Im Kampf gegen die Plastikplage greift die türkis-blaue Bundesregierung nun zu einer Maßnahme bisher nicht gekannter Härte: Ab Jänner 2020 sind Plastiksackerln im Handel verboten, wie Kanzler Sebastian Kurz der „Krone“ verspricht. Die einzige Ausnahme sind biologisch abbaubare Beutel. „Das ist ein großer Tag in der Umweltpolitik“, frohlockt Umweltministerin Elisabeth Köstinger.
Im Advent mag die Lage angesichts des grassierenden Shopping-Fiebers noch eklatanter sein, doch untragbar ist die Plastikplage Umweltschützern zufolge das ganze Jahr. 750 Millionen Plastiksackerln gehen hierzulandejährlich über den Ladentisch, allein die Sackerln verursachen rund 7000 Tonnen Plastikmüll, der auch in Flüssen, Wäldern und anderswo landet.
100 Kilo davon werden allein über die Donau abtransportiert - und zwar täglich (siehe auch Infos unten). Bemühungen vergangener Regierungen, den Handel zum freiwilligen Sackerl-Verzicht zu bringen, brachten leichte Verbesserungen. Das Plastikproblem allerdings blieb. Türkis-Blau geht die Sache nun radikaler als die Vorgängerregierungen an: Ab dem Jahr 2020, so Kanzler Sebastian Kurz zur stets gegen die Plastikplage ankämpfenden „Krone“, gebe es ein generelles Verbot von „Plastik-Tragetaschen“ - vulgo Plastiksackerln.
Italien und Frankreich waren die Vorreiter
„Wir wollen damit ein neues Umweltbewusstsein schaffen und dem Trend der Wegwerfgesellschaft entgegenwirken“, sagt Kurz. Gelten wird das Verbot für sämtliche Plastiksackerln - sprich: Geschäfte dürfen sie weder verschenken noch verkaufen, auch für Standler, Kebabbuden oder Apotheken gibt es kein Pardon.
Erlaubt bleiben einzig biologisch voll abbaubare Plastikbeutel, wie man sie etwa aus Italien kennt. Neben Italien und Frankreich zählt Österreich damit zu den Vorreitern in puncto Plastiksackerl-Bann. Beschlossen wird das im Regierungsprogramm eigentlich nicht vorgesehene Verbot wohl im ersten Halbjahr 2019.
Umweltministerin Köstinger frohlockt
Die von Klimaschützern in der Vergangenheit immer wieder kritisierte Umweltministerin Elisabeth Köstinger frohlockt nun ob der guten Nachricht: „Das ist ein großer Tag in der Umweltpolitik“, sagt die ÖVP-Frau. „Wir gehen konsequent unseren Weg im Kampf gegen die Plastikplage. Es gibt keinen Grund, Einweg-Plastiksackerln noch zu verwenden. Das Verbot ist der letzte konsequente Schritt.“
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache freut sich indes, „unseren Kindern keine Müllberge zu hinterlassen“. Nun sei„Schluss mit dieser sinnlosen Umweltbelastung.“
Daten und Fakten
Jedes Jahr werden in Österreich laut Greenpeace rund 750 Millionen Plastiksackerln aller Art verbraucht, weltweit sind es rund 89 Milliarden. 2016 schlossen sich deshalb 16 heimische Unternehmen zusammen, um freiwillig Gratis-Sackerln zu reduzieren. Eines davon ist etwa die Handelskette Rewe, die keine Einweg-Plastiksackerln mehr verkauft und Obstsackerln nicht mehr an der Kassa ausgibt. Laut Rewe beträgt die Reduktion 28 Millionen Sackerln pro Jahr. Neben dem Lebensmittelhandel gibt die Bekleidungsindustrie die meisten Sackerln aus, und zwar 80 Millionen jährlich.
Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung
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