Paris verwüstet
Feuer, Gewalt, Verletzte bei „Gelbwesten“-Protest
Die Proteste der französischen „Gelbwesten“-Bewegung gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron sind am Samstag erneut in massive Gewalt umgeschlagen. In den Straßen von Paris kam es in den heftigsten Ausschreitungen seit mehr als zehn Jahren zu chaotischen Szenen, als Randalierer Barrikaden errichteten, Autos anzündeten und Fensterscheiben einwarfen. Vermummte randalierten mit Metallstangen und Äxten. 133 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt. Außerdem wurden 412 Menschen festgenommen, von denen sich am Sonntagvormittag noch 378 in Polizeigewahrsam befanden.
Rauchschwaden von brennenden Barrikaden zogen durch die Pariser Innenstadt. An der Prachtstraße Avenue Foch rissen Demonstranten Sitzbänke aus ihrer Verankerung und errichteten daraus Blockaden. Autos wurden in Brand gesetzt - auch Polizeiwagen.
Am Tuilerien-Park stürzten Randalierer eines der schweren Eisentore um, das dann mehrere Menschen unter sich begrub. Dabei wurde ein Mensch schwer verletzt. Der Triumphbogen wurde außerdem mit Graffiti besprüht. Die Ordnungskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Rund 5000 Polizisten waren im Einsatz.
Macron: „Wer so gewalttätig ist, will keine Veränderung, sondern nur Chaos“
Am Abend beruhigte sich die Lage wieder. Innenminister Christophe Castaner sagte, die Ausschreitungen seien von „professionellen Unruhestiftern“ geplant und ausgeführt worden. Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Krawalle scharf. „Ich werde immer Protest akzeptieren, ich werde immer der Opposition zuhören, aber ich werde nie Gewalt akzeptieren“, sagte er am Samstag während einer Rede beim G20-Gipfel in Buenos Aires. Wer so gewalttätig sei, wolle keine Veränderung, sondern nur Chaos.
Frankreich erwägt Verhängung von Ausnahmezustand
Die französische Regierung erwägt nun die Verhängung des Ausnahmezustands. Es würden alle Optionen geprüft, um erneute Ausschreitungen zu verhindern, sagte ein Regierungssprecher. Präsident, Ministerpräsident und Innenminister kämen am Sonntag zusammen, um geeignete Maßnahmen abzustimmen. An die friedlichen Demonstranten werde appelliert, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.
Dritter Samstag mit Protesten in Folge
Es war der dritte nationale Aktionstag an einem Samstag in Folge, wobei die Teilnehmerzahl stetig sank. Am 17. November beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums 282.000 Menschen an den landesweiten Protesten, am 24. November waren es demnach 106.000, davon 8000 in der Hauptstadt. Damals hatte es 103 Festnahmen gegeben.
Video: Erste Ausschreitungen bereits am Nachmittag
Steuersenkung und höherer Mindestlohn gefordert
Die „Gelbwesten“ fordern unter anderem Steuersenkungen sowie eine Anhebung von Mindestlohn und Renten. Macron hat zugesagt, die umstrittene Ökosteuer auf Diesel an den Kraftstoffpreis anzupassen. Das geht den Aktivisten aber nicht weit genug.
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