Keuchhusten (Pertussis) tritt verstärkt auf, Masern sowieso und die Grippewelle steht vor der Tür. Pneumokokken (Lungen-, Hirnhautentzündung) finden sich zudem bei jedem 10. Erwachsenen und zwei Drittel aller 2- bis 3-jährigen Kinder.
Die Zahl der Pertussis-Fälle hat sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre verdoppelt. Das ist keineswegs harmlos, bei Säuglingen können lebensbedrohliche Atemaussetzer auftreten, auch Schwangere und ältere Menschen ab 60 Jahren sind gefährdet. Allein bis zum Sommer gab es schon 700 Patienten in allen Altersklassen. Die meisten Erwachsenen haben zwar in jungen Jahren einmal eine Grundimmunisierung bekommen, nach zehn Jahren muss aber aufgefrischt werden, sonst ist kein vollständiger Schutz mehr vorhanden. Ein einzelner Infizierter kann über Tröpfcheninfektion 17 weitere Personen anstecken!
Pneumokokken-Bakterien sind weit verbreitet, zunehmende Wirkunglosigkeit von Antibiotika (Resistenzen) veschärfen das Problem. „Gegen Pneumokokken gibt es mittlerweile einen noch breiter wirksamen 13-fach-Impfstoff als den derzeit eingestzten 10-fach-Impfstoff, den bereits mehr als 100 Länder übernommen haben. Auch unser Gratis-Kinderimpfprogramm sollte darauf umsteigen“, forderte Kinderarzt und Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Rudolf Schmitzberger anlässlich des Österreichischen Impftages, der Anfang Jänner im Austria Center Wien stattfinden wird. Influenza werde ebenfalls großteils von Kindern übertragen. „Kleine schützen Große: Sind die Enkel geimpft, werden nicht nur sie selbst, sondern auch die Eltern und Großeltern vor Erkrankungen bewahrt“, so der Experte.
Der heurige aktuelle Vierfach-Grippeimpfstoff ist zwar derzeit noch verfügbar, das Kontingent erschöpft sich aber nach und nach. Es wird daher empfohlen, eine Immunisierung jetzt durchführen zu lassen, bevor die erwartete Grippewelle (meist Ende Jänner, Anfang Februar) eintrifft, rät Mag.pharm. Dr. Gerhard Kobinger aus der Steiermark, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Wissenslücken zum Thema ziehen sich durch alle Bevölkerungsgruppen, hier sehen sich die Apotheker neben Ärzten als kompetente Ansprechpartner.
Informationen über Impfungen müssen bereits in der Kindheit und bei Schülern mit der „richtigen Sprache“ erfolgen, meint auch Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien . Ein erster Schritt zum Schutz der Bevölkerung müsse zudem die Impfverpflichtung für alle Menschen sein, die in Gesundheits- und Sozialberufen arbeiten: „2017 betrafen etwa Masernerkrankungen nahezu 20 Prozent des Gesundheitspersonals in Österreich - ein unhaltbarer Zustand.“
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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