Kurz vor den Festtagen laufen wir oft von einem Geschäft ins nächste, hetzen von Termin zu Termin - von einer besinnlicher Zeit träumen viele Menschen nur. Dazu die stressige Suche nach Aufmerksamkeiten für die Familie, Verwandtschaft, Freunde und Kollegen - von bewusstem Einkaufen also keine Spur! Doch macht das Anhäufen von noch mehr Besitz wirklich glücklich? Cait Flanders sagt: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wie wir mit Weniger zufriedener mit unserem Leben werden, verrät sie in ihrem Buch.
„Alles was du hast, hat irgendwann dich“, mahnt Brad Pitt aka Tyler Durden bereits 1999 im Hollywood-Blockbuster „Fight Club“. Und trifft damit den Nerv der Zeit. Immer mehr Menschen versuchen heute, ihr Konsumverhalten zu ändern und sich in einem von der Werbeindustrie stark beeinflussten Alltag und permanenter Reizüberflutung, zu beschränken. Denn allzu oft wird gedankenlos eingekauft, etwa in Black-Friday-Sales, im Ausverkauf und/oder wenn einfach die Unzufriedenheit über das eigene Leben durch eine neue materielle Errungenschaft (kurzfristig) abgeschwächt werden soll.
Was ist Minimalismus?
Wer glaubt, Minimalismus steht prinzipiell für ein asketisches Dasein (etwa den Verkauf aller wenig gebrauchten Gegenstände, Schonkost und leere Wände), der irrt. Zwar muss jeder selbst entscheiden, was es für ihn bedeutet, minimalistisch zu leben. Doch während die einen auf alls Überflüssige verzichten und/oder nichts Neues mehr kaufen, das nicht essenziell wichtig ist für den Alltag (Konsumverzicht), bemühen sich die anderen mehr, Klarheit im Geiste zu schaffen, Zeit für sich selbst zu nehmen („Downshifting“), schöne Momente bewusst zu erleben.
Materiell betrachtet steht Minimalismus im Gegensatz zu einer konsumorientierten Überflussgesellschaft. Sogenannte Aussteiger, sich in anderen Lebensräumen von gesellschaftlichen Normen komplett zu befreien versuchen, stellen ein Extrem dar.
Marie Kondo sorgt für Ordnung in unserer Überflussgesellschaft. Sie räumt auf, wirft weg und trifft damit den Nerv unserer Zeit:
12 Monate Shopping-Bann
Auch Cait Flanders war mit ihrem Dasein unzufrieden. Finanziell stark verschuldet, dem Alkohol suchtartig zugetan, übergewichtig und dazu permament im Konsumrausch, beschloss die Kanadierin kurz vor ihrem 30. Geburtstag, mit all dem endgültig Schluss zu machen und sich einem radikalen, einjährigen Shopping-Bann zu unterwerfen.
Was war erlaubt?
Lebensmittel, Hygieneartikel, Putzmittel, Benzin, Geschenke und alles, was kaputt ging - und ersetzt werden musste - durften gekauft werden. Zu bestimmten Gelegenheiten ging Cait auch zum Essen aus. Im Gegenzug wollte sie ohne neue Kleidung, Schuhe, Accessoires, Bücher, Deko-Artikel, Elektronikgeräte und Coffee to go, für den sie zuvor Hunderte Dollar ausgegeben hatte, auskommen. Ihre Reise postete sie auf ihrem Weblog, veröffentlichte schließlich ihr Buch Weniger haben, mehr leben.
Doch wie kam es dazu?
Je mehr Besitz man anhäuft, desto schwerer lastet dieser auf den Schultern, heißt es. Auch Cait stellte bald fest: Je weniger sie konsumierte, desto erfüllter fühlte sie sich. Den Ausschlag für diesen Selbstversuch gab ein Gespräch mit ihrer Familie. Ihre Schwester erklärte stolz, 20 Prozent ihres Gehalts zu sparen, den Rest würde sie für Dinge ausgeben, die sie haben wollte. Doch was geschah mit diesen 80 Prozent? Braucht man tatsächlich acht Zehntel des Einkommens - oder könnte man auch mit weniger auskommen?
Cait begann, ihr Leben zu hinterfragen: „Obwohl mir ganz klar war, dass ich bei mir zu Hause, in meinem Beruf und in meinem Leben eindeutig alles hatte, was ich wollte, fühlte es sich doch nie nach genug an. Ich war nie zufrieden. Ich wollte immer mehr. Aber da von allem mehr zu haben mich nicht ausfüllte, war es vielleicht an der Zeit, an mir zu arbeiten und weniger zu wollen.“ Schließlich erkennt sie: Mit jedem Teil, das sie weggibt, befreit sie sich. Und führt schließlich ein besseres Leben.
Mehr haben, als man braucht
„Als ich beschlossen hatte, dass ich nichts Neues mehr kaufen dürfte, entschied ich mich auch, alles Alte loszuwerden, das ich nicht mehr brauchte. Ein Blick in jede Ecke meiner Wohnung zeigte mir, dass ich mehr hatte, als ich brauchte, und nichts davon zu schätzen wusste. Ich wollte das benutzen, was ich schon besaß. Ich wollte das Gefühl haben, dass alles einen Zweck hatte, und alles, was ich in Zukunft durch die Haustür tragen würde, sollte auch einen Zweck haben. War das nicht der Fall, konnte ich es auch loswerden“, so Cait.
Sie erzählt: „Ich wollte an einen Punkt kommen, nur zu kaufen, was ich brauchte, und nur dann, wenn ich es brauchte. Ich wollte endlich sehen, wohin mein Geld ging. Wollte mit meinem Geld so umgehen, dass es zu meinen Zielen und meinen Werten passte. Ich wollte wirklich weniger ausgeben und mehr sparen.“ Wie ihr das schlussendlich gelungen ist, verrät sie in ihrem Buch „Weniger haben, mehr leben“.
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