Steam, Origin, Uplay, Windows Store, GOG, Battle.net: Es ist wahrlich nicht so, dass PC-Spieler auf zu wenige Spiele-Shops zurückgreifen könnten. Bei vielen von ihnen verteilt sich die Bibliothek eher auf zu viele. Trotzdem scharren mit dem „Fortnite“-Macher Epic und dem populären VoIP-Anbieter Discord schon die nächsten zwei Anbieter in den Startlöchern. Sie locken Publisher mit höheren Margen und Spieler mit Exklusivtiteln. Doch was die Publisher freut, bereitet Spielern Sorgen.
Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Und tatsächlich hat sich bei den Spiele-Shops am PC in jüngster Zeit einiges getan. Immer mehr Publisher - zuletzt etwa Bethesda mit „Fallout 76“ - kehren dem Platzhirschen Steam den Rücken, um ihr eigenes Süppchen zu kochen und den Shop-Betreiber nicht an den Einnahmen beteiligen zu müssen. Und auch bei Epic, dem Macher des beliebten Multiplayer-Spiels „Fortnite“, teilt man ungern und setzt lieber auf Direktvertrieb.
Bethesda ist nur der jüngste große Publisher, der Steam den Rücken kehrt. Electronic Arts (EA) und Ubisoft kochen mit Origin und Uplay seit Jahren ihr eigenes Süppchen. Bei Microsoft hat man in jüngster Zeit - mit schwankendem Erfolg - immer öfter Spiele exklusiv im Windows-Store veröffentlicht, um Spieler auf den Marktplatz zu locken. Blizzard hat mit seinem Battle.net seit Jahren eine Steam-Alternative am Start. Zumindest fünf Anbieter findet man also schon heute auf den PCs der meisten Spieler. Dank Bethesda, Epic und Discord könnten daraus bald acht werden.
Shop-Wildwuchs wirft unangenehme Fragen auf
Für die Spieler wird es somit mühsamer, den Überblick über ihre digital gekauften Spiele zu wahren. Habe ich das Spiel in Shop A oder B gekauft? In welcher meiner acht Bibliotheken finde ich es? Kann ich mit meinem Freund, der ein Game im Konkurrenz-Shop gekauft hat, online spielen? Diese und ähnliche Fragen müssen sich Spieler in einem allzu fragmentierten Markt für digitale Spiele stellen.
Viele Gamer wollen sich diese Fragen aber nicht stellen, sondern ihre Spielesammlung einfach an zentraler Stelle zusammengefasst wissen. Bisher ist diese zentrale Stelle für viele User Steam. Valves Marktplatz hat sich nicht nur als Shop etabliert, sondern bietet auch Extras wie den TV-freundlichen „Big Picture“-Modus oder In-Home-Streaming im Heimnetzwerk. Auch für Steam-fremde Spiele, die man manuell zur Bibliothek hinzufügen kann, wenn es notwendig ist.
Der Kampf um die Gunst der Publisher
Doch die erste Wahl der Spieler zu sein, reicht nicht. Der Krieg der Spiele-Shops ist ein Kampf um die Gunst der Publisher. Denn für die ist nicht jene Plattform die beste, die den Spielern die bequemste Bedienung und die meisten Funktionen bietet. Sondern jene, die einen möglichst geringen Anteil der Verkaufserlöse als Vermittlungsprovision einbehält. Bei Steam war das in den letzten Jahren etwa ein Drittel. Verkaufte ein Publisher ein Vollpreisspiel für 60 Euro, gingen also rund 20 Euro an Valve.
Zum Vergleich: Beim neuen Rivalen Epic behält man nur zwölf Prozent der Erlöse ein, der Rest geht an die Entwickler. Kein Wunder, dass manch ein Entwickler da lieber im Epic Games Store statt auf Steam Geschäfte macht. Sogar einen äußerst namhaften Exklusivtitel - die PC-Version des PS3-Juwels „Journey“ - hat der Epic Games Store schon an Land gezogen. Eine ähnliche Strategie, um Inhalte auf die eigene Plattform zu bekommen, verfolgt der VoIP-Spezialist Discord bei seinem jüngst gestarteten Spiele-Store. Discord will Entwicklern bis zu 90 Prozent der Einnahmen überweisen.
Valve kommt Publishern bereits entgegen
Diese großzügigen Konditionen setzen Valve mit Steam ordentlich unter Druck. Erst kürzlich hat die Plattform angekündigt, die Tantiemen künftig vom Erfolg eines Spiels abhängig zu machen. Verkauft sich ein Spiel nicht gut, bleibt es bei der bisherigen 30-Prozent-Provision. Bei hohen Gesamterlösen soll der Anteil aber auf 25 bis 20 Prozent sinken, versprach Valve - offensichtlich mit dem Ziel, große Publisher wie Ubisoft oder Bethesda auf der Plattform zu halten, ja vielleicht sogar den einen oder anderen abgewanderten Publisher zurückzugewinnen.
Ob das mit der neuen Geschäftspolitik gelingt, muss sich zeigen. Steam hat der Konkurrenz derzeit aber definitiv noch eines voraus: Eine treue Community von gut 100 Millionen Gamern. Die müssen sich die neuen Rivalen erst erarbeiten …
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