Mädchenmord in Steyr

Saber A. soll schon in Afghanistan getötet haben

Oberösterreich
11.12.2018 18:30

Der mutmaßliche Mörder der 16-jährigen Michelle F. aus dem oberösterreichischen Steyr ist gefasst. Saber A. (17) stellte sich am Dienstagnachmittag der Polizei in Wien. Indes mischt sich zur Trauer über den Tod des jungen Mädchens auch Unverständnis über die Behörden: Denn der im Frühjahr 2016 mit Schleppern nach Österreich gekommene Jugendliche aus Afghanistan konnte trotz abgelehnten Asylbescheids nicht abgeschoben werden. Er soll schon in seiner Heimat getötet haben.

Das Asylprotokoll des Verdächtigen (es gilt die Unschuldsvermutung) im Detail: Als unbegleiteter Minderjähriger kommt Saber A. im Alter von offiziell noch 14 Jahren im Frühjahr 2016 illegal nach Österreich, stellt hier einen Asylantrag. Obwohl dieser abgelehnt wird, darf der Afghane bleiben. Offenbar ist sein Fluchtgrund auch ein Mord, den er dem Bruder seines späteren Opfers gestehen sollte. Da ihm in seiner Heimat politische oder religiöse Verfolgung bzw. bei einem derart schweren Verbrechen die Todesstrafe droht, kann der bis zur mutmaßlichen Bluttat an seiner Freundin (16) unbescholtene Jugendliche nicht abgeschoben werden.

(Bild: instagram.com, krone.at-Grafik)

Im Beamtendeutsch gibt es dafür den Begriff subsidiärer Schutz (allein heuer schon für 3600 Personen gewährt). Der geduldete Aufenthalt wurde dann im Februar 2018 vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl für den mittlerweile 17-Jährigen um weitere zwei Jahre auf 2020 verlängert.

Übersiedlung aus Liebe wurde erlaubt
Mitte des Jahres durfte Saber A.  jedenfalls in ein Jugendheim nach Steyr übersiedeln, nachdem er sich via Facebook in Michelle verliebt hatte und in ihrer Nähe leben wollte. „Ich musste öfter unterschreiben, dass er bei uns in der Wohnung sein darf. Das war von den Betreuern und Behörden erwünscht“, weiß die Mama (52). Freude mit der Beziehung zum Afghanen hatte sie nicht: „Er behandelte Michelle wie seinen Besitz, lebte auf unsere Kosten.“

In dieser Unterkunft fand der 17-Jährige sein neues Zuhause. (Bild: Markus Schütz)
In dieser Unterkunft fand der 17-Jährige sein neues Zuhause.

Verdächtiger wählte auf Bahnhof Polizei-Notruf
Nach der Trennung - der Bursch hatte Michelle F. mit einer Schulfreundin betrogen - gab’s am Donnerstag die Versöhnung. Am Sonntag, drei Tage später, der tödliche Lungenstich im Kinderzimmer. Auf der Flucht fragte der untergetauchte Mordverdächtige noch eiskalt am Telefon bei der Mutter der 16-Jährigen nach, wo sie sei - um zu checken, ob die Tat schon aufgeflogen ist.

Bis Dienstag fehlte von Saber A. jede Spur. Dann, um 12.50 Uhr ging ein Notruf vom Bahnhof Wien-Floridsdorf bei der Polizei ein: „Ich bin der Gesuchte!“ Beamte nahmen den Afghanen widerstandslos fest. Im Falle einer Verurteilung drohen nach dem Jugendstrafrecht maximal 15 Jahre Haft. Zudem läuft ein Verfahren zur Aberkennung des subsidären Schutzes. Für Michelle F. zu spät ...

Christoph Budin und Markus Schütz, Kronen Zeitung

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