„Krone“-Porträt

Bernhard Bonelli – der türkise Chef-Verhandler

Österreich
20.12.2018 06:00

Bernhard Bonelli gilt als wichtigster Mitarbeiter von Sebastian Kurz und hat seine Finger bei allen Großprojekten dieser Regierung im Spiel. Wer ist dieser unbekannte Mann und wie tickt er?

Die gemeinsame Reise zweier junger Männer ins Zentrum der Macht begann im elterlichen VW Golf, und zwar als Fahrgemeinschaft von Niederösterreich nach Tirol. Der Lenker war gerade mit dem Bundesheer fertig, der andere junge und ihm kaum bekannte Mann an der Uni. Und beide ergatterten ein Stipendium für das Forum Alpbach in Tirol - das Paradies für karrierehungrige Jungschwarze. Die beiden verstanden einander sofort - und schmiedeten eine Allianz, die Jahre später von sich reden machen sollte.

(Bild: APA/EXPA/JAKOB GRUBER)

Denn heute, eine gute Dekade später, sitzen die beiden Burschen von einst an den Schalthebeln der Macht im Kanzleramt. Der einstige Fahrer ist Bundeskanzler Sebastian Kurz, der andere sein wohl wichtigster Mitdenker und -arbeiter: Bernhard Bonelli. Er steigt mit Jänner zum Kabinettschef des Kanzlers auf, war aber bisher schon leitender Kurz-Mann. Wer sich nach dem 35-Jährigen mit dem Bubengesicht erkundigt, hört so manches: Selbst Blaue halten ihn für „einen extrem g’scheiten Kerl“, Türkise nennen ihn „unseren Mann für alle Fälle“.

Er verhandelt alles, was für den Kanzler wichtig ist
Der „Krone“ erklärt der studierter Philosoph mit Master-Abschluss in Business-Administration nun seine Rolle: „Ich bin dafür zuständig, dass Themen, die dem Kanzler sehr wichtig sind, auch tatsächlich so umgesetzt werden, wie er sich das vorstellt.“ Mit anderen Worten: Alle großen Brocken - von Mindestsicherung über Zwölfstundentag und Kassenfusion bis hin zur heiklen Reform des Waffenrechts - werden von ihm federführend verhandelt und inhaltlich gestaltet. Wie etwa die Kürzung der Mindestsicherung auszusehen hatte, gab Kurz in groben Zügen vor. Bonelli setzte diese um und erklärte sie obendrein den Journalisten. Zuständig ist er nun auch für das türkis-blaue Pflege-Konzept. Erst dann, wenn er keinen Konsens mit der FPÖ erzielt, kommen Kurz, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und die Regierungskoordinatoren ins Spiel.

Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache (Bild: APA/Hans Punz)
Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache

Braver Kirchengänger und dreifacher Familienvater
Für das Team Kurz arbeitet der Ex-Vorstand der ÖVP-nahen Schülerunion jedoch erst, seit dort auch die Macht wohnt. Zwar stets eng mit ihm befreundet, verschlug es ihn nicht wie seinen Trauzeugen Kurz sofort in die Politik, sondern erst einmal in die Unternehmensberatung - wenige Wochen bevor Kurz 2011 Staatssekretär wurde. Seinen lukrativen Job bei der „Boston Consulting Group“ gab der Vater eines vierjährigen Buben und zweier kleiner Töchter erst 2017 auf. „Ich dachte mir aber schon vorher immer, dass ich - wenn es weiter nach oben geht - irgendwann an Bord komme.“ Nachsatz: „Das ging dann schneller als erwartet.“

Die Frage, wo er ideologisch steht, beantwortet Bonelli wie jedes Mitglied des türkisen Machtzirkels: „Ich bin liberal und christlich-sozial.“ Etwas genauer: Gläubig sei er, jeden Sonntag in der Kirche. Moralisch könne er „mit allem mit, was diese Regierung beschließt“.

Im Verdacht, ein Linker zu sein, steht Bonelli aber ohnehin nicht: Bei der Hofburg-Wahl 2016 machte er, das weiß man auch in der FPÖ, sein Kreuz bei Norbert Hofer. Und wie wäre es mit einer Rolle vor dem Vorhang? „Ehrlich gesagt“, so Bonelli, „fühle ich mich im Hintergrund pudelwohl. Dort, wo politische Einigungen und Inhalte stattfinden, gefällt es mir am besten.“

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