Menschen, die Graf Tono G. kennen, beschreiben ihn als nett und freundlich, berichten von „konstruktiven Gesprächen“, nicht zuletzt auch, wenn es um geschäftliche Belange ging. Vor diesem Hintergrund erscheint die Bluttat, die sich am Donnerstagnachmittag im Schloss Bockfließ in Niederösterreich abgespielt hatte, umso unverständlicher. Was trieb den Grafen von Bockfließ dazu, mutmaßlich zu einem Schrotgewehr zu greifen und damit drei Familienmitglieder zu erschießen? Am Freitag legte der dringend Tatverdächtige ein Geständnis ab.
Gegen 14 Uhr hatte der 54-jährige Verdächtige im Schloss Bockfließ im Bezirk Mistelbach plötzlich zu einem Schrotgewehr gegriffen und auf seinen zwei Jahre jüngeren Bruder sowie seinen 92 Jahre alten Vater und dessen 87-jährige Partnerin geschossen. Sie starben noch an Ort und Stelle.
Eine Zeugin hatte einen lauten Knall gehört und deshalb die Polizei alarmiert. Mit einem Großaufgebot rückte die Exekutive zum Ort des Geschehens aus, Beamte machten wenig später den erschreckenden Fund. Auch der mutmaßliche Schütze befand sich noch am Tatort und ließ sich von den Uniformierten festnehmen, ohne Widerstand zu leisten. Sofort wurde das Areal großräumig abgesperrt, auch noch am Freitag liefen die Arbeiten der Ermittler vor Ort, die Spurensicherung galt als „aufwendig“, wie es hieß.
Geständnis abgelegt
Im Zuge der Einvernahme gab der Beschuldigte am Freitag zu, seine drei Verwandten erschossen zu haben. Über die Hintergründe, die den 54-Jährigen zu der Tat trieben, gab es zunächst jedoch keine näheren Informationen seitens der Polizei. Das Gericht ordnete eine Obduktion der drei Leichen an. Diese werde Anfang der kommenden Woche stattfinden, hieß es.
Die Betroffenheit im Ort ist nach der Tat weiterhin groß. Der Adelige galt, wie auch seine Familie, als engagiert und sozial. So setzte sich der 54-Jährige etwa dafür ein, dass ein geplanter Windpark in Bockfließ bis zum heutigen Tag nicht realisiert wurde. Der Schlossherr hatte das Projekt mit einer Bürgerinitiative stoppen können. EVN-Experte Stefan Zach lernte den Grafen zu dieser Zeit kennen - und auch trotz unterschiedlicher Sichtweisen schätzen, wie er sich im Gespräch mit der „Krone“ erinnert. „Wir hatten zwar verschiedene Ansichten, doch habe ich mit ihm sehr nette und auch konstruktive Gespräche auf Schloss Bockfließ geführt“, berichtet der Kommunikationschef.
Neben dem Familiensitz in Bockfließ ist das Adelsgeschlecht derer von G. vor allem in Kärnten eine große historische und aktuell wirtschaftliche Nummer. Die G. stellten zwischen vom 18. bis ins 20. Jahrhundert nicht weniger fünf Kärntner Landeshauptleute. Der Familienbesitz umfasst unter anderem das Schloss Carlsberg mit dem Ulrichsberg, das Schloss Ebenthal bei Klagenfurt, wo bis heute das Familienoberhaupt wohnt, und das Palais Saurau (Bild oben) in Graz. Durch Heiraten und Adoptionen kamen im 20. Jahrhundert neue Besitzungen in die Familie, darunter auch das Schloss Bockfließ.
Kronen Zeitung und krone.at
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