„Zeit geht uns aus“

Greta liest Politikern bei Klimagipfel die Leviten

Ausland
16.12.2018 19:07

130 Seiten stark ist das Regelwerk, auf das sich fast 200 Nationen jetzt auf dem UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz nach zweiwöchigen Marathon-Verhandlungen geeinigt haben. Bundespräsident Alexander Van der Bellen beurteilte den einstimmigen Beschluss als „das Fundament zur Bekämpfung der Erderhitzung“, gab aber zugleich zu bedenken, dass keine Zeit zum Ausruhen bestünde. „Denn gleichzeitig sind viele wichtige Fragen offengeblieben, und uns droht die Zeit davonzulaufen“, so Van der Bellen am Sonntag. Auch einer jungen schwedischen Aktivistin ist das Erreichte nicht genug - in einer mutigen, rund vier Minuten langen Rede sprach die 15-jährige Greta Thunberg eine Warnung an die Politiker aus aller Welt aus (siehe Video oben).

Nach zweiwöchigen Verhandlungen vereinbarten die Staaten ein Rahmenabkommen, durch das der Anstieg des Weltklimas auf zwei Grad gemessen am vorindustriellen Werten begrenzt werden soll. Konferenz-Präsident Michael Kurtyka verkündete die Einigung im Abschlussplenum, nachdem keiner der 196 Staaten Einwand erhoben hatte. Die Teilnehmer quittierten die Einigung mit stehendem Applaus. „Das ist ein historischer Moment“, sagte Kurtyka.

Köstinger begrüßt "wichtigen Schritt
Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die gemeinsam mit EU-Kommissar Miguel Canete für die Europäische Union verhandelt hatte, begrüßte die Einigung als „wichtigen Schritt“ zur Umsetzung des vor drei Jahren vereinbarten Pariser Klimaabkommens.

Umweltministerin Elisabeth Köstinger (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Umweltministerin Elisabeth Köstinger

Während sich viele Politiker zufrieden mit den Ergebnissen zeigten, war das Erreichte einer 15-jährigen Klimaaktivistin aus Schweden nicht genug. Greta Thunberg hatte zuvor bereits monatelang gegen den Klimawandel demonstriert - und zwar immer freitags vor dem Parlament in ihrer Heimat Schweden. Am Freitag waren dann Hunderte Schüler auch in Deutschland und anderen Ländern ihrem Aufruf gefolgt und demonstrierten als Teil der Kampagne #FridaysForFuture für eine bessere Klimapolitik.

Junge Aktivistin: „Stehlt Kindern vor ihren Augen die Zukunft“
Thunberg machte dann in ihrer Rede beim Klimagipfel vor den Vertretern der fast 200 Nationen deutlich, dass sie mehr von den Politikern erwartet. „Ihr sagt, Ihr liebt Eure Kinder über alles. Und doch stehlt Ihr vor ihren Augen ihre Zukunft“, brachte das Mädchen ihre Kritik wortgewandt auf den Punkt. Die Politiker würden nur darüber sprechen, mit den „immer gleichen schlechten Ideen weiterzumachen, die uns in diese Krise geführt haben“. Dabei sei die einzige vernünftige Entscheidung, die Notbremse zu ziehen.

Ihr sei es egal, ob sie sich beliebt mache, es gehe ihr um Gerechtigkeit in der Klimafrage „und um einen Planeten, auf dem wir gerne leben“. Sie sei nicht gekommen, um die Spitzenpolitiker anzubetteln. Die würden sie ohnehin bloß ignorieren, wie schon in der Vergangenheit, sagte Thunberg. Aber die 15-Jährige hat dennoch Hoffnung: „Euch gehen die Entschuldigungen aus. Und uns geht die Zeit aus. Wir sind hierhergekommen, um Euch wissen zu lassen, dass es Veränderungen geben wird. Ob es Euch gefällt oder nicht. Die echte Macht liegt bei den Menschen. Danke.“

Die „Enttäuschung Vieler nachvollziehen, dass nicht mehr gelungen ist“, kann auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Wir müssen unsere Anstrengungen intensivieren. Wir haben gar keine andere Wahl als viel mehr zu tun als bisher, wollen wir unsere Erde lebenswert erhalten. Die Staatengemeinschaft muss ihre nationalen Klimaschutzziele verschärfen, das gilt auch für Europa“, forderte der Präsident in einer Aussendung.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Umweltorganisationen sehen Einigung äußerst kritisch
 Aber nicht nur die junge Schwedin kritisierte die zähneknirschend errungene Einigung in Polen. Die Staatengemeinschaft sieht sich auch mit einem Unmutshagel von Umweltorganisationen - auch vom heimischen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace ausgehend - konfrontiert. Doch auch die schärfsten Kritiker attestieren Umweltministerin Elisabeth Köstinger, bei dem Gipfel wie eine Löwin für das Weltklima gekämpft zu haben. Immerhin: Es gibt ein Fundament und - laut Köstingers Bilanz - „erstmals klare und verbindliche Regeln, mit denen wir Klimaschutz messen und kontrollieren können“.

Für die Ministerin geht die Arbeit nun in Österreich weiter. „Wir haben den Ausstieg aus Ölheizungen mit Förderprojekten begonnen. In der Mobilität setzen wir auf E-Fahrzeuge. Wir werden den Klimaschutz zur größten Mitmach-Bewegung des Landes machen.“

krone.at erklärt die UN-Klimakonferenz in weniger als drei Minuten:

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