Tomaten auf Höhenflug

Elon Musk schießt einen Gemüsegarten ins Weltall

Wissenschaft
04.12.2018 12:24

Ein Satellit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit zwei Gewächshäuser, in denen der Anbau von Tomaten und anderem Gemüse auf dem Mond oder Mars getestet werden soll, ist am Montagabend erfolgreich ins All gestartet. „Eu:CROPIS“ sei von der Vandenberg Air Force Base in den USA aus an Bord einer Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX losgeflogen - das Unternehmen gehört Tech-Milliardär Elon Musk.

Die Erststufe der Rakete, die bereits zum zweiten Mal wiederverwendet worden war, landete danach erfolgreich auf einem speziellen Auffang-Schiff im Pazifik. Zuvor hatte der Start des Satelliten mehrmals verschoben werden müssen, unter anderem wegen Wartungsarbeiten an der SpaceX-Trägerrakete.

(Bild: DLR (CC-BY 3.0))

Ziel der Mission von „Eu:CROPIS“ (Euglena and Combined Regenerative Organic-food Production in Space) ist es, Astronauten bei Missionen in der Ferne mit frischen Tomaten und anderem Gemüse zu versorgen. Der Satellit soll in 600 Kilometern Höhe um seine eigene Achse rotieren und dabei im Inneren für sechs Monate zunächst die Schwerkraft von Mond und anschließend ein halbes Jahr lang Mars-Gravitation simulieren.

Künstlerische Illustration des Satelliten „Eu:CROPIS“ (Bild: DLR (CC-BY 3.0))
Künstlerische Illustration des Satelliten „Eu:CROPIS“

Kameras überwachen Paradeiser-Wachstum
Bei dem Experiment sollen Tomatensamen - überwacht von 16 Kameras - keimen und zu kleinen Weltraum-Paradeisern heranwachsen. Ein ganzes Konsortium von Mikroorganismen in einem Rieselfilter wird dafür sorgen, dass aus künstlichem Urin ein bekömmlicher Dünger für die Tomaten entsteht. Unter anderen sind Augentierchen - der Einzeller Euglena - mit an Bord, um das geschlossene System vor überschüssigem Ammoniak zu schützen und zudem Sauerstoff zu liefern.

Ein Gewächshaus im Inneren des Satelliten "Eu:CROPIS" (Bild: DLR (CC-BY 3.0))
Ein Gewächshaus im Inneren des Satelliten "Eu:CROPIS"

Forscher simulieren Gewächshaus im All 
Mit „Eu:CROPIS“ wollen die DLR-Forscher eine Art Gewächshaus im All simulieren, das später auf dem Mond oder dem Mars im Inneren einer Astronauten-Siedlung stehen könnte. Die Idee dahinter ist, dass die Astronauten solcherart frische Lebensmittel anbauen könnten. In einem geschlossenen System würden dabei Abfälle - darunter der Urin - in Dünger für die Pflanzen umgewandelt werden.

In der Wachstumskammer der Internationalen Raumstation wuchsen die ersten Pflanzen ohne Schwerkraft. (Bild: AFP)
In der Wachstumskammer der Internationalen Raumstation wuchsen die ersten Pflanzen ohne Schwerkraft.

Das DLR will im Rahmen der Mission unter anderem herausfinden, wie sich die Pflanzen an eine verminderte Schwerkraft anpassen. Schließlich beträgt die Gravitation auf dem Mond nur ein Sechstel (was erklärt, warum die US-Astronauten auf dem Erdtrabanten vergleichsweise „große Sprünge“ machen konnten; Anm.) jener auf der Erde, die auf dem Mars nur rund ein Drittel. In welche Richtung Paradeiserpflanzen in der Schwerelosigkeit wachsen, sei daher sehr interessant, so die Forscher. Dass Pflanzen auch ohne und unter weniger Schwerkraft gedeihen, haben bereits Experimente auf der Internationalen Raumstation ISS bewiesen (Bild oben).

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