„Krone“-Kommentar
Weihnachtskarte ohne Weihnachten: Falsches Signal
„Die peinliche Weihnachts-Karte aus dem Kanzleramt“, lautete am Mittwoch der Aufmacher der deutschen „Bild“. Und auf Seite zwei titelte die Zeitung: „Integrationsbeauftragte schafft ,Weihnachten‘ ab“. „Krone“-Außenpolitik-Experte Christian Hauenstein über religiöse Feste, Tradition und echte Integration.
Die Empörung ist verständlich, fehlt doch auf der Weihnachtskarte, die von Staatsministerin Annette Widmann-Mauz verschickt wurde, das Wort „Weihnachten“. Stattdessen heißt es: „Egal, woran Sie glauben, wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.“
In einem so christlich geprägten Land wie Deutschland ist es nicht nur unangebracht, eine solche Weihnachtskarte ohne Weihnachten zu verschicken. Es ist kontraproduktiv, sendet völlig falsche Signale. Ganz besonders, wenn diese auch noch von der Integrationsbeauftragten kommen.
Zu Traditionen und Werten stehen
Man kann nur dann von Menschen anderer Herkunft Integration und Achtung unserer Traditionen und Werte verlangen, wenn man auch selbst zu diesen steht. Wie soll ein Muslim erkennen und verstehen, was für uns Weihnachten bedeutet, wenn wir es selbst verleugnen?
Wahre Integration geht anders
Wahre Integration besteht im Bekenntnis zu den eigenen Traditionen und Werten bei gleichzeitiger Achtung der Werte und Traditionen der anderen, also in einem aufeinander Zugehen. Das Restaurant Kent in der Wiener Märzstraße, ein türkisches Lokal mit langjähriger Tradition, zeigt auf wunderbare Weise, wie das funktionieren kann: In der Zeit des muslimischen Ramadan ist das ganze Lokal auf ein reichhaltiges Buffet zum Fastenbrechen ausgerichtet, sodass auch alle bei Sonnenuntergang möglichst rasch zu essen und zu trinken bekommen.
Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, steht ein bunt geschmückter Christbaum im Speisesaal und die Scheiben sind mit weißen Engerln besprüht. Und unsere persischstämmigen Nachbarn in Wien haben in ihrem Vorgarten gerade Weihnachtsbeleuchtung installiert.
Die Frau Staatsministerin und Integrationsbeauftragte in Berlin sollte sich ein Beispiel nehmen.
Christian Hauenstein, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.