Airbus musste umkehren

Defekte Merkel-Maschine: Kein Hinweis auf Anschlag

Ausland
30.11.2018 09:16

Wegen eines größeren technischen Defekts an ihrem Regierungsflugzeug hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinien einen ungewollten nächtlichen Zwischenstopp in Köln einlegen müssen. Medien berichteten von einem Komplettausfall des Funksystems an Bord. „Es war eine ernsthafte Störung“, bestätigte Merkel Freitagfrüh in Bonn, wo sie nach dem Abbruch der Reise die Nacht verbrachte. Nach der unplanmäßigen Landung ließ die Regierung einen möglichen kriminellen Hintergrund des Zwischenfalls prüfen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Luftwaffe sei die Panne aber nicht auf Sabotage zurückzuführen. „Es gibt dafür überhaupt keinen Hinweis“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe.

Wie die „Rheinische Post“ am Freitag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, werde die Landung kriminalistisch aufgearbeitet und in „alle Richtungen“ ermittelt. Es gebe bisher aber keinen Verdachtsmoment für einen kriminellen Hintergrund. „Es handelt sich um eine standardmäßige Überprüfung der ausgefallenen Funkanlage“, sagte der Sprecher der Luftwaffe. Er widersprach zudem Berichten, dass das Flugzeug vor der Landung in Köln Kerosin abgelassen habe.

Sicherheitskreise sprechen von beispiellosem Ausfall des Kommunikationssystems
Der von Merkel als „erfahrenster Flugkapitän der Flugbereitschaft“ bezeichnete Pilot soll von einem „beispiellosen Ausfall“ des Kommunikationssystems gesprochen haben. So etwas sei nicht für möglich gehalten worden, hieß es demnach in Sicherheitskreisen. Merkel habe mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen über den Abbruch der Flugreise gesprochen.

Der Kanzler-Airbus „Konrad Adenauer“ nach dem Abbruch des Flugs am Kölner Flughafen (Bild: AFP)
Der Kanzler-Airbus „Konrad Adenauer“ nach dem Abbruch des Flugs am Kölner Flughafen

Die in Berlin gestartete Maschine des Typs A340-300 hatte nach etwa einer Stunde Flugzeit über den Niederlanden umkehren müssen. Aus Sicherheitsgründen entschied sich der Flugzeugkommandant, die 15-stündige Reise in die argentinische Hauptstadt wegen des Ausfalls „einiger elektronischer Systeme“ nicht mit dem ursprünglichen Flugzeug fortzusetzen. Nach der sicheren Landung am Flughafen Köln/Bonn soll es für die Kanzlerin nun am Freitag mit einem Linienflug von Madrid weiter nach Argentinien gehen.

Kommunikationssystem von Merkel-Airbus ausgefallen
Nach Informationen des „Spiegel“ war an Bord der Maschine mit dem Namen „Konrad Adenauer“ das komplette System zur Kommunikation mit dem Boden ausgefallen. Ein solcher Komplettausfall der Kommunikationsanlage, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert sei, gilt dem Magazin zufolge in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Deswegen hätten sich die Piloten sofort entschlossen, den Flug abzubrechen. Auch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen weite Teile eines für den Flugbetrieb dringend benötigten Elektroniksystems ausgefallen sein. Über dem Atlantik sei Kerosin abgelassen worden, um das Gewicht des für den Transatlantikflug vollgetankten Airbus zu verringern. Es sei teilweise die Frage gewesen, ob überhaupt eine Landung möglich sei.

Der „Spiegel“ schrieb weiter, nur mit dem Satellitentelefon an Bord sei es der Crew gelungen, Kontakt zur Flugleitstelle aufzunehmen und die Landung auf dem Flughafen in Köln-Bonn zu planen. Die Situation soll nach „Spiegel“-Informationen so brenzlig gewesen sein, dass Verteidigungsministerin von der Leyen schon nach dem Komplett-Ausfall der Funkanlage informiert wurde.

Angela Merkel (Bild: AFP)
Angela Merkel

Lob für die Crew
Ausgesprochen lobend äußerte sich Merkel über den Flugkapitän und die Mannschaft an Bord ihres Flugzeugs: Sie habe „eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt“. Das Kommando habe „der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft“ gehabt. Als sie von einem Mitglied der Mannschaft aus einem Briefing geholt worden sei, habe sie zunächst daran gedacht, dass in Deutschland etwas vorgefallen sein könnte. Auf die Frage, ob es nach mehreren Vorfällen mit Regierungsflugzeugen in jüngster Zeit notwendig sei, die Sicherheit der Flugzeuge infrage zu stellen, sagte Merkel: „Ein einzelner Vorfall sollte uns nicht dazu bringen, das System zu verändern.“

Merkel bereits wieder auf dem Weg nach Argentinien
Nach dem schwerwiegenden Defekt ist Merkel Freitagfrüh mit einer anderen Maschine der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Madrid geflogen. Wie ein Regierungssprecher mitteilte, landete sie mit einer kleinen Delegation sicher auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt. In weiterer Folge wolle sie mit einem Linienflug der Fluggesellschaft Iberia nach Buenos Aires weiterreisen.

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