Anschlag in Straßburg
ORF-Reporter: „Stehe neben Mann mit Kopfschüssen“
Das Blutbad in Straßburg, bei dem am Dienstagabend ein 29-Jähriger auf dem Weihnachtsmarkt das Feuer eröffnete und mindestens drei Menschen erschoss, hat der ORF-Korrespondent Peter Fritz hautnah miterlebt. In einem dramatischen Bericht direkt vom Tatort schilderte er seine Erlebnisse: „Es fallen Schüsse, die Evakuierung läuft. Ich stehe neben einem Mann mit zwei Kopfschüssen, wir haben die Wiederbelebung nach 45 Minuten eingestellt“ - auf ärztlichen Hinweis, dass es keinen Sinn mehr habe. Der Korrespondent und ORF-Büroleiter in Brüssel kritisierte auch, dass die Rettungskräfte zu spät eingetroffen seien.
Fritz war gerade auf der Pont Saint Martin in dem beliebten Viertel „Petite France“ unterwegs. „Ich habe mit meiner Frau telefoniert, da habe ich Knaller gehört und gar nicht an Schüsse gedacht“, sagt Fritz. Dann sei er um die Ecke abgebogen. Ein Tourist aus Thailand sei am Boden gelegen und habe stark aus dem Hinterkopf geblutet, der Mann war in Begleitung seiner Frau.
Fritz: „Ich habe die Herzmassage gemacht“
Man habe versucht, den Angeschossenen gemeinsam mit zwei ärztlich geschulten Frauen aus Deutschland zu stabilisieren. „Sie haben die Atemspende und ich die Herzmassage gemacht“, doch die dringend benötigte Notfallhilfe sei zu spät gekommen. Er habe zwar auch die Anschläge vom 11. September 2001 aus einigen Kilometern Entfernung mitverfolgt, aber so nah sei er noch nie an einem Terror-Schauplatz gewesen, sagte der ORF-Korrespondent.
Schreiende Menschen rannten durch die Straßen
Der österreichische Journalist Wolfgang Machreich erzählt, er habe sich kurz nach 20 Uhr vom Europaparlament auf den Weg durch den Weihnachtsmarkt in die Innenstadt zum Place Gutenberg gemacht. Dann habe er einen Knall gehört, „ich dachte zuerst an einen Silvesterkracher“. Ein torkelnder Mann und schreiende Menschen seien ihm entgegengelaufen, doch niemand, auch nicht die Security-Leute auf dem Weihnachtsmarkt, habe zunächst gewusst, was los ist.
„Gespenstische Szenen“ im Herzen Straßburgs
An umliegenden Restaurants und Pubs seien sofort die Rollläden heruntergelassen worden, erst eine weiter entfernte Bar habe ihn hereingelassen, schildert Machreich. Zwei Stunden später habe er das Lokal auf eigene Gefahr verlassen, an jeder Ecke habe Unsicherheit geherrscht. „Dann waren da Rettungsautos Ende nie, überall schwer bewaffnetes Militär und Hubschrauber. Es war gespenstisch, wie bei einem Putsch“, sagt Machreich.
„Krone“-Reporterin: „Fühlt sich an wie im Krieg“
Dutzende weitere Österreicher erlebten den Weihnachtsterror hautnah mit, unter ihnen auch „Krone“-Reporterin Monika Brüggeller, die die dramatischen Augenblicke am Dienstag folgendermaßen schilderte: „Derzeit ist alles abgeriegelt. Die Hubschrauber der Polizei und Militärflugzeuge kreisen, es fühlt sich an wie im Krieg.“ Auch Susanne Reschenender aus Kirchham bei Gmunden in Oberösterreich war mit einer 25-köpfigen Reisegruppe vor Ort und übergab ein Friedenslicht an den Europaabgeordneten Paul Rübig. Rescheneder: „Wir hatten nach dem Anschlag ein mulmiges Gefühl.“
Abgeordnete mussten in Europaparlament ausharren
Während die Menschen in der Straßburger Innenstadt in Lokalen Schutz suchten, durften Abgeordnete, ihre Mitarbeiter und Journalisten das Europaparlament bis zwei Uhr früh aus Sicherheitsgründen nicht verlassen. Unruhe machte sich breit. Zuerst wurden nämlich nur die Abgeordneten mit Limousinen-Konvois durch die Polizei aus dem Gebäude begleitet.
Täter gelang die Flucht
Der mutmaßliche Täter, ein 29-Jähriger namens Cherif Chekatt, wurde in Staßburg geboren und war amtsbekannt. Er hätte am Tag des Anschlags festgenommen werden sollen. Durch die Schüsse kamen mindestens drei Menschen ums Leben. Dem Verdächtigen gelang die Flucht, Hunderte Polizisten machen seither Jagd auf ihn.
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