habe die Stimmung von Kurz während des Interviews „verdunkelt“: „Wir sollten bei solchen Vergleichen vorsichtig sein. Was wir damals hatten, war keine funktionierende Demokratie.“

Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache (Bild: APA/HANS PUNZ)
Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache

Andere Österreicher auf den Titelseiten
Titelbilder mit Österreichern gab es am Cover von „Time“ in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrmals: Im September 2016 waren dort der damalige FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer und FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache abgebildet. Unter dem Titel „The New Faces Of The Right“ („Die neuen Gesichter der Rechten“) waren die beiden Freiheitlichen bei einem Wahlkampfauftritt zur Bundespräsidentenwahl zu sehen.

Auch Jörg Haider hatte es 2000 auf das "Time"-Cover geschafft. (Bild: Time.com, APA/GERT EGGENBERGER)
Auch Jörg Haider hatte es 2000 auf das "Time"-Cover geschafft.

Bereits in den 1990er- und beginnenden 2000er-Jahren war in „Time“ mehrmals die Rede davon, dass Österreich nach rechts kippe. So prangte auch der damalige FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider auf dem Titelblatt. Aber auch Ski-Ass Leonhard Stock stand bei „Time“ einmal „auf dem Stockerl“. Sein Sieg in der Olympiaabfahrt von Lake Placid war dem Magazin im Februar 1980 eine Titelgeschichte wert. Sie hieß völlig unpolitisch „Draufgänger auf Skiern“ ...

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